Emkeyseven
Wäre Vlad der Pfähler eine Frau ... Lada, Tochter des Prinzen von Wallachia, ist nicht wie andere Mädchen. Sie ist brutal und macht was sie will. Ihr Land bedeutet ihr Alles und sie möchte die Liebe ihres Vaters und die Anerkennung der anderen - obwohl sie ein Mädchen ist. Ihr kleiner Bruder Radu ist ihr Gegenstück. Er ist nett zu allen und möchte von seiner Schwester beachtet werden. Nun lässt ihr Vater die beiden am Osmanischen Hof, damit der Sultan seiner Loyalität sicher sein kann. Lada fühlt sich dort gefangen, doch Radu blüht auf. Sie treffen Mehmed, den jüngsten Sohn des Sultan und freunden sich mit ihm an. Doch Lada würde sich für ihr Land gegen sie stellen und plant eine Zukunft, während Radu sich am Hof zuhause fühlt... Protagonisten Lada ist eine Kämpfernatur. Sie ist entschlossen und zielstrebig, wenn es um die Dinge geht, die ihr wichtig sind. Und da ist sie manchmal auch sehr kaltherzig: Wenn sie in dem Moment für Leid sorgt, ist es das wert, wenn es dadurch später besser wird. Am meisten leidet sie darunter, dass sie ein Mädchen ist, denn diese Tatsache versucht ihren wilden Geist zu zähmen. Sie mag und bewundert, manchmal unbewusst, starke Persönlichkeiten während sie Schwache verachtet. So hat sie ein Problem mit ihrem Vater, denn sie wollte ihm immer gerecht werden doch später muss sie erkennen, dass er nur an sich selbst denkt und nicht an ihr geliebtes Land. Ich bewundere sie für ihre Stärke, wenn es um den Kampf geht, aber sie handelt manchmal sehr impulsiv. Doch andererseits denkt sie manchmal auch strategisch so geschickt. Ihre absichtlich abweisende Haltung anderen gegenüber fand ich dem Rest ihres Charakters entsprechend. Da man ihre Emotionen aber weiß, erkennt man auch gut ihre wahren Motive, und die ließen sie mir ans Herz wachsen. Sie liebt ihren Bruder und möchte ihn beschützen, auch wenn sie ihm das nicht immer zeigt. Radu denkt sogar, dass er seiner Schwester nichts bedeutet. So einen Komplex hat Radu nämlich. Er will unbedingt geliebt werden und fühlt sich von allen ungeliebt. Er steht immer in Ladas Schatten, denn während sie sich so jungenhaft benimmt, ist er eher der unauffällige, schwache Typ. Eigentlich zieht er das ganze Buch über mein Mitleid auf sich. Aber je mehr Zeit ich mit ihm verbracht habe, desto mehr wurde das zu Mitgefühl und Sympathie. Er fühlt sich in seiner Heimat Wallachia von seiner Familie vernachlässigt und Freunde hat er sowieso keine. Da war es eigentlich sogar zu erwarten, dass er sich an den ersten Ort bindet, wo man ihn gut behandelt. Er unterscheidet sich eigentlich in jeder Hinsicht von seiner Schwester und sie ergänzen sich so perfekt, da sie so unterschiedliche Fähigkeiten haben. Sie wären ein perfektes Team, wenn da nicht diese Missverständnisse wären. Radu ist sehr nett, weil er eben nicht wie Lada respektiert, sondern geliebt werden möchte. Und das zahlt sich auch aus: Alle mögen ihn. Er ist geschickt und weiß Situationen durch seine Worte zu retten. Andere Charaktere Es gab so viele verschiedene Charaktere ... Im Buch sind zu Schluss noch mal alle aufgelistet und ich war überrascht, dass ich die meisten Namen noch kannte. Also nehme ich mal nur den wichtigsten Charakter, der eigentlich schon zu den Protagonisten zählt: Mehmed. Er ist der jüngste Sohn des Sultan und hat eigentlich keinerlei Macht. Sein Leben hat auch keinen großen Sinn, da er nicht der Thronfolger wird und auch sonst keine Pflichten. Er ist muslimisch und sein Traum ist, dass sein Volk Konstantinopel erobert, weil der Prophet, "peace be upon him", es ihnen prophezeit hat. Also ist dies seine Pflicht, auch wenn er meist machtlos ist, und auch einer seiner einzigen Wünsche. Trotz seiner Position ist er sehr einsam und möchte sich mit den beiden Geschwistern anfreunden. Und als das erst mal passiert ist, dreht sich alles nur noch um ihm. Entweder er ist da und ist ihnen wichtig und wenn er nicht da ist, denken sie ununterbrochen an ihn. Ja, er ist nett und liebenswert, aber er ist nicht die ganze Welt. Handlung und Schreibstil Ich wusste gar nicht, was ich in die Inhaltsangabe schreiben kann, ohne besonders zu spoilern. Es passiert so viel in diesem Buch! Es beginnt mit Ladas Geburt und die Sprünge sind anfangs klein. So kann man ihrer Kindheit und Charakterbildung folgen und fühlt sich stärker mit den Charakteren verbunden. Ich konnte ihre Motive, Gefühle und Handlungen gut nachvollziehen, weil ich sie auf ihrem gesamten Weg begleitet habe und ihre Emotionen meist lang ausgeführt wurden. So wuchs meine Sympathie, aber manchmal war es dann etwas zu viel. Man wusste einfach alles über Lada und Radu, und konnte nichts mehr selbst schlussfolgern, denn die Hinweise zwischen den Zeilen waren dann manchmal zu offensichtlich oder wurden erklärt. Ich bin ein Fan des Osmanischen Reiches - also nicht, dass es das wieder geben müsste, aber ich finde es ist ein großartiges Stück Geschichte. Ich lese recht ungern Sachbücher und mag am liebsten Young Adult - und dann war da dieses Buch! Ich war also schon allein vom Setting restlos begeistert. Sultan Mehmed ist einer der berühmtesten Sultane, da kannte ich trotz meiner Unfähigkeit für Geschichte einige Daten und Fakten. Daher wusste ich einerseits, was passieren müsste, aber ich wusste nicht, wie die Autorin es verarbeiten und umsetzen würde und so war es trotzdem sehr spannend für mich! Sonstiges Manche waren so begeistert vom Feminismus in diesem Buch, der natürlich automatisch dadurch da ist, dass eine männliche historische Figur in einer Führungsposition von einer Frau besetzt wird.In Büchern finde ich das gar nicht mal so ungewöhnlich: In vielen Büchern, vor allem im Young Adult Bereich, gibt es viele Frauen, die Stärke beweisen. Viele lassen sich für den Love Interest noch von den Männern beschützen, aber es gibt auch einige sehr beliebte Kämpfer. In diesem Buch gab es einige starke Frauen, obwohl Frauen ja insgesamt unterdrückt wurden. An Lada konnte man besonders die Grenzen zwischen den Geschlechtern erkennen, da sie diese ausgetestet hat. Sie passt da nicht ins Rollenbild der Frau, da sie gern kämpft und Leute mit ihrer Kraft einschüchtert. Sie kämpft in dem Sinne mit den Waffen eines Mannes. Dann gab es hier aber auch Frauen, die andere Macht nutzten: Die Macht einer Frau, durch deren Möglichkeiten. So nutzten einige ihre Ehen oder Kinder um ihre Ziele zu erreichen. Letztere Methode ist unauffälliger und friedlicher, aber die emanzipierte Art Ladas ist zwar einerseits manchmal gefährlich, aber auch nachhaltiger - das könnten sich mehr junge Frauen als Vorbild nehmen. Fazit "And I Darken" hat mir ausgesprochen gut gefallen: das Setting im Osmanischen Reich im 15. Jahrhundert, die gegensätzlichen Protagonisten Lada und Radu und dass man die beiden auf ihrem gesamten Weg begleitet.