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Nachtschwärmer ist der 2. Jugendroman von Moira Frank und im cbj-Verlag erschienen. Das Buch beginnt bereits sehr traurig. Helena, die ihren Halbbruder Lukas erst vor wenigen Wochen durch Facebook kennengelernt hat erfährt, dass dieser bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Und nicht nur das. Sein Vater verbietet ihr jemals Kontakt zu der Familie aufzunehmen. Für Helena bricht dadurch eine Welt zusammen. Zwar kannte sie ihren Bruder nur einige Wochen, doch durch die langen Telefonate und vielen Nachrichten, hatte sie bereits eine große Bindung zu ihm aufgebaut und wollte ihn eigentlich im Sommer besuchen kommen. Helena versucht immer möglichst unauffällig und „normal“ zu sein. Sie will nichts Besonderes sein, nur weil ihre Mutter sie verlassen hat und sie durch einen Gendefekt nur neun Finger hat. Als ihre Ärztin ihr nach einem Ohnmachtsanfall zu Erholung rät, entscheidet sie, mit ihrem Freund Ole in der Uckermark campen zu gehen. Dieser weiß jedoch nichts von Lukas und dementsprechend auch nichts davon, dass der Campingplatz in dessen Heimat liegt. In der Uckermark angekommen, lernt sie schnell die Freunde von Lukas kennen, beginnt aber auch an ihrer Beziehung zu Ole zu zweifeln. Der Schreibstil des Buches war total flüssig, auch wenn die Geschichte nur langsam und leicht vor sich hinplätscherte. Ich konnte mich dabei aber wirklich gut in die beschriebene Atmosphäre der Uckermark hineinversetzen und jeder Charakter stach auf irgendeine Art und Weise hervor. Das Buch hat mich vom Lesegefühl stark an Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ erinnert. Die trostlose Atmosphäre, die leicht seltsamen Charaktere mit ihren speziellen Persönlichkeiten und auch das Gefühl von Freiheit und Reise waren auch hier vorhanden. In einigen Szenen hat mich die Art und Weise, wie die Jugendlichen reden etwas gestört, trotzdem hat der Sprachstil gut gepasst und die Personen wirkten authentisch umgesetzt. Insbesondere der LGBTQ+-Aspekt an diesem Buch hat mir total gut gefallen, darüber möchte ich aber in der Rezension nicht allzu viel verraten, außer, dass mir die Herangehensweise an die Liebe besonders gut gefallen hat. Während sich die Protagonisten in vielen Geschichten auf den ersten Blick verlieben, handelte es sich hier um ein sehr langsames Herantasten an den anderen, bei dem sich die Gefühle Schritt für Schritt entwickelt haben. Dadurch wirkte die Liebesgeschichte wirklich glaubhaft und war auch in Hinblick auf die Trauer, die die Protagonisten zu verarbeiten haben angemessen. Das Buch behandelt Themen, wie Freundschaft, Familie, Verlust, Trauer, Liebe, Selbstfindung und das Erwachsenwerden. Beim Lesen habe ich eine richtige emotionale Achterbahn erlebt, habe mit Helena mitgelitten und konnte das Buch gar nicht mehr zur Seite legen. „Nachtschwärmer“ ist ein wundervolles, tiefgründiges Jugendbuch, dass definitiv auch für Erwachsene geeignet ist und mich wohl noch einige Zeit in meinen Gedanken verfolgen wird. Es bekommt von mir 4.5 Sterne, denn am Ende hätte ich mir noch einen kleinen Epilog gewünscht. Ich kann es aber trotzdem einfach nur weiterempfehlen!