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Sarang

Posted on 5.2.2020

Inhalt: Vier Jahre sind vergangen, seitdem Theodoras Kinderfreund Donovan verschwand. Vier Jahre, in denen sie durch die Hölle ging, sich wieder gefunden und sich schließlich ein neues Leben aufgebaut hat. Doch plötzlich ist er wieder da, aber er spricht nicht. Und ein vier Jahre alter Fall wird aufgerollt, der vielleicht vor Gericht gehen wird. Aber Theo ist nicht bereit dafür, denn sie stellt fest, dass hinter Donovans Verschwinden wesentlich mehr steckt, als sie jemals geahnt hätte. Das sowohl sein Verschwinden als auch sein Auftauchen ein schwarzes Geheimnis ans Tageslicht zu bringen drohen. Ein Geheimnis, das in ihrem Inneren wie eine hässliche Narbe brennt und verdorrt. Denn vielleicht ist sie sogar Schuld an seiner Entführung? Meine Meinung: „My Life in Circles“ hat mich durch die starke und eindringliche Erzählstimme der Protagonistin Theodora sehr berühren und letztlich auch überzeugen können. Brandy Colbert hat in ihrer Handlung permanent Spannung aufgebaut und dennoch war ich nach der ersten Hälfte etwas skeptisch, da es kein richtiges Vorwärtskommen gab. Viele Rückblenden machten einem die gegenwärtige Situation zwar verständlicher, aber ich fand es viel spannender weiterzugehen. In der zweiten Hälfte hat Brandy Colbert durch einen exzellenten Spannungsbogen überzeugt. Plötzlich kamen die vorher sorgsam drapierten Steine ins Rollen und drohten alles, auch mich als Leserin, zu zermalmen. Kunstvoll führte die Autorin alle Fäden zusammen. Neben Entführung, sexuellem Missbrauch, Erwachsenwerden und seinen Platz im Leben finden, geht „My Life in Circles“ auch auf Rassismus, Liebe und Essstörungen ein. Dazu sei verraten, dass die Autorin nicht alles bis ins kleinste Detail auswalzt und dennoch erscheint nichts hiervon oberflächlich. Tatsächlich werden manche Aspekte nur grob gestreift und dennoch passt es perfekt in diese Geschichte. Brandy Colberts Schreibstil malt schnörkellos Bilder in den Kopf. Man sieht einen Ballettsaal, in denen sich junge Menschen tummeln und auf der Spitze alles geben, für die das Tanzen die größte Leidenschaft ist und die sich schon ewig kennen und dennoch irgendwie miteinander konkurrieren. Und man sieht ein Klavier in der Ecke des Saales stehen, an dem Hosea sitzt, und spielt. Hosea von Theos Schule, der sie so zu verstehen scheint, wie kein anderer und der glühende Blicke durch den ganzen Saal schießt. Das Beste war für mich tatsächlich das Ende. Es birgt kein klassisches Happy End, endet aber auch nicht mit dem größten Drama aller Zeiten. Es ist recht schlicht, äußerst logisch und einleuchtend und damit so realitätsnah wie nur irgendwie möglich. Endlich einmal ein Buch, das den Mut besitzt, nicht das Happy End, sondern einen anderen Weg einzuschlagen. Fazit: „My Life in Circles“ ist ein facettenreiches Buch, das mit einem eindringlichen Erzählton besticht und durch Spannung auf voller Länge überzeugt. Ein Coming of Age Roman, der unbedingt ins Buchregal gehört!

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