Sarang
Inhalt: Der Roman „Die Wahrheit über Alice“ erzählt aus der Sicht verschiedener Handlungsstränge das Leben Katherines, die ihre Schwester Rachel bei einem grausamen Mord verlor. Nach Rachels Tod ist die Familie zunächst zerstört und Katherine zieht von Melbourne nach Sydney zu ihrer Tante, um etwas Abstand zu gewinnen. Dort freundet sie sich mit der wunderschönen und allseits beliebten Alice an. Alice führt eine „on off Beziehung“ mit Robbie, der sich alles von Alice gefallen lässt. Am Anfang ist zwischen den Dreien alles perfekt, doch nach und nach entblättert sich Alice' wahres Gesicht. Sie findet Gefallen daran ihre Mitmenschen, sogar ihre besten Freunde Robbie und Katherine psychisch zu quälen. Katherine hat Alice einmal vertraut und ihr den Mord an ihrer Schwester anvertraut, was ihr half, die Trauer und die hohen Schuldgefühle ein wenig zu bewältigen, doch inzwischen sucht sie nur noch Abstand, solange sie noch kann, denn Alice wird immer grausamer und aufdringlicher. Dann lernt Katherine Mick kennen und die Beiden werden auf Anhieb ein Paar. Sie wären glücklich, wenn da nicht immer irgendwo noch Alice wäre, die nur auf ihre Chance wartet, endlich zuschlagen zu können. Meine Meinung: Ich habe mir unter „Die Wahrheit über Alice“ nichts vorstellen können und es ist auch mein erster Roman in dieser Richtung, doch der hat mich mehr gebannt, als ich es für möglich gehalten hätte. Die Erzählweise dieser ständig wechselnden Perspektiven in den Zeitformen, wirkt bei anderen Romanen unübersichtlich, doch hier war es genau das Richtige und brachte die gesamte Spannung in die Handlung. So erfuhr ich Etappenweise, was einmal war, wie Rachel beispielsweise umgebracht wurde, was gerade passiert und was einmal sein wird und das alles hängt miteinander zusammen. Das Schlimme und hochprickelnde daran ist, dass man bereits einen verbotenen Blick in die Zukunft wirft, was man bei Büchern sonst nie wagt, denn würde man das letzte Kapitel zuerst lesen, wäre die Spannung dahin. So weiß man in der Mitte schon etwas und bekommt eine dunkle Ahnung, dass das Ende des ganzen Romans vielleicht nicht so sein wird, wie man es sich wünschen würde. Doch da AutorInnen einen nicht selten an der Nase herumführen, bleibt noch die Bange Hoffnung, dass man sich irrt. Die Handlung ist kompakt, genau richtig aufgegliedert mit den drei verschiedenen Zeitperspektiven und so amtosphärisch dicht, dass man kaum nach Luft schnappen kann, während eines zum Anderen führt und die Geschichte ununterbrochen voran führt. Rebecca James Stil zeichnet sich besonders dadurch aus, dass sie es nicht nötig hat besonders blutig, brutal oder übertrieben zu schreiben. Sie hält sich da recht schlicht, doch das lässt mehr Freiräume für die eigene Fantasie übrig und man wird vor lauter Blut nicht vom Ekel gepackt, so dass man sich gar nicht mehr auf die Handlung konzentrieren könnte. Diese Art des Schreibens enthält viele, unterschwellige Zwischentöne, die sensible, hochfeine Informationen und Hintergründe wiedergeben, die vielleicht nicht jeder zu erspüren vermag. Die Personen in diesem Roman wirkten sehr echt auf mich und besonders Katherine ist eine Protagonistin, mit der ich mich gut identifizieren konnte. Sie schwelgt zwar ab und zu in Selbstmitleid, doch das ist nur menschlich, nachvollziehbar und realistisch. Rebecca James benutzte ganz besondere Beschreibungen für Katherine, so dass ich immer wusste, woran ich war. Ich weiß kaum wie das in Worte fassen, was ich da für ein Wunderwerk lesen konnte, denn „Die Wahrheit über Alice“ lässt keine Wünsche offen und ich bin froh über die Testleserunde bei LovelyBooks auf dieses Buch aufmerksam geworden zu sein, denn ansonsten hätte ich es vermutlich niemals entdeckt oder gar gelesen und hätte so vieles verpasst. Alleine die Wahl des Namens „Alice“ ist perfekt, denn das gibt dieser Figur den letzten Flair, den sie benötigt, um in ihrer Rolle und mit ihren Motiven ernst genommen zu werden. Einige haben gesagt, dass sie das Cover an den Film „American Beauty“ erinnert. Das habe ich ohne fremde Hilfe zwar nicht gesehen, doch inhaltlich kann man in sofern die Parallelen zueinander ziehen, dass man sagt, dass beide Werke dieselbe Kernintensität, Verrücktheit und Verschlungenheit im positiven Sinne besitzen. Mein Fazit: „Die Wahrheit über Alice“ hat mich zutiefst gerührt. Das Ende und der ganze Verlauf des Buches waren sehr spannend, flüssig zu lesen und gingen direkt unter die Haut. Beim Ende musste ich weinen, denn was ich geahnt hatte, bestätigte sich, überraschte mich zugleich jedoch so, dass ich sehr geschockt gewesen bin. Katherine hat vieles durchgemacht und wird durch Alice noch vieles durchmachen, doch sie lässt sich nicht unterkriegen, bleibt stark und ist sehr intelligent. Ich kann zum Ende nur so viel verraten, als das es zwar sehr traurig, aber nicht völlig trostlos sein wird. Die Figur Alice hat mich ein wenig geschockt, denn bis zu dem Moment, in dem man ihre Motivation nicht kennt, versteht man den Sinn des ganzen nicht, bis sich Puzzlestückchen für Puzzlestückchen zusammenfügt. Ich empfehle „Die Wahrheit über Alice“ allen LeserInnen, die mit rasanter, nervenaufreibender Spannung umgehen können. Dieser Roman ist rundum perfekt, ein literarisch sehr wertvolles Werk und unabhängig der Genres, die man normalerweise bevorzugt liest, prickelnd, ähnlich einem Hochseilakt. Ich habe dieses wunderschöne Buch verschlungen, was außen durch seine schöne Coveraufmachung überzeugt und inhaltlich durch seine ehrliche Häßlichkeit. Ich sage euch, lasst euch auf diese Reise ein, die euch in eine grausame Seele lockt und nicht mehr loslassen wird. Mein absoluter Favorit dieses Buch und ein erstaunlicher Debütroman.