miss_pageturner
Wenn die Sonne hinterm Horizont verschwindet, öffnet der Nachtzirkus seine Toren und lädt ein in eine Welt voller Magie. Dieses Buch ist so einzigartig, wie die der Zirkus, den es beschreibt. Und für mich war es ein wortwörtlich traumhaftes Lesevergnügen. Ein Manko wäre aber, aber dafür kann weder das Buch noch die Autorin etwas, der Klapptext. Der ist nämlich absoluter Müll. So ein „Ich spoiler dich voll, beschreibe die letzten 150 Seiten, dann brauchst du das Buch nicht mehr zu lesen“ Müll Wie dem aus sei, das Buch selbst ist wie gesagt herausragend. Das Buch spielt um die Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert. Es geht um Celia und Marco, die von ihren jeweiligen Mentoren dazu bestimmt wurden, in einem magischen Wettstreit gegeneinander anzutreten. Das „Spielfeld“ ist dabei der dafür geschaffene Nachtzirkus. Schon auf den ersten Seiten wird schnell deutlich, was das Buch so magisch macht: Der Schreibstil. Ich kann es gar nicht genau beschreiben Erin Morgenstern hat eine filigrane, atmosphärische Art zu schreiben. Sie schafft es, dass man mit jedem Wort, mit jeder Seite, immer mehr im Zirkus versinkt. Man sieht die Lichter tanzen, riecht den Duft von karamellisierten Äpfel und hört das Knistern der weißen Flammen. Es ist, als ob man selbst in diesem Traumhaften Zirkus wandelt. Das wird noch durch kurze Passagen bestärkt, in denen sie den Leser direkt in der Zweiten Person anspricht. Die Ideevielfalt, die sich hier im Zirkus wiederfindet ist bemerkenswert. Von Labyrinthen aus Wolken über Papiertiere bis zum Tränenteich, bietet der Zirkus hinter jeder Ecke eine magische Erfahrung. Belebt wird das Ganze noch von einmaligen, lebendigen Charakteren. Dabei lebt das Buch nicht nur von den Protagonisten Celia und Marco, sonder vor allem auch von den zahlreichen Nebencharakteren, die alle ihren Zauber und ihre Geschichte haben. Ich gebe zu, der Nachtzirkus ist ein Buch, auf das man sich ein lassen muss. Denn gerade zu Beginn ist vieles unklar und die wechselnden Zeitabschnitte können auf einige verwirrend wirken. Die Geschichte ist wie ein Baum, den man von oben nach unten entdeckt. Zuerst hat man zahlreiche dünne Äste die sich augenscheinlich nicht berühren. Doch je länger man den Zweigen folgt, desto öfter kreuzen sie sich und schlussendlich vereinen sich alle im Stamm und verwurzeln gemeinsam in der Erde. Der Weg ist hier das Ziel und wer sich drauf einlässt, wird mit einer filigranen Geschichte belohnt, voller Magie, Liebe und zum Ende hin, einen hauch von Melancholie. Fazit: Ein einzigartiges, magisches Buch, dass einen gefangen nimmt und entführt, sofern man es denn zulässt.