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Paula

Posted on 6.2.2020

Ich muss gestehen, dass ich „Windborn“ wohl nicht zur Hand genommen hätte, wenn ich es nicht zum Geburtstag geschenkt bekommen hätte. Es wirkte ziemlich unscheinbar und alles andere als besonders, doch jetzt, wo ich es näher in Augenschein nahm, erschien es mir doch ziemlich vielversprechend. Ich weiß heute gar nicht so richtig wie ich anfangen soll. Oft finde ich einen einfachen Einstieg in meine Rezensionen, hier funktioniert es irgendwie nicht – könnte auch daran liegen, dass ich tatsächlich selbst nicht so richtig weiß, wie mir das Buch überhaupt gefallen hat. Ich würde sagen, ich tippe einfach drauf los und wir finden es gemeinsam heraus. „Windborn“ ist vor allem eines: schnell. Damit meine ich, dass im Buch innerhalb von 50 Seiten so viel passiert ist, wie ich es erst nach 100-150 Seiten erwarten würde. Jennifer Alice Jager hat einen Schreibstil, der nicht nur sehr gut zu lesen ist, sondern auch ziemlich kurz gefasst ist. Sie gehört nicht unbedingt zu Autorinnen, die alles ausschweifend beschreiben und tausendfach darauf eingehen, wie eine Person gerade dasteht oder wie sich der Regen auf der Haut anfühlt. Sie übermittelt Gefühle in ihrem Schreibstil sehr gut und dennoch erschien mir die Protagonistin manchmal etwas sprunghaft – wahrscheinlich auch hier nur, weil ihre Gedanken nicht so genau und detailliert formuliert wurden. Ashara als Protagonistin hat mir ansonsten sehr gut gefallen. Man merkt gleich zu Beginn, dass sie sich in ihrer Haut nicht richtig wohl fühlt und ein bisschen verloren in ihrer Aufgabe als Wolkenstürmerin des Stammes ist. Sie will den Erwartungen anderer gerecht werden, sorgt sich sehr um ihre Familie, wobei sie ihr eigenes Wohlergehen oftmals vergisst und ist – zu ihrem Leidwesen – auch sehr neugierig. Die Welt, in der Ashara lebt, ist nämlich gar nicht so weit entfernt von unserer heutigen. Die Idee zur Umsetzung von der Autorin fand ich unglaublich interessant und vollkommen überraschend. Deshalb habe auch ich mich andauernd gefragt, wie ihre Wüstenwelt entstanden ist, bis es auch dem Leser letztendlich erklärte wurde. So wie die Welt toll aufgemacht war, schien auch die Prise Magie, die in der Geschichte eingewoben ist, gut zu passen. Die Elementarkräfte tauchten bereits in anderen Büchern auf, weshalb die Autorin das Rad nicht neu erfunden hat, aber die Vorstellung von Wolkenstürmern, Regenbringern usw. hat es mir regelrecht angetan und ihre Fähigkeiten wurden wirklich toll in Szene gesetzt. Was mich ein bisschen enttäuscht hat war hingegen die Liebesgeschichte. Von der erwarte ich persönlich in den meisten Büchern besonders viel, und diese hier hat mich leider ganz schön enttäuscht. Kiyan ist schon ein cooler Typ, wird mir jedoch längst nicht genau genug beschrieben als dass ich mir ein Bild von ihm machen könnte. Das ist unglaublich schade, schließlich ist es meist gerade die Anziehungskraft zwischen zwei Menschen, die einem die Knie beim Lesen weich werden lassen. So haben Ashara und Kiyan mich leider richtig kalt gelassen. Wer hingegen richtige Gefühle im mir hochkochen lässt, ist niemand anderes als Tuan. Der Kerl hat mich nicht im romantischen Sinne neugierig gemacht – wegen ihm bin ich super wütend geworden! Ich will inhaltlich natürlich nicht allzu sehr darauf eingehen, weil ich euch nichts vorweg nehmen möchte, aber wie sich Ashara ihm gegenüber verhalten hat und anders herum hat mich einfach nur unglaublich aufgeregt. Man hätte ihn meiner Meinung nach auch aus der Geschichte streichen können. Die Geschichte von „Windborn“ ist…schön. Ja. Aber irgendwie auch nicht mehr. Die Ideen von Jennifer Alice Jager sind super, doch 100-200 Seiten mehr bzw. eine Trennung auf zwei Bände hätte der Geschichte für mich den Kick gegeben. Mehr Beschreibungen, vor allem in Kampfszenen und romantischen Situationen, könnten der Geschichte so viel mehr Tiefe geben. Hinzu kommt leider auch, dass ich hier einiges vorhersehen konnte, vor allem zum Ende hin. Manchmal mag ich es auch, zu wissen, worauf ich mich einlasse, aber hier hätte ich gerne weitaus mehr Spannung gehabt. Dann wäre das Buch bestimmt ein Highlight geworden!

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