naraya
Chongs Mutter ist früh gestorben und das Mädchen wächst bei ihrem blinden Vater auf. Als dieser eine neue Frau kennen lernt, ist das Schicksal der Tochter besiegelt. Die Stiefmutter verkauft sie, fast noch ein Kind, als Konkubine an einen Greis in China. Aus Chong wird dort Lenhwa, die Lotosblüte, und ein Leben voller Leid und Schmerz beginnt für das junge Mädchen. Sprachlich ist der Roman des koreanischen Autors Hwang Sok-Yong durchaus gelungen; bildliche Beschreibungen und eingestreute Lieder und Gedichte unterstreichen die melancholische Grundstimmung. Die Handlung spielt im 19. Jahrhundert in Ostasien. Es ist eine Zeit der politischen Unruhen und Kriege, die schließlich zu einer Öffnung Asiens für die europäischen Märkte führt. "Die Lotosblüte" erscheint gut recherchiert und authentisch, die Begrifflichkeiten sind jedoch, wenn man so wie ich kein profunder Kenner der asiatischen Neuzeit ist, recht sperrig. Alte Namen und Länderzugehörigkeiten machen Chongs Weg durch Korea, China, Taiwan und Japan nur schwer nachvollziehbar. Ein Glossar am Ende des Buches hilft hier nur begrenzt weiter. Gut beschrieben ist hingegen, wie unsicher und ausweglos die Situation für junge Frauen in dieser Epoche war. Als Sklavin verkauft, müssen sie oft ihr ganzes Leben eine finanzielle Schuld bei ihrem Peiniger abarbeiten, dabei sind sie es doch, denen die Freiheit genommen wurde. Rettung bringt auch hier wieder nur potenzieller Ehemann, der seine Geliebte freikauft. Ein grausames System, das sich als moderne Frau nur schwer nachvollziehen lässt - und vielleicht liegt auch hier das größte Problem des Romans. Chong erfährt, vor allem zu Beginn der Handlung, eine ganze Reihe an Vergewaltigungen und Misshandlungen. Dennoch liest sich gerade dieser Teil mehr wie ein erotischer Roman, als einer, der Gesellschaftskritik üben will. Erst als neben Chong die Figur von Lingling eingeführt wird, wird an diesem jungen Mädchen deutlich, wie sehr die Frauen unter dieser Arbeit seelisch und körperlich zu leiden haben. Mit dem Leid seiner Protagonistin hat der Autor es möglicherweise auch etwas übertrieben. Eigentlich zieht es sich durch ihr gesamtes Leben und glückliche Phasen sind immer nur von kurzer Dauer, bis die nächste Katastrophe eintritt. Vielleicht ist auch das wieder ein sehr westlicher Gedanke, aber ich hätte mir von der Figur mehr Entwicklung gewünscht - sie bleibt immer sehr abhängig von Männern, egal in welcher Form. Auch wenn sie sich aus manchen Zwängen im Verlauf der Handlung befreien kann, oft tauscht sie nur ein Gefängnis gegen das nächste. Fazit: Eine bedrückende Geschichte aus dem historischen Ostasien