Bris Buchstoff
Zwei Leidenschaften perfekt verknüpt Meine Liebe zu gutem Essen und schönen Kochbüchern ist ja kein Geheimnis mehr. Auch, dass mein Bücherregal in der Genussabteilung vor allem mit Büchern aus dem schweizerischen AT Verlag aufwarten kann, ist keines mehr. Im Grunde genommen, sind das alles Bücher, die ich für meine Küche zu Standardwerken erklärt habe. Entgegen der allgemeinen Definition des Wortes weichen sie inhaltlich und gestalterisch meist im positivstem Sinn ab und verknüpfen zum Beispiel persönliche Texte mit Rezepten, die die Leserschaft auch dazu anregen wollen, über den sprichwörtlichen Tellerrand hinauszusehen und eigene Variationen zu entwickeln. Das nun im Herbstprogramm erschienene Buch von Nicole Giger weist all diese Merkmale auf und setzt dem Ganzen noch das Sahnehäubchen auf, das Vielleser*innen, die gerne selbst kochen, in Verzückung geraten werden lässt: Sie verbindet ihre photographisch äußerst verlockend dargebotenen Gerichte mit wunderbaren Texten über Literatur und deren Kreateure. Nicole Giger hat laut eigener Angabe zwei Leidenschaften, denen sie seit frühester Kindheit frönt: Literatur und Essen. Auf ihrem wunderschönen Blog Mags Frisch – wer das Kochbuch bereits kennt, wird das Wortspiel und Nicoles Lieblingsautor sofort erkannt haben – findet sich neben den Sparten Blog und Rezepte auch der Bereich Reisen. Schon wenn man sich ein wenig auf dem Blog umsieht, ist schnell klar, Nicole Giger weiß, wie man Dinge zueinander bringt. Obwohl ihr Lieblingsautor wie sie aus der Schweiz stammt, lässt sie sich ganz international, auch gerne mal vor Ort, inspirieren. Das spiegelt sich sowohl in ihren Texten, als auch den Rezepten und Zutaten, die sie in Ferrante, Frisch & Fenchelkraut für uns versammelt hat und das nicht einfach eine Zweitverwertung ihres Blogs sind. Als ich das Buch das erste Mal aufschlug, kannte ich Nicole Gigers Blog nicht. Das Vorwort machte gleich klar, die Frau hat (meinen) Geschmack und schreibt tolle Texte. Weil ich durchaus ein sehr visueller Mensch bin, blätterte ich mich zunächst durch die Photographien zu den Rezepten, blieb aber immer wieder sowohl bei den Überschriften und bald in den Texten selbst hängen. Ging es doch um Autoren wie Max Frisch, Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald – wer mich ein wenig kennt, weiß, wer von beiden letzteren mein Favorit ist – Dorothy Parker und ihre Vorliebe für Cocktails, Hesses Sehnsuchtsland und darum, was Gogol mit Italien zu tun hat. Nicole Giger lässt ihre Leser ganz nah an sich heran und gibt den Texten somit eine ganz persönliche Note. Das muss man mögen, ich mag es sehr. Von Beginn an ist außerdem klar, dass sie sich zwar durch die Welt der Literatur und damit sowohl durch verschiedene Länder, als auch die Literatur im allgemeinen, nicht jedoch durch verschiedene Bücher kocht. Wer hier ein Kochbuch mit Rezepten aus Romanen erwartet, sollte sich andere Lektüre suchen. Die Rezepte, mit denen Nicole Giger aufwartet, sind wunderbar unaufwendig und doch raffiniert. Die meisten der Zutaten habe ich häufig zuhause und so kochte ich auch ziemlich schnell nach Beginn der Lektüre los. Meine zwei Männer waren wie immer teils skeptisch, teils vertrauensvoll in meine Urteilskraft, was neue Rezepte angeht und so sind zum Beispiel die Lachsburger mit den selbst gebackenen Burgerbuns und dem schnell zubereiteten Coleslaw mittlerweile in unserer Wochenendplanung fest integriert. Blumenkohl gibt es bei uns nur noch aus dem Ofen, wenn auch nicht immer ganz genau à la Giger. Von dreierlei selbst gemachten Brotaufstrichen, über Wirz (Wirsing) mit Federkohl – ein sehr viel poetischerer Name für das in unseren Gefilden als Grünkohl bekannte Wintergemüse -, Kartoffelstampf und pochierten Eiern bis zu Basic-Zutaten wie Pickles oder Granola, findet man hier eine breite Palette an Inspiration. Und nebenbei reist man in ferne Länder und genießt Anekdoten über die unterschiedlichsten Autor*innen und Nicole Gigers Bezug dazu. Ein wunderbares Geschenk für alle Menschen, die persönliche Geschichten verknüpft mit inspirierenden Rezepten mögen und sich gerne mal auch durch ein Kochbuch schmökern. Mein Exemplar gebe ich auf keinen Fall mehr her, es fühlt sich sehr wohl neben den anderen Schätzchen wie a casa, al forno, a mano, Hin&Weg oder Minze, Salbei & Rose.