stefanb
die Welt durch andere Augen sehen „Der Läufer ging nicht. Er rannte. Er rannte um sein Leben.“ [12] Der Beginn des Romans „Wir sehen dich sterben“ von Michael Meisheit ist rasant und spannend. Der Prolog erzeugt aber nicht nur Spannung, sondern gibt auch das Tempo für die ganze Geschichte vor. Man merkt sehr schnell, dass sich die Charaktere nicht ausruhen dürfen. Wie wäre es, wenn man die Welt durch andere Augen sehen könnte? Der Sehnerv übermittelt die Bilder mit einer Geschwindigkeit von einem Mbit/s direkt zum Gehirn. Doch was wäre, wenn diese Informationen nicht nur dort ankommen, sondern auch als Stream live auf einer Internetseite zur Verfügung stehen würde? Faszinierend, spannend, bedenklich oder gar angsteinflößend? Und dann sieht man dort eine Person sterben. Man ist live dabei, kann aber nicht in die Handlung direkt eingreifen. Und genau hierum geht es in dem Thriller von Meisheit. Wie so oft, startet vieles mit einer Forschung und dem Ziel etwas zu verbessern, bis jemand auf die Idee kommt, die neue Erkenntnis für andere Zwecke einzusetzen. Man sollte gar nicht glauben, dass Meisheits Werk sein erster Thriller ist. Durch seinen flüssigen Schreibstil, die Ausführungen, die wechselnden Perspektiven, wird der Spannungsbogen konstant hochgehalten. Der Leser folgt den rastlosen Charakteren im Buch und die Seiten fliegen nur so dahin. Man ist gefesselt, kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Spannung pur und mittendrin immer die entscheidende Frage: wer steckt hinter all den Geschehnissen? Man darf sich durchaus an der Ermittlung nach dem Drahtzieher beteiligen. Aber nicht allzu viel Zeit lassen. Denn auch der Mörder steht unter Zeitdruck. Es ist ein spannendes Spiel um die Zeit. Wer wird das nächste Opfer?