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Sarang

Posted on 7.2.2020

„Unland“ ist der Stoff, aus dem die dunkelsten aller Märchen gemacht werden. Dieses Buch hat mich beinahe in den Wahnsinn getrieben, denn sehr realistisch ist dieses Gruselszenario aufgebaut worden, bis es seinen Höhepunkt erreichte und mich in seinen schwarzen Schlund, bestehend aus Albträumen, bösen Sehnsüchten und dunklen Begierden, hinabriss!- Wirst du wagen es zu lesen? Denn was ist, wenn du in dem bösesten deiner Albträume gefangen bist und dich nicht mehr zu befreien vermagst? Wirst du dieses Risiko auf dich nehmen und „Unland“ ergründen? Doch sei gewarnt, was du dort findest, wird vielleicht mehr preisgeben, als deine zarte Seele zu verkraften vermag... Inhalt: Die 14-jährige Franka hat eine schwierige Kindheit hinter sich und fühlt sich in ihrem Wohnort Berlin von alten Erinnerungen verfolgt. Deswegen nimmt sie an einem so genannten Erziehungsprogramm teil, wofür sie zu zwei Pflegeeltern in Waldburgen zieht. Präzisier: Haus Eulenruh wohnen bereits einige Kinder, die von Andreas und Vera Kämpfe betreut werden. Dort angekommen merkt Franka schnell, dass das Landleben alles andere als bloß idyllisch sein kann. Zunächst einmal die eingeschworene Dorfgemeinschaft, die den Kindern aus Haus Eulenruh eher skeptisch als freundlich entgegen treten und dann noch die scheinbar streng geheime Umgebung namens: „Unland“. Eine trostlose Landschaft, die Franka nur von Weitem erblicken kann, die niemand betreten darf und die durch einen elektrischen Zaun gesichert ist. Doch Franka und den anderen Pflegekindern wird schnell klar, dass mit Unland etwas nicht stimmen kann. Denn zufälligerweise geschehen zunehmends Verbrechen, auf die gefälschte Beweise folgen, die auf die Kinder gemünzt sind und alle Spuren führen ins mysteriöse Unland. Können daran immer die relativ neuen Bewohner von Waldburgen schuld sein? Sie wollen sich das nicht mehr gefallen lassen und versuchen das Geheimnis direkt in Unland zu ergründen. Doch was sie dort zu entdecken suchten, ist schlimmer, als ihre dunkelsten Albträume oder ihre kühnsten Vorstellungen zu erahnen vermochten. Meine Meinung: „Unland“ ist ein Jugendbuch, dass sich mit einer sehr ungewöhnlichen Familiensituation, in einem ebenso außergewöhnlichen Dorf außeinander setzt. Franka, die Protagonistin, ist auch nicht das, was man als einen stereotypischen Charakter bezeichnen würde. Sie ist ein Mädchen, wird aber von Weitem für einen Jungen gehalten. So fühlt sich Franka meistens auch. Eher jungenhaft, als weiblich. Sie hat die Figur eines Jungen und fühlt sich wohl so. Irgendwann rasiert sie sich sogar ihre Haare ab und der letzte Schritt zum „Jungssein“ ist vollzogen worden, oder? Denn in Haus Eulenruh wohnt auch der 18-jährige Ricardo, in den sich Franka scheinbar ein wenig verliebt hat? Außerdem wurden Franka ein paar Macken angedichtet, beziehungsweise Gewohnheiten. Das ließ sie in meinen Augen noch authentischer erscheinen, als sie es ohnehin schon war und gab ihr eine tiefe, die sich alle LeserInnen für seinen/ihren Roman wünschen würden. In diesem Roman gibt es häufig mehr Anspielungen, als offene Tatsachen, die angesprochen werden und das gefiel mir sehr. Die Figuren tanzen aus der Rolle, doch sind sie nicht das umwerfendste und beliebteste Mädchen der Schule. Oder gar das Schüchternste, das dann plötzlich von einem Elf als Gefährtin ausgewählt wird. Denn solche Sachen passieren nur in Romanen, doch was Antje Wagner da beschreibt, das kann auch in der Realität passieren. Franka ist also weder dieser typische „Normalo“, noch ein verkrampfter Charakter, der mit jedem Mittel irgendwie anders, besser oder von den anderen abgehoben sein muss. Kurz gesagt: Franka ist ein Mensch, wie man ihn auf der Straße treffen würde. Das stellte eine gute Voraussetzung für die vorangehende Geschichte dar, die zunächst ganz harmlos beginnt: Mit dem Einzug von Franka in ihr neues zu Hause. Kaum hat sie sich halbwegs eingewöhnt, passiert die erste Merkwürdigkeit, über die man noch hinwegsehen kann. Doch dann häufen sich diese Zufälle und man wird nicht nur als LeserIn misstrauisch, die Figuren im Roman werden es auch. Bei Antje Wagner muss man sehr auf die Details achtgeben, wenn man die Hinweise nicht übersehen möchte und schon eine Ahnung für die Auflösung erhaschen will. Dennoch gelang es mir hier nicht, dass Geheimnis zu ergründen. Die Lösung ist zu abstrakt, als das man von alleine darauf kommen könnte. Einmal bei der Wahrheit angekommen, ergibt sie einen logischen Sinn, doch im Vorfeld ist sie aus meiner Sicht unmöglich zu erahnen. Das war sehr spannend, denn so habe ich das Geschehen sehr intensiv wahrgenommen und mich bis zum Ende gefürchtet. Denn die Aufklärung ist nicht, wie ich erwartet hätte sehr fröhlich. Es ist auch nicht wie im Märchen, dass eine bedrohliche Situation zum Guten gewendet wird; im Gegenteil: Die ganze Atmosphäre der Geschichte versank förmlich in einem Teppich aus Dunkelheit. Das wurde am Schluss noch übertroffen, so geschockt hat mich das Ende. Auch die Vorstellung, die die Autorin da in meinen Kopf gepflanzt hat, ist sehr furchterregend. Denn die Frage während des gesamten Romans lautete für mich: „Was ist Unland?“. Im Roman weiß ich es inzwischen, denn „Unland“ existierte für alle sichtbar, ohne dass sich einer der Dorfbewohner großartig dafür interessiert hätte. Doch was ist, wenn es in der Realität ebenfalls so eine Art Unland gäbe, jedoch im Verborgenen? Wir hätten keine Ahnung, was sich da alles abspielte. Antje Wagner hat es doch tatsächlich geschafft, dass ich jetzt so einige Dinge in Zweifel ziehe und mich erneut frage, ob da nicht doch mehr ist, als wir alle glauben Ob es nicht etwas so dunkles gibt, dass wir es nicht zu sehen vermögen, weil es zu grausam dafür ist. Doch das sind alles Spekulationen, deren entstehen erst durch „Unland“ möglich war, was mich auf eine dubiose Reise in eine normale Welt entführte, die eine bedeutende Schattenseite enthält. Mein Fazit: „Unland“ besaß den überzeugenden Gruselfaktor und hat mich mit einer bannenden, impulsiven und logisch gelösten Geschichte fasziniert. Dabei hat mich Antje Wagner mit angemessener Sprache durch die Handlung geführt und gekonnte Akzente gesetzt, die mich entweder in die Irre führten, die Spannung erhöhten oder gar Beides auf einmal zu tun vermochten. Dieser Roman hat mich gelehrt, dass da immer noch mehr sein kann, als wir vorerst vermuten und mit außergewöhnlichen Charakteren einen einzigartigen Schauplatz kreiert, den ich nicht so schnell vergessen werde. Wieder einmal hat mich Antje Wagners Schreibkunst überzeugt und ich empfehle allen LeserInnen, die nach einem kleinen Kick oder einfach nur einmal nach etwas Gutem zum Lesen suchen, sich einmal an diesem grandiosen Werk zu versuchen.

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