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seehase1977

Posted on 6.2.2020

Wenn Kinder töten – Schockierende Einblicke aus der Rubrik „True Crime“ in sechsjähriger Junge findet bei seinem Onkel eine Pistole und erschießt damit zwei Stunden später seine Klassenkameradin. Das Motiv: Sie hat ihm zugeflüstert, dass sie ihn nicht mag. Die Polizei überführt einen 13-jährigen Jungen, der zwei gleichaltrige Jungen auf dem Gewissen hat. Er wird zum jüngsten Serienmörder Deutschlands. Ein zwölf Jahre altes Mädchen tötet, gemeinsam mit ihrem Freund, Vater, Mutter und Bruder, weil ihre Familie mit der Beziehung nicht einverstanden gewesen ist…(Quelle: Klappentext) „Wenn Kinder töten“ ist mein erstes von Autor Stephan Harbort und wird definitiv nicht das letzte gewesen sein. Unglaublich, dass ich, obwohl die Rubrik „True Crime“ zu meinem absoluten Lieblingsgenre gehört, noch nie etwas von Deutschlands bekanntestem Serienmordexperte gehört, geschweige denn gelesen habe! In diesem Buch wird der Leser mit wahren Kriminalfällen konfrontiert, Verbrechen, die allesamt von Kindern verübt wurden. Schwer verdaulicher Lesestoff! Meine Meinung: Schonungslos, detailreich aber nie sensationslüstern, sondern sachlich und frei von Vorurteilen erzählt Harbort von acht aufsehenerregenden Fällen, in denen Kindern zu Mördern wurden. Hier wird aber nicht nur die Tat an sich analysiert, sondern auch die Lebensumstände der Kinder, ihr Umfeld, ihre soziale Einbindung in die Gesellschaft. Interessant ist, dass es auch bei den straffällig gewordenen Kindern oftmals um ganz ähnliche Motive geht, wie bei erwachsenen Tätern. Oft werden Beziehungskonflikte, Neid und Habgier, aber auch sexuelle Gewalt zum Auslöser. Aber nicht immer ist das soziale Umfeld der Kinder der Grund für die Verbrechen, denn manche von ihnen kommen aus einem intakten Elternhaus. "Mit meinem Vater hätte ich abrechnen sollen - den hätte ich gerne kaputt gemacht!" Doch was muss in ihrem noch so jungen Leben geschehen sein, dass Kinder so außer Kontrolle geraten und solch grausame Taten verüben? Teilweise morden die Kinder völlig emotionslos und mit einer Gefühlskälte, die einem Schauer über den Rücken jagen lässt. Hinzu kommt, dass in der Vielzahl der Fälle die Morde nicht aus dem Effekt heraus begangen wurden, sondern oftmals bis ins Detail geplant waren. Die Frage nach dem „Warum“ ist allgegenwärtig, wird aber trotz ausführlicher Beleuchtung der einzelnen Fälle und deren Täter, nicht wirklich aufgeklärt. Möglicherweise weil man es gar nicht erklären und bis ins Detail analysieren kann…? Stephan Harbort geht außerdem auf die juristische Handhabe in diesen Fällen ein, die – je nach Land und Gesetz - differenziert betrachtet werden muss. Grundsätzlich sind Kinder bis zu einem gewissen Alter strafunmündig und können juristisch nicht zur Verantwortung gezogen werden, in den USA wurde dennoch sogar über die Todesstrafe diskutiert. Viele der damals noch ganz jungen Straftäter sitzen auch heute noch in geschlossenen Anstalten oder hinter Gittern, entweder, weil sie nie in die Gesellschaft entlassen werden konnten oder aber, weil sie im Erwachsenenalter erneut straffällig wurden. Mein Fazit: „Wenn Kinder töten“ von Stephan Harbort befasst sich mit einer erschreckenden und oftmals sehr grauenvollen Thematik und ist definitiv keine leichte Kost. Der Autor versteht es die Handlungen interessant, facettenreich und für jeden verständlich zu erzählen, aber dennoch sachlich und vorurteilsfrei zu bleiben. Lesenswert!

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