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Ladybug

Posted on 6.2.2020

Große Ereignisse in einem kleinen Dorf In Duneen ist nichts los. Eigentlich. Zumindest scheint es so. Doch als bei Bauarbeiten menschliche Knochen gefunden werden, kommen Ereignisse hoch, die die Dorfruhe bis in die Grundfesten erschüttern. Mittendrin ein gemütlicher Dorfpolizist, der plötzlich aus seiner Gemütsruhe herausgerissen und mitten in ein ihm völlig fremdes Leben geworfen wird … Dieser Krimi brilliert weniger mit Spannung, als mit einem famosen Bild von trügerischer Idylle eines kleinen Dörfchens, in dem man weder Dramen noch große Ereignisse zu finden glaubt. Doch unser tapferer Dorfpolizist PJ Collins, der sich selbst für dümmer hielt, als er in Wirklichkeit ist, deckt mit seinem großen Herzen einen uralten Fall auf – und stellt damit die großen Ermittler ganz leise und sanft in den Schatten. Nach und nach entwickelt sich aus einer scheinbar harmlosen Sache ein wahres Drama, fallen Masken und wenden sich Schicksale. So einigen Bewohnern Duneens wird klar, dass sie große Teile ihres Schicksals selbst bestimmen und auch noch jetzt ändern können, wenn sie denn wollen. Es ist, als wache Duneen aus einer Art Dornröschenschlaf auf – aber nicht aufgrund eines Kusses, sondern aufgrund eines lange zurückliegenden Mordes. Dies ergibt dann eine Geschichte, die in sich sehr stimmig und super interessant ist, aber die gewohnte Krimispannung missen lässt. Das meine ich gar nicht negativ – es hat sehr viel Spaß gemacht, dem sympathischen PJ, der liebenswerten Brid, den etwas schrägen Ross-Schwestern, der überfürsorglichen Haushälterin Mrs. Meany und all den anderen Figuren dieses Buches zu folgen. Man entwickelt rasch Sympathien für alle Dorfbewohner. Sogar für diejenigen, die nicht wirklich liebenswürdig sind auf den ersten Blick. Auch Fehler machen einen Menschen aus und Norton schafft es, die Menschlichkeit der Fehler herauszustellen. Dadurch ist das Tempo zwar nicht gerade rasant, aber dennoch ist das gesamte Buch ohne Längen. Ton und Vokabular des Buches sind sanft und bezaubernd, lassen den Leser auch am Ende mit einer gewissen Melancholie im Herzen zurück. Der Protagonist der Geschichte, Sergeant PJ Collins, ist der einzige, der nicht Zeit seines Lebens in Duneen lebte. Somit scheint er auch der einzige zu sein, der die Zusammenhänge nicht schon kennt und erst herausfinden muss. Und obwohl das ganze Dorf bescheid zu wissen scheint, müssen auch den Bewohnern so mache Augen geöffnet werden. PJ ist für Duneen und seine Bewohner/innen wichtiger, als er selbst je angenommen hätte. Dass der Autor Großbritanniens bekanntester Talkmaster ist und mit „Ein irischer Dorfpolizist“ sein Debüt vorlegt, ist kaum zu glauben! Dieser Krimi ist so völlig anders. Gerade deshalb hat er mich begeistert und bewegt. Norton legt den Finger in die Wunde, zeigt auf, dass das Äußere nicht mit dem Inneren übereinstimmen muss und hält dem Leser die gängigsten Vorurteile unter die Nase. Sehr gelungen, sehr humorvoll, sehr britisch und absolut lesens- bzw. hörenswert. Fünf Sterne!

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