Lara
Kein schönes, aber ein gutes Buch! Erzählt wird die Geschichte zweier Triebe, die sich aus einer gemeinsamen Wurzel entwickelt haben: Einer Mutter. Mit zwei verschiedene Männern bekommt sie in den 1760er Jahren je eine Tochter, die sich nie kennenlernen und deren Lebensläufe und sich daraus entwickelnde Stammbäume, die sich nie berühren, im Folgenden erzählt wird. Eine Erzählung findet überwiegend in Afrika, dem heutigen Ghana, statt und die andere in den USA. Das Buch ist nicht schön zu lesen. Die Schilderungen, wie mit den Menschen umgegangen wird, sind drastisch und brutal. Es ist und das ist das Berührende an diesem Werk, leider vorstellbar, dass es früher wirklich so zuging. Erzählt wird die Entwicklung über acht Generationen hinweg bis in die Jetztzeit; die beiden Stammbäume wechseln sich dabei immer ab. Der schriftstellerische Stil bleibt stets derselbe: Szenenhafter Einstieg, Schilderung des aktuellen Lebens des jeweiligen Protagonisten (in jedem Kapital ein anderer), Rückblende, manchmal die Beschreibung eines kleinen Glücks, aber dann wieder ein dramatisches, verstörendes Ereignis (oder mehrere) und ein abruptes, unbefriedigendes Ende des Kapitels. So arbeitet man sich als Leser durch die gut 400 Seiten, ohne dass es je zu einem Lesefluss kommt, ohne dass man je mit einem Protagonisten mitleben kann, ohne dass es zu einem zusammenhängenden Kopfkino kommt. Kapitel für Kapitel reihen sich Schicksalsschläge und Unglücke aneinander, so dass der Leser allmählich abzustumpfen droht. Erst ganz am Schluss findet die Autorin einen hinreißenden Bogen, um das Buch noch zu einem einigermaßen versöhnlichen und hoffnungsfrohen Abschluss zu bringen. Ich halte es dennoch für ein gutes Buch, da es das oft menschenunwürdige und benachteiligte Leben der Farbigen sowie den rassistischen Alltag drakonisch reflektiert und bewusstseinspflichtig macht.