Janika
In Die Kakerlake findet sich eine Kakerlake eines Morgens im Körper des britischen Premierministers wieder. Relativ schnell bemerkt Jim Sams – beziehungsweise die Kakerlake –, dass er nicht das einzige Insekt im britischen Kabinett ist. Die meisten Abgeordneten waren einst Kakerlaken und haben nun zwei Ziele: die Abgeordneten, die tatsächlich Menschen sind, aus dem Kabinett zu bekommen und den sogenannten Reversalismus umzusetzen. Mit dem Reversalismus wird das System, so wie wir es kennen, umgedreht – alle, die arbeiten wollen, müssen dafür bezahlen und wer einkaufen möchte, wird dafür finanziert. Ich muss zugeben, dass ich mit Die Kakerlake nicht so ganz warm wurde. Einerseits liest es sich großartig, denn Ian McEwan hat einen einmaligen Schreibstil und dieser ist in der Erzählung ungewöhnlich lustig. Andererseits konnte ich mich nicht richtig für die Handlung begeistern. Ich würde es gerne darauf schieben, dass es ein politisches Buch ist, aber das kann ich nicht, denn ich wusste ja vor der Lektüre, worauf ich mich einlasse und finde die Thematik prinzipiell sehr spannend. Das Prinzip des Reversalismus klingt amüsant und interessant, sorgt aber für einige Schwierigkeiten. Andere Nationen wollen sich Großbritannien – wer hätte es gedacht? – nicht anschließen, sodass es bei grenzüberschreitenden Transaktionen zu Problemen kommt. Wie soll sich Reversalismus etablieren, wenn Großbritannien das einzige Land ist, das nach diesem Prinzip leben möchte? Zudem wird der Alleingang Großbritanniens von der Regierung genutzt, um Patriotismus im Volk zu wecken. Daraus entsteht eine Novelle, die sich aus vielen Sitzungen, Pressesprechungen und Monologen des Premiers zusammensetzt. Für mich hat hier einfach etwas gefehlt. Ich schätze, mir war Die Kakerlake einfach zu einseitig. Auch als satirische Novelle mit nicht einmal 120 Seiten hätte für mich mehr Aufregendes passieren können. Ich glaube, ich fand es teilweise einfach sehr langweilig, was mein größtes Problem wohl am ehesten beschreibt. Was mir am besten am Buch gefallen hat, waren die vielen Situationswitze und amüsanten Einzeiler. Außerdem fand ich die allgemeine Darstellung von Politikern als Ungeziefer lustig. Hierbei greift Ian McEwan nicht nur auf britische Politiker zurück, sondern veräppelt auch ein wenig Donald Trump, wobei McEwan sogar auf Trumps Vorliebe zu twittern eingeht. Für mich haben die Witze den Rest aber nicht wettgemacht. Ich habe die meiste Zeit eher neutral verfolgt, was passiert und war froh, als ich mich mehr und mehr dem Ende des Romans näherte. Fazit: Eine satirische Novelle, die mit einigen Situationswitzen unterhält, mich aber die meiste Zeit über eher langweilte und nicht begeistern konnte.