seehase1977
Eindrucksvolles und schön zu lesendes Debüt Giulia, Sarah und Smita sind drei Frauen deren Charaktere und Lebenswege unterschiedlicher nicht sein könnten. Alle drei haben ein Schicksal zu meistern. Smita, die in Indien unter den Ärmsten der Armen leben muss setzt alles daran, dass ihre Tochter ein besseres Leben führen kann. Die sizilianische Schönheit Giulia muss nach dem Unfall ihres Vaters der Tatsache ins Auge sehen, dass das Familienunternehmen, die letzte Perückenfabrik Palermos, kurz vor dem Ruin steht. Sarah, eine erfolgreiche und willensstarke Anwältin aus Montreal muss sich einem Schicksal stellen, dass nicht in einem Gerichtssaal ausgetragen werden kann… Meine Meinung: Grundsätzlich sind Frauenromane nicht meine bevorzugte Lektüre. Doch manchmal lohnt es sich über den Tellerrand zu blicken. „Der Zopf“ von Laetitia Colombani war diesen Blick absolut wert. Sie erzählt die Geschichten dreier unterschiedlicher Frauen und verknüpft diese in einem lesenswerten, eindrucksvollen und berührenden Buch. Laetitia Colombani erzählt abwechselnd, in nicht zu langen Kapiteln und mit angenehm flüssiger und bildhafter Sprache die Geschichten der drei Frauen Smita, Sarah und Guilia, die auf drei völlig unterschiedlichen Kontinenten ihr persönliches Schicksal meistern müssen. Am Ende fügen sich die losen Enden der jeweiligen Erzählstränge zu einem prachtvollen Zopf zusammen. Colombani hat ihrer Fantasie drei ausdrucksstarke und lebensnahe Frauen entspringen lassen, die die Sehnsucht nach Freiheit und Glück antreibt, jede auf ihre Weise, jede aufgrund unterschiedlicher Beweggründe, Ängste und Gefühle. Feinfühlig bringt die Autorin ihren Lesern die unterschiedlichen Charaktere nahe. Besonders beeindruckt hat mich hier die Inderin und Dalit Smita. Ihr Leben als Unberührbare, die in ihrem Land zu den Ärmsten der Armen gehört, deren Leben nichts wert ist und schon vor ihrer Geburt vorbestimmt ist, die für einen Hungerlohn die Toiletten der ihr höher gestellten Menschen reinigen muss, hat mich sehr berührt. Insbesondere auch die Tatsache, dass dieses Schicksal noch immer viele tausende Inderinnen und Inder erleiden und erdulden müssen. Mein Fazit: „Der Zopf“ von Laetitia Colombani ist ein eindrucksvoll und berührend erzählter Frauenroman, der seinen Lesern die Geschichten und Lebenswege drei unterschiedlicher Frauen nahe bringt. Gekonnt verwebt die Autorin diese Erzählstränge auf knapp 300 Seiten zu einem bunten, lebensbejahenden und ausdrucksstarken Zopf. Obwohl ich Frauenromanen eher nicht so zugetan bin, hat mich dieses Buch bewegt und mir schöne Lesestunden beschert. Lesens- und empfehlenswert!