
Sarang
Inhalt: Die 15-jährige Charlotte de Montmorency zieht von ihrem geliebten Chantilly nach Paris an den Hof des Königs. Ihre Familie hat viel Einfluss und Macht und um diese zu festigen und den Wünschen den Königs zu entsprechen, soll Charlotte den Marquis de Bassompierre heiraten. Charlotte fügt sich ihrem Schicksal, denn am Hof des Königs hat alles Augen und Ohren und wartet nur darauf die Macht zu ergreifen, die Charlottes Familie inne hat. Noch weiß sie nicht von Freund und Feind zu unterscheiden, doch mit ihrer hitzigen Art und schlagfertigen Zunge tritt sie so manchem auf den Schlips. Sie ahnt, dass Macht nicht nur Vorteile bringt, sondern auch beträchtliche Nachteile, denn als der König zunehmend größeres Interesse an ihr zu zeigen scheint, hat sie somit nicht nur einen mächtigen Verbündeten, sondern auch eine ebenfalls so mächtige Feindin: die Königin. Charlotte schwebt in Gefahr und noch immer soll sie den Marquis de Bassompierre heiraten, obwohl sie ihr Herz in der Zwischenzeit schon an einen anderen gehängt hat. Doch das ist zunächst unwichtig, denn man trachtet ihr nach dem Leben und die Ereignisse drohen sich zu überstürzen... Meine Meinung: Ich bin positiv von diesem Roman überrascht worden. Die Autorin hat keine extremen Geschütze aufgefahren und probiert um jeden Preis Spannungen und Komplexität aufzubauen, wo keine waren. Dadurch wirkte es nicht wie gewollt und nicht gekonnt. Die Geschichte hat sich beinahe von alleine entwickelt und hauchzart ihr intensives Aroma aufgebaut, bis ich in einem tiefen Duftschleier aus Intrigen, Lügen, Spannungen und Liebe steckte. Ganz feinfühlig und eine ins Herz gehende Ader treffend hat Kathleen Weise nicht nur die Geschichte inszeniert, sondern auch ihre Charaktere kreiert. Selten bin ich so gebannt gewesen, wie ich es bei diesem Werk war. Ich fing nachts mit dem Lesen an, weil mich die Geschichte neugierig machte und die Aufmachung ein Highlight bietet und mit Leinen-Optik mein Interesse stark anstachelte. Zudem findet sich auf der ersten Seite ein altertümlicher Brief wieder, der sogar versiegelt ist und die momentane politische Lage in Frankreich schildert. Dadurch bekommt man einen groben Überblick über den Lauf der Dinge, der nun folgen wird und kann sich schon auf das kommende Szenario einstellen. Ich begann zu lesen mit dem Ziel vor Augen, einmal reinzulesen und dann am nächsten Tag so richtig in den Roman einzusteigen. Stattdessen hatte mich die Geschichte vom ersten Moment an gefangen genommen und ich klebte die ganze Nacht lang an den Seiten fest, um zu wissen wie es weitergeht und die köstliche langsame Entfaltung der Handlung, sowie der Charaktere wahrzunehmen. Dermaßen gebannt hat mich das beschriebene Szenario und beinahe schon an das Buch gefesselt, weil ich eigentlich nicht mehr lesen wollte, es dann aber doch tat, wie in einem besonders schönen Traum. Ein wirklich feinfühliges Abenteuer, dass ich bisher selten erleben durfte. Dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass die Autorin ihre Geschichte auf wahren Begebenheiten aufgebaut hat; sehr erfolgreich, wie ich finde. Damit liest sich der Roman noch einmal viel besser, weil man weiß, so in etwa oder so ähnlich, kann es damals tatsächlich gewesen sein. Für jüngere LeserInnen wird die damalige, schwierige, politische und gesellschaftliche Lage logisch aus der Sicht Charlottes geschildert, was erfahrenere oder ältere LeserInnen nicht vom Lesen abhalten sollte, denn dieses hauchzarte Gebilde ist für jedes Alter tauglich und wird für mich immer ein besonderer Roman sein. Das Ende ist gleichzeitig so zufriedenstellend wie frustrierend; denn im gewissen Maße kann man es als ein gutes und glückliches Ende bezeichnen, doch noch ist nicht alles geschafft, was Charlotte vollbringen muss. Das hat mich ein wenig enttäuscht, weil ich gerne weitergelesen hätte, denn wie eine Süchtige bekam ich einfach nicht genug. Doch andererseits ließ dieses halbwegs offene, aber gute Ende, viel mehr Freiraum um die eigene Fantasie spielen zu lassen und Kreativität ins Spiel zu bringen. Mein Fazit: "Blutrote Lilien" ist ein rundum gelungener Roman, der von Leidenschaft, Liebe, Macht, Intrige, Lüge und Intensität durchdrungen ist. Kathleen Weise hat eine glaubwürdige und rundum perfekte und abgeschlossene Handlung geschrieben, die sich zart zu entfalten vermochte und ihre Netze spannend weiterspann. Gerne würde ich einen Fortsetzungsroman lesen und empfehle diesen Roman allen LeserInnen weiter, weil er nicht nur inhaltlich und stilistisch, sondern auch historisch ein absolutes Meisterwerk ist, das höchstens nur noch von seinem Äußeren übertroffen werden könnte. Dafür vergebe ich die volle Punktzahl!