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marcello

Posted on 5.2.2020

Es ist seltsam, wenn man eine Buchreihe beginnt, die alle anderen schon Jahre zuvor gelesen hat. Man fragt sich unweigerlich, wen interessiert eigentlich noch, was ich jetzt zu sagen habe, denn der Hype ist vorbei. Aber vielleicht ist es manches Mal gar nicht schlecht, wenn man gewisse Bücher nach alle anderen liest, sie mit anderen zeitlichen Begebenheiten abgleichen kann und die Reihe auch einfach durchlesen kann, ohne auf die Veröffentlichung des nächsten Bands warten zu müssen. So geht es mir jedenfalls mit „Die rote Königin“ und hier sind meine Erfahrungen damit. Natürlich sind die mir die Bände schon zum Erscheinen ein Begriff gewesen, aber ich habe damals den Einstieg verpasst und es gab andere Reihen, die meine Aufmerksamkeit wollten und so habe ich Prioritäten gesetzt. Nun liegen diese bei Victoria Aveyard und ihrer fantastischen Welt, was jetzt kein Kompliment sein soll, sondern das Genre meint. Da ich aber nicht up-to-date mit der Reihe bin, muss ich natürlich sagen, dass ich das Dargestellte nicht „neu“ finde, aber es ist für mich jetzt schwer abzuschätzen, ob es das zum originalen Erscheinungstermin wohl wahr, denn der Buchmarkt ist so voll, kreist ständig um sich selbst, so dass Parallelen unweigerlich entstehen. Aber ich sehe das auch gar nicht kritisch, da mir auch im Einheitsbrei ist, eine eigene Stimme einer Autorin zu entdecken und das kann ich für Aveyard nach dem ersten Band definitiv bestätigen. Mir gefällt es sehr gut, dass sie nicht zimperlich ist. Viele Bücher sind in erschreckenden Szenarien dargestellt und trotzdem gibt es zu viele Happy Ends. Wie Suzanne Collins das bei „Hunger Games“ oder J.K. Rowling bei „Harry Potter“ gemacht hat, das wünsche ich mir durchaus öfters und Aveyard zeigt definitiv schon die richtigen Tendenzen. Ebenfalls positiv ist, dass ihre geschaffene Welt sehr gut verständlich ist. In allen Ländern der Erde gibt es die Einteilung zwischen Silbernen und Roten und Erstere haben besondere Fähigkeiten. Die Fähigkeiten richtig zuzuordnen war manchmal etwas schwer und auch abzuwägen, ob das Kräfteverhältnis in den Kämpfen richtig dargestellt wurde, aber alleine die Idee dazu hat mir gut gefallen und war einfach, aber sehr effektiv umgesetzt. Mare hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, denn sie ist von Anfang an eine Kämpferin, die zur Gefangenen wird, aber niemals aufgibt. Auch wenn sie in Fallen tappt und falschen Leuten misstraut, würde ich das nicht als naiv einstufen, weil es dafür aus der richtigen Motivation entsteht. Bei den anderen Charakteren ist es dagegen schwer, so richtig Lieblinge zu finden, denn man merkt schnell, dass wir uns in einer Welt befinden, in der jeder seine eigene Agenda hat, so dass man niemandem vertrauen kann. Selbst Cal, bei dem ich gedacht habe, dass er als der typische männliche Held inszeniert wird, den man einfach lieben muss, bleibt undurchsichtig, weil so ambivalent, dass man ihn nicht richtig packen konnte. Das hat mir einerseits sehr gut gefallen, weil er so zur Spannung beigetragen hat, aber gleichzeitig ist seine Gedankenwelt von zentraler Bedeutung und ich hätte sie gerne an einigen Stellen wirklich ergründet. Den Spannungsbogen des Buchs kann ich überwiegend nur loben, da die Highlights immer wieder geschickt gesetzt wurden und hier zeigte sich eben die fehlende Zimperlichkeit, da es ständig heftig zur Sache ging. Manches Mal sogar mir zu viel. Nur in die Lücken dazwischen war es manchmal zu zäh, aber das waren nur kleine Momente, in denen Mares Gedankenkarussell zu sehr an eine Einbahnstraße erinnerte. Ansonsten war dieses Buch wirklich sehr zügig und dabei mit steter Begeisterung zu lesen. Fazit: Es hat sich für mich gelohnt, auch weit nach allen anderen zu „Die Rote Königin“ zu packen, denn ich kann nun nachvollziehen, warum es einen Hype darum gab. Es ist eine düstere Geschichte, in der ich die letzte Konsequenz gutheiße und auch die Undurchsichtigkeit der Figuren. Gestört habe ich mich nur an technischen Kleinigkeiten, die zum Glück immer auszumerzen sind.

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