Lara
Die Handlung und die einzelnen Elemente haben mich wirklich stark an Murakamis "Mister Aufziehvogel" erinnert. Der Protagonist verliert seine Frau, zieht sich zurück, lebt einsam in einem abgelegenen Haus, findet eine Grube und dann ist da auch noch ein junges Mädchen, das ebenso wie der Protagonist in surreale Begebenheiten eingebunden wird. Haargenau wie in "Mister Aufziehvogel". Überhaupt lässt sich sagen, dass ich beim Lesen nie das Gefühl loswurde, es würde sich bei "Die Ermordung des Commendatore" um ein Best of Murakami handeln. Zu viele vertraute Elemente, zu viele Parallelen zu vorherigen Romanen und zu viele gleiche Schemata. Klingt vielleicht negativ, ist aber eher eine Feststellung, denn trotz all der Ähnlichkeiten ist Murakamis neuester Roman großartig geschrieben und zieht den Leser ab Seite eins in seinen märchenhaften Bann. Und natürlich hält das neueste Werk doch noch ein paar Eigenheiten parat, um sich zumindest ein klein wenig vom Rest abzuheben. Die große Stärke dieses Romans sind definitiv die Charaktere. Murakami kreiert meisterlich eigenartige sowie faszinierende Charaktere, die einem nicht sofort sympathisch sind, jedoch schnell ans Herz wachsen. Dabei sind sie weder als gute noch als schlechte Menschen anzusehen, was sie so unfassbar echt und greifbar macht. Wirklich schön! Weniger gut gefallen hat mir, dass "Die Ermordung des Commendatore" trotz seiner Länge in mir nicht das gleiche Wow-Gefühl ausgelöst hat wie "Mister Aufziehvogel" oder "Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt". Selbst das Ende von "1Q84" fand ich bewegender als hier. Versteht mich nicht falsch - es ist immer noch ein toller Roman mit einmaligen Szenen und großartigen Beschreibungen, aber mir kommt es so vor, als sei die Geschichte am Ende des Tages nur "gut". Das bin ich von Murakamis älteren Werken ein wenig anders gewohnt.