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stricki

Posted on 7.2.2020

Ohne Fehl und Tadel Diese Geschichte hat alles: Schrullige Figuren, Drama, Lügen, Krieg, Exotik, Liebe, Erfolg. Jane Gardam erzählt uns die Lebensgeschichte von Old Filth, einem alten Anwalt im Ruhestand, der nach dem Tod seiner geliebten Frau Betty etwas aus dem Gleichgewicht gerät. Old Filth, Eddy, führte ein total korrektes Leben. Als Anwalt in Hongkong kam er zu Ruhm und Ehren, er war anerkannt und geschätzt und hatte keinen einzigen dunklen Fleck auf seiner immer blütenweißen Weste. Feinde hatte er auch keine, nur einen Anwaltskollegen, mit dem er sich gern gestritten und gemessen hat. Wir erfahren sehr bald, dass Ehefrau Betty genau mit diesem Mann eine langjährige Affäre hatte. Eddy wuchs in Malaysia auf und wurde nach dem frühen Tod seiner Mutter herum gereicht, sein reicher Vater wollte ihn nie bei sich haben, sorgte aber finanziell dafür, dass es Eddy "an nichts fehlte". Außer an Liebe. Und Pech, dass die Pflegemutter hasserfüllt und totkrank war. Ungünstig, dass der Junge ständig irgendwo neu anfangen musste und das Stottern anfing. Old Filth, über 80 Jahre alt, zieht es nach dem Tod seiner geliebten Betty den Boden unter den Füßen weg, Kinder hat er keine, er wohnt alleine in England. Er blickt zurück auf sein Leben, macht sich auf den Weg zu seinen Cousinen, die in jungen Jahren Weggefährten waren. Jane Gardam kann Geschichten erzählen, man sitzt mit Old Filth im Mercedes und zuckelt mit ihm im Schneckentempo über die Autobahn und fühlt quasi den Hass der LKW-Fahrer, die er ausbremst, ohne es zu merken. Sie breitet einen Teppich an Ereignissen aus, es ist ein Vergnügen, Eddy immer besser kennen zu lernen. Ist Old Filth wirklich so untadelig? Diese Frage bleibt bis zum Schluss spannend. Ein wundervolles Buch. Psychologisch gut durchdacht. Bestimmt nicht mein letztes von Gardam.

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