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Janika

Posted on 7.2.2020

In Die Kakerlake findet sich eine Ka­ker­lake eines Mor­gens im Körper des bri­ti­schen Pre­mier­mi­nis­ters wie­der. Re­la­tiv schnell be­merkt Jim Sams – be­zie­hungs­weise die Ka­ker­lake –, dass er nicht das ein­zige In­sekt im bri­ti­schen Kabi­nett ist. Die meis­ten Ab­ge­ord­ne­ten waren einst Ka­ker­laken und haben nun zwei Ziele: die Ab­ge­ord­neten, die tat­säch­lich Men­schen sind, aus dem Kabi­nett zu be­kommen und den so­ge­nann­ten Re­ver­salis­mus um­zu­setzen. Mit dem Re­ver­salis­mus wird das Sys­tem, so wie wir es kennen, um­ge­dreht – alle, die ar­bei­ten wollen, müssen da­für be­zah­len und wer ein­kau­fen möchte, wird da­für fi­nanziert. Ich muss zugeben, dass ich mit Die Ka­ker­lake nicht so ganz warm wurde. Einer­seits liest es sich groß­ar­tig, denn Ian Mc­Ewan hat einen ein­mali­gen Schreib­stil und die­ser ist in der Er­zäh­lung un­ge­wöhn­lich lustig. Ande­rer­seits konnte ich mich nicht rich­tig für die Hand­lung be­geis­tern. Ich würde es gerne da­rauf schie­ben, dass es ein poli­ti­sches Buch ist, aber das kann ich nicht, denn ich wusste ja vor der Lek­tü­re, worauf ich mich ein­lasse und fin­de die The­ma­tik prin­zi­piell sehr spannend. Das Prinzip des Rever­salis­mus klingt amü­sant und inte­ressant, sorgt aber für eini­ge Schwie­rig­kei­ten. Andere Na­ti­onen wollen sich Groß­bri­tannien – wer hätte es ge­dacht? – nicht an­schlie­ßen, so­dass es bei grenz­über­schrei­ten­den Trans­akti­onen zu Pro­ble­men kommt. Wie soll sich Re­ver­salis­mus etab­lie­ren, wenn Groß­bri­tannien das ein­zige Land ist, das nach die­sem Prin­zip le­ben möchte? Zu­dem wird der Allein­gang Groß­bri­tanniens von der Re­gie­rung ge­nutzt, um Pa­trio­tis­mus im Volk zu we­cken. Da­raus ent­steht eine No­velle, die sich aus vie­len Sitzun­gen, Presse­spre­chun­gen und Mono­lo­gen des Pre­miers zu­sammen­setzt. Für mich hat hier ein­fach etwas gefehlt. Ich schätze, mir war Die Kaker­lake ein­fach zu ein­sei­tig. Auch als sati­ri­sche No­velle mit nicht ein­mal 120 Seiten hätte für mich mehr Auf­re­gen­des passie­ren können. Ich glaube, ich fand es teil­weise ein­fach sehr lang­wei­lig, was mein größ­tes Pro­blem wohl am ehe­sten be­schreibt. Was mir am besten am Buch ge­fallen hat, wa­ren die vie­len Si­tua­tions­witze und amü­san­ten Ein­zei­ler. Außerdem fand ich die all­ge­meine Dar­stellung von Poli­ti­kern als Un­ge­ziefer lus­tig. Hier­bei greift Ian Mc­Ewan nicht nur auf bri­ti­sche Poli­ti­ker zu­rück, son­dern ver­äppelt auch ein we­nig Donald Trump, wobei Mc­Ewan so­gar auf Trumps Vor­liebe zu twittern ein­geht. Für mich haben die Witze den Rest aber nicht wett­ge­macht. Ich habe die meis­te Zeit eher neu­tral ver­folgt, was passiert und war froh, als ich mich mehr und mehr dem Ende des Ro­mans nä­herte. Fazit: Eine satirische Novelle, die mit einigen Situationswitzen unterhält, mich aber die meiste Zeit über eher langweilte und nicht begeistern konnte.

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