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wandanoir

Posted on 5.2.2020

Schreibweise ähnelt einem Polizeibericht. Wisting, der Ermittler, wird von seiner normalen Arbeit abgezogen und muss einen Fall bearbeiten, bei dem das Versterben eines bekannten Politikers eine Rolle spielt. Eigentlich geht es nicht direkt um dessen Tod, sondern darum, was dieser in einer abgelegenen, recht noblen „Hütte“ auf dem Land, aufbewahrte. Man erfährt schnell, was das ist. Bleibt die Frage nach dem Warum, den Hintergründen und überhaupt ;-). Der Fall ist im Prinzip unspektakulär und die Ermittler sind es auch. Ich mag normalerweise unaufgeregte Kriminalgeschichten, aber hier war mir zu viel Alltag. Dass Wisting eine Tochter hat, Line, die Journalistin ist und bei den Ermittlungen hilft, ist soweit noch in Ordnung. Es interessiert aber Null, wie häufig Amalie, die Enkelin, nicht schlafen kann, bei Wisting schläft, bespielt wird, vom Kindergarten abgeholt werden muss und wie oft man einen Löffel neben den Teller legt (und dergleichen). Auch wird pausenlos genickt oder umgeblättert oder whatsoever. Letztlich ist aber vor allem die Schreibweise zu simpel, was dem Roman das Genick bricht. Ein Hauptsatz reiht sich an den anderen Hauptsatz, was dem ganzen Geschreibsel einen abgehackten Rhythmus gibt. Wir lesen jedoch keinen Polizeibericht, sondern einen Roman! Konjunktionen und Relativsätze müssten bei jemanden, der Autor sein will, geläufig sein. Sie sind das Motoröl des Romans. Fazit: Ich konnte dem Fall und seiner Schreibweise, seiner Fülle für den Fall irrelevanter Details wenig abgewinnen. Das erste Buch mit Wisting als Ermittler hatte viel mehr von einer Charakterstudie an sich, diesmal ist alles stocknüchtern und leider auch recht langweilig. Romane sollten keine Berichte sein. Mit ganz viel Sympathie für den unblutigen Kriminalroman gibt es noch drei Punkte. Kategorie: Kriminalroman Piperverlag, 2020

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