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'Berühre mich.nicht' ist der erste Teil der Dilogie von Laura Kneidl und hat mich mit seinem wunderschönen Cover gleich in seinen Bann gezogen. Die Thematik fand ich von Beginn an sehr schwierig, da sie sehr emotional und aufwühlend ist. Ich persönlich finde es recht schwer dieses Thema in einem NA-Roman zu verpacken, da es nun einmal zwangsläufig um Nähe geht. Deshalb war ich sehr gespannt, was die Autorin daraus machen würde. Sage hat eine schlimmer Vergangenheit und deshalb mit Angst- und Panikattacken zu kämpfen. Schon die kleinsten Situationen im Alltag stellen für sie eine große Herausforderung dar. Diese Angstzustände und -situationen werden am Anfang von der Autorin sehr deutlich und authentisch dargestellt, so dass man gleich in die Thematik eintaucht und mit Sage leidet. Sie ist ein starker Charakter, der sich ihren Ängsten stellt und trotz ihrer Vergangenheit ihr Leben auf die Reihe kriegen möchte. Dafür ist Sage hunderte von Meilen weit weg von ihrem Zuhause gezogen und kämpft sich nun fast mittellos durch jeden neuen Tag und das Studentenleben. Dort trifft sie auch auf Luca, der ihr beim ersten Treffen mit seiner Art und seinem Äußeren Angst macht und mit dem sie dann auch noch in der Bibliothek gemeinsam den Aushilfsjob meistern soll. Luca ist für mich kein 'typischer' NA-Bad Boy. Er wechselt zwar die Mädels wie Unterhosen und verbringt nur so lange Zeit wie nötig nach einem One-Night-Stand mit ihnen, ist aber eigentlich ein feiner und netter Kerl. Er ist kein Partytyp, stattdessen liest er lieber Bücher (sehr sympathsich btw :-)). Sage und Luca sind eigentlich ganz süß zusammen, aber mir hat irgendwie immer etwas gefehlt bei ihren gemeinsamen 'Momenten'. Es gab sehr wenig Konversation und wenn, dann meist nicht wirklich tiefgründig oder emotional. Beide haben ihre Päckchen zu tragen und beide wissen, dass mit dem anderen etwas nicht stimmt oder ihn/sie etwas bedrückt, aber es wird einfach so hingenommen und meistens geschwiegen. Ich weiß, dass es bei Menschen wie Sage, die mit Ängsten zu kämpfen wahrscheinlich nichts bringen würde, sie zu einem Gespräch zu drängen, aber irgendwann hat mir da einfach etwas gefehlt und ich konnte die Gefühle der beiden nicht ganz nachvollziehen. Das Ende hat mich dann vollends verstört und verständnislos zurückgelassen. Ich habe das Buch abends im Bett beendet und konnte dann ewig nicht einschlafen, weil ich die letzten Seiten nicht wirklich nachvollziehen konnte. Die ersten 400 Seiten sind geprägt von Sages Ängsten, man leidet mit ihr und fragt sich immer wieder, wie sich da jemals auch nur annähernd etwas wie körperliche Nähe entwickeln soll. Dann kommen die letzten 100 Seiten und man hat das Gefühl, als wäre alles andere vorher kein Thema mehr. Auch wenn ich mir natürlich für die beiden gewünscht hab, dass sie diese 'Hürde' gemeinsam überwinden können und sich näher kommen, ging es mir dann alles zu schnell und war 'zu einfach'. Der dramatische Cliffhanger zum Schluß hat mir dann den Rest gegeben. Die Nebencharaktere wie Gavin (Lucas bester Freund) oder April (Lucas Schwester und Sages Freundin) waren zwar sympathisch, blieben aber irgendwie sehr blass. Gavin war anfangs so ein großes Thema und dann plötzlich kaum mehr. Von April hatte ich mir irgendwie auch mehr erhofft. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm und das Buch war innerhalb kürzester Zeit gelesen. Die Geschichte ist durchgehend aus Sages Sicht geschrieben, ich hätte mir ab und an aber zusätzlich Lucas Sicht gewünscht. Der Start ist sehr gut und authentisch, die Thematik und Problematik sehr gut nachzuvollziehen. Meiner Meinung war der Anfang (400 Seiten) teilweise zu langatmig und dafür das Ende zu kurz und zu schnell. Bei manchen Charakteren hätte ich mir außerdem mehr Tiefe gewünscht. Trotzdem (und vor allem nach diesem Ende) bin ich natürlich gespannt auf den zweiten Teil im Januar.