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zwischenworten

Posted on 6.2.2020

Hach ja, wo fange ich bei diesem wunderbaren Buch eigentlich an? Vielleicht erst einmal damit, wie ich mich überhaupt für Palace of Glass entschieden habe. Es war ein einem Dezemberabend, meine Patentante fragte mich, was ich mir denn zu Weihnachten wünschen würde und ich stöberte in meiner Amazon-Bibliothek auf der Suche nach einem Buch, das ich schon seit langem mal lesen wollte. Dort gibt es ehrlich gesagt viel zu viele Buchwünsche, aber meine Wahl viel letztendlich auf Palace of Glass, weil ich 2019 zumindest versuchen will, endlich auch mal wieder mehr von deutschen Autoren zu lesen. Da ich gerne auf englischen Buchblogs nach Empfehlungen Ausschau halte, wandern dementsprechend auch meist englischsprachige Werke auf meine Buchliste und ich lasse die deutschen ein wenig außer Acht, aber das möchte ich nun ein wenig ändern. Also stieß ich auf Palace of Glass von einer deutschen Autorin und entschied mich direkt für das Buch. Etwas, das ich nicht einmal bereut habe, denn ich habe dieses Buch geradezu inhaliert. Ganz witzig ist es übrigens, dass C.E. Bernard zwar Deutsche ist, ihre Bücher aber eigentlich auf Englisch schreibt. Die Bücher wurden von jemand anderem zurück ins Deutsche übersetzt, weswegen es wahrscheinlich ein Graubereich meiner Auswahl eines deutschen Buches ist. Aber ich habe mich wirklich bemüht und ehrlich gesagt ist es auch vollkommen egal, wer das Buch letztendlich in die deutsche Sprache gebracht hat, denn es ist einfach wundervoll. Ziemlich cool finde ich es auch, dass alle drei Bände der Reihe gemeinsam einen roten Seidenfaden darstellen, der aufeinander aufbaut. Gerade wenn man den tieferen Sinn der roten Seide aus den Büchern versteht, finde ich dieses Detail sehr ansprechend. Doch worum geht es eigentlich in Palace of Glass? Die Idee der Buchreihe ist etwas, das mir in dieser Art und Kombination noch nie begegnet ist. Und das muss etwas heißen, denn ich habe zwar schon einige Bücher gelesen, in denen Berührungen verboten sind – sei es, weil Gefühle verboten sind oder ein Charaktere wie in der ‚Shatter Me‘-Reihe anderen durch Berührungen Schmerzen zufügt –, aber die Kombination wie in Palace of Glass ist mir noch nicht untergekommen. In der Welt des Buches ist es in vielen Ländern verboten, überhaupt Haut zu zeigen, weil alle Angst haben vor den Magdalen. Die Magdalenen sind Personen, die durch Berührungen spezielle Fähigkeiten haben und Gedanken lesen können. Da diese von vielen, gerade auch dem Königshaus aus England, als übermächtig und gefährlich angesehen werden, müssen alle Menschen von Kopf bis Fuß bedeckt sein. Handschuhe werden zu jeder Zeit getragen und die Straßen sind sogar durch verschiedene Spuren getrennt, damit man bloß keinen Kontakt zu anderen herstellen kann. Partnerschaften beschränken sich ebenfalls nur auf den Liebesakt und ansonsten werden die Partner durch eine Schleppe voneinander getrennt. Die Menschen haben alle eine panische Angst vor Berührungen, allen voran angetrieben durch den Hass des englischen Königs und seiner Frau, die gegen die Magdalenen eine harte Propaganda aufziehen. Ein wenig hat mich das an die Nazi-Zeit erinnert, denn Magdalenen können nichts für ihre Fähigkeiten, werden damit geboren und müssen sich vor den bestimmten Garden verstecken, die nur existieren, um sie aufzutreiben. Das kann unheimlich gefährlich und vor allem schmerzvoll für die Magdalenen werden, da sie Berührungen brauchen, um nicht verrückt zu werden. Rea Emris ist eine dieser Magdalenen, ein Flüchtling aus den USA, weil sie dort eine Berührung gewagt hat. Sie hofft, einfach in der Menge untertauchen zu können. Ihre Rettung, an die sie sich klammert, ist das mögliche Musikstipendium ihres Bruders für eine Musikakademie in Frankreich, einem Land, in dem Magdalenen nicht verboten sind. Die beiden halten sich nur schwer über Wasser, Liam als Straßenmusikant und Rea als Näherin. Um ihren Drang nach Körperkontakt zu erfüllen, nimmt Rea ab und an Straßenkämpfen bei. Leider sieht jemand bei einem dieser illegalen Kämpfe zu und das Mädchen wird daraufhin in den Königspalast eingeladen, wo sie den Undercover Bodyguard für den Thronprinzen spielen muss. Natürlich ohne ihr Geheimnis zu enthüllen, denn das würde ihren Tod bedeuten. Damit nimmt die Geschichte dann richtig Fahrt auf, viele interessante Charaktere werden eingeführt und ein Plottwist jagt den nächsten. Ich bin so verliebt in die Handlung, dass ich mir die beiden Folgebände direkt bestellt habe und auch bereits die Hälfte des zweiten Bandes gelesen habe. Die Charaktere Ich weiß gar nicht, wo genau ich hier mit dem Schwärmen beginnen soll, denn ich bin absolut in ausnahmslos alle Charaktere. Wirkliche jeden einzelnen, auch die Bösewichte, weil alle von ihnen vollkommen authentisch wirken. Meine Lieblinge sind wahrscheinlich Blanc, der Hauptmann der Wache, der in seinem vergangenen Leben Straßenkämpfer in Paris gewesen ist, und Ninon, die Schwester des französischen Königs, die so herrlich unkonventionell ist. Während Blanc eher der stillere Zeitgenosse ist und Rea zum Kämpfen ausbildet, ist es Ninon, die für ordentlich Schwung und Party sorgt. Gewagt stellt sie sich über die Gesetze Englands und läuft auch gerne mal mit offenen Haaren oder freizügiger Kleidung herum, während alle anderen bis auf den Hals zugeknöpft sind. Außerdem leitet sie nebenbei ein Unternehmen und ist wahrscheinlich der beste Spitzel, den man sich wünschen kann. Sie ist also eine echte Powerfrau und trägt ein Geheimnis mit sich herum, das vieles ändern wird. Dann gibt es da natürlich noch die eigentliche Hauptperson der Geschichte: Rea Emris. Sie ist das, was andere als durchschnittlich bezeichnen würden, wenn es um das Aussehen geht. Doch das interessiert sie nicht im Geringsten, denn sie hat eindeutig größere Probleme. Sie wird gejagt und muss sich dennoch in die Höhle des Löwen begehen, ohne eine Chance zu haben, abzulehnen. Dort darf sie nicht auffliegen und ich bewundere sie wirklich für ihren Mut und Einfallsreichtum. Sie ist außerdem nicht auf den Kopf gefallen, zieht oft richtige Schlussfolgerungen und ist eine erfrischend starke Frau. Rea liebt die Schauspielerei, ebenfalls verboten in England. Sie kann kämpfen, ist aber dennoch manchmal eingeschüchtert und hofft einfach nur, ein paar Monate zu überstehen, bis sie endlich nach Frankreich flüchten kann. Kronprinz Robin ist derjenige, den Rea Undercover schützen soll, denn es werden immer wieder Attentate auf ihn verübt. Er ist wahrscheinlich der Charakter, den man anfangs am Schwersten einschätzen kann, denn er trägt immer eine reservierte Miene und lässt sich nicht durchschauen. Mit der Zeit habe ich ihn jedoch ebenfalls ins Herz geschlossen, denn auch er trägt ein Geheimnis mit sich herum, das ihm den Kopf kosten kann. Die Bewertung Die 4,5 Sterne wurden nicht umsonst vergeben, denn dieses Werk hat es vollkommen verdient, mehr Leser zu finden. Dieses Buch hat mich wirklich vollkommen vom Hocker gehauen und ich kann alle, die diese Art von Büchern lesen, nur dazu auffordern, Palace of Glass auf jeden Fall zur Hand zu nehmen. Ich bin schon von Anfang an hingetan gewesen von dem Werk, aber dann wurde es so richtig gut und immer nur noch immer besser. Denn was Palace of Glass vor allem kann, ist, den Leser in die Irre zu führen, Zweifel und Vermutungen zu sehen, nur um sie dann wieder zu zerstören. Ein Plottwist folgte dem anderen und ich habe es geliebt. Richtig gut gefallen hat es mir außerdem, wie detailgetreu und detailliert die Welt ausgearbeitet wurde. Selbst die Kleidung wurde im Detail ausgearbeitet und es war wunderbar, all diese fremden Zukunftswelten präsentiert zu bekommen. Besonders verliebt bin ich in die Charaktere und nachdem ich den zweiten Band bereits zu lesen begonnen habe, merke ich, dass einige von ihnen im ersten Band gar nicht genügend Aufmerksamkeit von mir bekommen haben. Dabei sind gerade sie es, die das Buch so besonders machen. Ich kann es kaum erwarten, mich weiter in das Abenteuer zu stürzen, weswegen ich diese Rezension jetzt auch beenden und direkt weiterlesen werde.

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