Furbaby_Mom
Auf mehr als nur eine Weise ein absolutes Meisterwerk! Für mich war "Leas Spuren" das erste Werk, welches ich von der Autorin Bettina Storks lesen durfte - und nach Beendigung dieser wundervollen Geschichte habe ich es gar nicht fassen können, dass mir (– als Vielleserin –) solch eine grandiose Autorin bisher unbekannt gewesen war. Dieser Roman ist ein literarisches Meisterwerk und gehört ganz klar zu meinen Lesehighlights – nicht nur jener des Jahres 2019, sondern of all times! Als die junge Stuttgarter Historikerin Marie zu einer Testamentsverlesung nach Paris eingeladen wird, glaubt sie zunächst felsenfest an einen Irrtum – schließlich war sie dem Verstorbenen, einem gewissen Monsieur Victor Blanc, nie begegnet. Warum sollte er ausgerechnet ihr die Hälfte seiner luxuriösen Wohnung in bester Pariser Lage vererben? Hat es womöglich mit ihrer lang verstorbenen Großtante Charlotte zu tun, über die daheim stets geschwiegen wird? Sie hatte einst für kurze Zeit in Paris gelebt… Nicolas, der Enkel Victors, soll die andere Wohnungshälfte erben. Zuvor müssen er und Marie jedoch eine Aufgabe erfüllen, die Victor sein ganzes Leben lang (– aus triftigem Grund –) beschäftigt hatte: sie sollen das verschollene Gemälde eines jüdischen Künstlers ausfindig machen, das während des Zweiten Weltkriegs verschwunden ist. Zu jener Zeit war Paris von den Deutschen besetzt gewesen. Weder Marie noch Nicolas ahnen den wahren Grund, warum die Aufklärung dieses Kunstraubs Victor so wichtig gewesen war. Ihnen ist nicht bewusst, wie eng ihrer beider Familiengeschichte miteinander verknüpft ist und welche dunklen Schatten die Vergangenheit noch immer auf die Gegenwart wirft. An der Sepia-Tönung des geschmackvollen Covers lässt sich bereits erahnen, dass der historische Aspekt ein elementarer Bestandteil des Romans ist. Die Cover-Abbildung gefällt mir so gut, dass ich sie mir am liebsten als Poster an die Wand hängen würde. Erst recht, nachdem sich mir der Sinn des Buchtitels erschlossen hatte. Was für ein Aha-Moment!! Noch nie zuvor habe ich in einem Roman eine dermaßen atmosphärische Beschreibung von Paris erlebt! So real, so einladend, so bezaubernd! Zum ersten Mal kann ich den Spitznamen 'Stadt der Liebe' nachempfinden und habe gar nicht genug lobende Worte für die Tatsache, dass die Autorin sich nicht der gängigen Klischees bedient hat. (In vielen historischen Romanen über das 'alte Paris' wird oftmals nur die sexuelle Freizügigkeit in den Mittelpunkt gestellt; in Werken, die in der Gegenwart angesiedelt sind, beschränken sich Handlung und Stadtimpressionen leider allzu oft auf Café-Besuche sowie eine systematische Abarbeitung/Erwähnung diverser Sehenswürdigkeiten.) Während der Lektüre habe ich mir immer wieder das Chanson ''Que reste-t-il de nos amours?‘' angehört, welches eine so bedeutungsvolle Rolle in der Geschichte spielt. Nach diesem Roman möchte man direkt selbst nach Paris reisen, um auf den Spuren der Protagonisten zu wandeln! Die Handlung erstreckt sich auf zwei Zeitebenen und ist herrlich übersichtlich strukturiert. Selten haben mich beide Erzählzeiten so sehr gleichermaßen begeistert und gepackt – man taucht in dieses Buch ein und nimmt ein Stück daraus für das weitere Leben mit! Ich habe vor Rührung geweint, war fassungslos vor Wut und ergriffen von dem Schicksal der Figuren, habe mitgefiebert und mitgelitten. Ausnahmslos alle Charaktere, Charlotte, Victor, Nicolas und Marie, aber auch die Nebenfiguren (wie beispielsweise Madame Fabre mit ihrem sympathischen Lispeln) sind unglaublich facettenreich gestaltet worden und so liebenswert, dass man sie nicht verlassen möchte. Besonders bewundert habe ich Charlotte. Was für eine starke Frau! Ihr Mut und ihre bewusste Entscheidung, auch in schwierigen Zeiten ihrem Herzen zu folgen und das Richtige, das Menschliche zu tun, haben mich tief beeindruckt. Geschickt hat die Autorin eine Vielzahl realer Personen in die Handlung eingewoben, was die Geschehnisse für mich noch viel aufwühlender gemacht hat. Auch die Kunstraub-Thematik ist enorm spannend und aktuell; vielerlei von den Nazis als 'entartete Kunst' eingestufte Werke sind noch immer verschollen. Von Bettina Storks Schreibstil war ich schlichtweg hingerissen! Märchenhaft leicht und verträumt, auf den Punkt, ehrlich und an Authentizität nicht zu übertreffen (dies gilt sowohl für erzählende Schilderungen als auch für die Dialoge). Die Autorin hat mich auf jeden Fall als neuen Fan dazugewonnen! Fazit: Poetisch, klug, mitreißend, tiefgründig, ergreifend, nervenaufreibend, hoffnungsvoll und durch und durch stimmig! Einfach ein Buch der Superlative! Für mich war es die perfekte Mischung aus historischem Roman, Liebesgeschichte, Spannungsroman und Familiensaga – rundum sensationell!