Furbaby_Mom
Dieser überraschend emotionale Spannungsroman von Jacqueline Sheehan gehört definitiv zu den besseren Werken dieses Genres. Ja, es geht auch mal ohne blutrünstige Gewalt in Dauerschleife. Im Mittelpunkt der Handlung steht Delia Lamont (im Klappentext versehentlich als Dalia bezeichnet), noch Mitarbeiterin im Sozialdienst des U.S. Bundesstaates Maine, aber ihre Kündigung ist bereits geschrieben. Bald wird sie mit ihrer Schwester Juniper, genannt J Bird, ein eigenes Café inkl. Bäckerei eröffnen. Es wird höchste Zeit für einen Wechsel; seit vielen Jahren hatte Delia sich der Vermittlung von Pflegekindern gewidmet und ist mittlerweile an ihr emotionales Limit gelangt. Zwar steht sie dem Abschied von ihrem netten Chef Ira zwiegespalten gegenüber, doch sie freut sich darauf, demnächst ihr großes Hobby (das Backen) beruflich ausüben zu können – und mehr Zeit mit ihrer Schwester zu verbringen. Mitten in den Übergabe-Vorbereitungen ihrer Akten erreichen Delia beunruhigende Neuigkeiten: ein kleines Mädchen wurde blutverschmiert auf einer einsamen Landstraße aufgegriffen. Nicht weit entfernt wurden die Leichen drei Erwachsener in einem Haus gefunden – doch keiner der Toten war mit dem Mädchen verwandt. Niemand scheint die Kleine zu vermissen. Hatte sie das Verbrechen beobachtet? Ist sie gar noch immer in Gefahr? Auch in Delias Privatleben geht es turbulent zu – aus heiterem Himmel steht ihre große Jugendliebe vor ihr. Tyler hatte sie damals verlassen, als sie ihn am dringendsten gebraucht hatte. Soll sie einen Neuanfang mit ihm wagen? Ich habe dieses Werk nach dem Lesen noch einige Zeit nachwirken lassen und bin zu dem Schluss gekommen, dass der Klappentext eventuell etwas unglücklich gewählt worden ist. Manch Leser könnte erwarten, dass die Handlung sich einzig um das kleine, anfangs namenlose Mädchen dreht. Mich allerdings hat die Tatsache, dass stattdessen Delias Leben im Fokus der Story steht, keineswegs gestört. Wir erfahren von Delias tragischer Vergangenheit, ihrem Alltag als Sozialarbeiterin und ihrer Familie; gemeinsam mit ihr steht man als Leser vor einem absoluten Rätsel und fiebert der Auflösung entgegen. Auch die Themen Schizophrenie und Drogenhandel werden angesprochen. Trotz der für das Genre üblichen neutralen Sprache enthält dieser Roman sehr viele emotionale Passagen, vor allem in den Dialogen zwischen Delia und J Bird sowie in den Therapiegesprächen mit dem fünfjährigen Mädchen. Der englische Originaltitel (The Tiger in the House) hätte als wortwörtliche Übersetzung inhaltlich deutlich besser gepasst, insbesondere da dem 'namenlosen' Mädchen zügig der Vorname Hayley zugeordnet wird. Die Coverabbildung jedoch ist sehr treffend. Fazit: Spannend bis zum Schluss; ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt!