Paula
„Show me the Stars“ ist ein Buch, bei dem ich gar nicht so richtig sagen kann, ob ich im Voraus hohe Erwartungen hatte oder gar keine. Ich war richtig euphorisch und hatte mich schon sehr aufs Lesen gefreut, doch einige vorwiegend negative Rezensionen und Meinungen haben mich dann doch stutzen lassen. Ich lasse mich sehr schnell durch andere beeinflussen, doch irgendwie konnte ich nicht glauben, dass das Buch soooo schlecht ist, und habe deshalb dann doch halbwegs enthusiastisch angefangen. Besagter Enthusiasmus ist auf den ersten 50 Seiten leider ein wenig verkümmert wie eine Pflanze, der man nicht genug Wasser gegeben hat. Wir lernen Liv und ihr Arbeitsumfeld kennen, ein paar ihrer Eigenheiten und ihre Familienumstände. Währenddessen gestalteten sich diese Seiten wie meine persönliche Eingewöhnungsphase in Kira Mohns Schreibstil. Das war mein erstes Buch der Autorin und ich habe ziemlich lange gebraucht, um mit dem Schreibstil warm zu werden. Auf den ersten 100 Seiten passiert nichts anderes als das, was der Klappentext schon erzählt. Mir hätte es auch gereicht, wenn Kira Mohn sich bei dem Teil mit ihrem verlorenen Job ein klein wenig kürzer gefasst und schneller zu dem Punkt gekommen wäre, an dem sie das Angebot mit dem Leuchtturm erhält. Auf diesen ersten 100 Seiten verlor ich während des Lesens leider viel zu oft die Lust und habe das Buch nicht selten bei Seite gelegt, um stattdessen das Handy und damit die sozialen Medien zur Hand zu nehmen. Obwohl meine Laune da schon etwas am Tiefpunkt war, gab ich mir letztendlich doch einen Ruck und wollte mich ein bisschen motivieren. Das gelang schon allein dadurch, dass die Geschichte endlich an Fahrt aufnahm und Liv den Leuchtturm, den sie liebevoll Matthew nennt, erreichte. Ab diesem Punkt, als sie also in Irland angekommen und zu der Insel gefahren ist, hat mir das Buch mehr als nur gut gefallen. Kira Mohn hat eine wahre Begabung darin, Landschaften zu beschreiben. Ich habe beim Lesen deutlich gespürt, dass sie eine Schwäche für die irische Küste hat, und diese ging rasch auf mich über, ohne dass ich jemals dort gewesen bin. Die Autorin umschreibt Caorach sehr lebhaft, sodass ich ständig, wenn Liv gerade draußen war, den gleichen Wind auf der Haut förmlich gespürt habe, der ihr um die Nase wehte. Und dann war da dieses Meeresrauschen. Ständig hatte ich dieses traumhafte Meeresrauschen im Ohr! Es war, als hörte ich im Hintergrund Entspannungsmusik. Während ich zu Beginn der Geschichte das Buch mit mehr oder weniger vorhandener Freude aufgeschlagen hatte, konnte ich plötzlich gar nicht mehr abwarten, zu Liv und ihrer Insel zurückzukehren. Zudem macht sich auch durch die Ruhe des Leuchtturms und die Ordnung von Livs Gedanken eine sehr wohltuende Wirkung in mir breit. Das Buch hatte etwas Stilles an sich, aber nicht auf die unheilvolle, sondern beruhigende Art. Das hat mich sehr erstaunt! „Show me the Stars“ beinhaltet auch eine Liebesgeschichte, sonst wäre das Buch schließlich kein New Adult Roman. Doch während in anderen Liebesromanen der Fokus auf der Beziehungsentwicklung zwischen den zwei Protagonisten liegt, sticht bei Kira Mohns Buch vor allem Livs persönliche Entwicklung hervor. Sie dachte immer, im Leben alles perfekt geplant zu haben, um dadurch auch sehr viel zu erreichen, doch nach dem Rausschmiss auf ihrer Arbeit sucht sie in Irland nach sich selbst. Sie lernt, mit ihren eigenen Ängsten umzugehen, mehr Selbstvertrauen zu haben und zu verstehen, dass es Situationen im Leben gibt, in denen man in erster Linie nur an sich selbst denken sollte. Ihre besondere, leicht verdrehte Art hat mich oft zum Schmunzeln gebracht und ich habe einige meiner Eigenschaften und Ticks auch in ihr wiedergefunden. Schon allein ihre beruflichen Interessen kommen meinen Vorstellungen von der Zukunft ziemlich nahe, weshalb mich das Buch selbst auch sehr zum Nachdenken angeregt hat. Die Liebesgeschichte zwischen Liv und Kjer (ich weiß bis heute nicht wie man seinen Namen wirklich richtig ausspricht) war sehr süß. Sie war nicht aufdringlich, sehr dezent und an vielen Stellen sehr gut in Szene gesetzt. Nur zum Ende hin ging mir alles ein bisschen zu schnell. Während ich die gemütliche Atmosphäre beim Lesen sehr genossen habe und mich auch immer auf die Kapitel mit Kjer gefreut habe, wirkte der Abschluss der Geschichte der beiden etwas fehl am Platz. 50 Seiten mehr und mich hätte das nicht allzu sehr gestört, aber ich habe mich schon beim aktiven Lesen langsam dem Ende genähert und dachte, als ich nur noch 20 Seiten hatte: „Und da soll die Geschichte schon zu Ende gehen? Oder gibts noch einen zweiten Teil und ich habe was verpasst?“ Es gibt zwar einen zweiten Teil, doch dieser wird von anderen Personen handeln, vielleicht tauchen Liv und Kjer dort noch einmal auf. Grundsätzlich konnte mich das rapide Ende leider nicht vollends zufriedenstellen.