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seehase1977

Posted on 5.2.2020

Perfekt inszenierte Fortsetzung des Thriller-Zweiteilers Junia fühlt sich nach dem wahr gewordenen Albtraum der ihr widerfahren ist, immer noch wie betäubt. Der langersehnte und vielversprechende Neubeginn liegt in abertausend Scherben vor ihr. Während Junia die Geschehnisse noch zu begreifen und zu verarbeiten versucht, muss sich Ann Beck im Gefängnis ihrer Tat und der Tatsache stellen, dass sie zur Mörderin geworden ist. Leen Rogers, ihre Anwältin verfolgt derweil ihre ganz eigenen Ziele und benutzt Ann als Spielball für ihre persönliche Mission. Und auch Theodor Stein bekommt den Spiegel vorgehalten und muss sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellen, ebenso wie Berne, das Entführungsopfer, die nichts lieber möchte als nach Hause zu ihrer Familie. Und was ist mit Ruben? Der ist von dem Drang nach Rache besessen und wird zur tödlichen Gefahr… Meine Meinung: Vor ein paar Monaten hat mich Nienke Jos mit ihrem Debüt-Thriller „Die Einsamkeit der Schuldigen – Das Verlies“ absolut beeindruckt. Mit der Fortsetzung des Zweiteilers zeigt sie einmal mehr ihr Talent, verworrene und scheinbar lose Handlungsstränge zu einer perfekten Story zusammen zu führen und ihre Leser in die Abgründe menschlicher Seelen blicken zu lassen. Unfassbar gut! „Während man auf den Tod wartet, können sich Minuten schier unendlich hinziehen, während im Kampf ums Überleben jede Sekunde zählt.“ Unglaublich, wie gut es Nienke Jos auch in diesem zweiten Teil gelingt, mich von Beginn an zu fesseln, mich mit ihren Worten zu faszinieren und an die Story zu binden. Wieder beeindruckt sie mit gut arrangierten Wendungen, dunklen Geheimnissen und unterschwelliger Spannung. Der Geschichte zu folgen ist wie das Erklimmen einer Serpentinenstraße an deren Ende man vor einem Abgrund steht, der das Grauen der menschlichen Seele offenbart. Es gibt kein Gut, kein Böse, kein Schwarz oder Weiß, die Grenzen verschwimmen, verschmelzen miteinander wie das Schicksal der einzelnen Personen in diesem perfiden Theaterstück. Die Autorin hat ein Händchen dafür, subtiles Grauen zu inszenieren und eine spannungsvolle Atmosphäre zu schaffen und wieder fühle ich mich stellenweise wie ein Voyeur, der den Blick nicht abwenden kann. Wieder treibt mich die Handlung, die trotz der Spannung und einer gewissen Boshaftigkeit ohne viel Blutvergießen und Actionszenen auskommt, vorwärts, bis hin zu einem leisen, stimmigen und für mich doch großartigen Finale. Doch was wäre eine perfekte Story, ohne starke und prägnante Protagonisten! Egoistisch, schwach, schuldig, rachedurstig. Nienke Jos hat bekannte Charaktere weiterentwickelt und neue Personen gekonnt in Szene gesetzt. Besonders eine Figur hat es mir angetan. Auf der einen Seite voll kindlicher Unschuld, auf der anderen grausam und berechnend, die Charakterzüge von Titus haben mir definitiv Gänsehaut über den Rücken gejagt. Mein Fazit: „Die Einsamkeit der Schuldigen – Der Abgrund“ von Nienke Jos ist Thrillerkost vom Feinsten und ein gelungener Abschluss des Zweiteilers. Wieder baut die Autorin unterschwellige Spannung auf und führt vermeintlich lose Handlungsstränge stimmig zusammen. Perfide, abgründig und eindringlich erzählt, eine Story, der man sich nicht entziehen kann. Ein absolut empfehlenswerter Thriller! Bitte mehr davon Nienke Jos!

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