Sarang
Inhalt: Calla Tor ist eine Wächterin und das Alphaweibchen der Nightshades. Ihr Leben verläuft perfekt. Sie, ihre Eltern, das ganze Wolfsrudel schützt auf Befehl der Hüter die heiligen Orte vor den Suchern und sie ist dazu auserkoren Ren, das Alphamännchen der Banes zu paaren, um ihre beiden Wolfsrudel zusammenzuführen. Calla hegte nie einen Zweifel an ihrer Bestimmung und fügte sich den manchmal strengen Gesetzen der Hüter und ihren Wünschen für sie und ihre Angehörigen. Doch dann tritt Shay in ihr Leben. Shay ist eigentlich nur ein Mensch und dennoch hat ein Hüter ihn bei sich aufgenommen, ohne Shay in die Existenz der Wölfe, Hüter oder gar Sucher einzuweihen. Aber zwischen Calla und Shay beginnen Bande zu entstehen, denn Shay hinterfragt alles und denkt kritisch. Er findet ihre Art und Weise zu leben nicht richtig. Also recherchiert er und beginnt auch in Callas Gedanken Zweifel an ihrer Bestimmung zu säen. Ist es wirklich richtig ihr die Wahl ihres Partners vorzuschreiben und ihr ganzes Leben in eine Form zu quetschen, an der sie nichts mitentscheiden kann? Was hüten die Hüter für ein wahres Geheimnis und was hat es mit den Suchern wirklich auf sich? Calla ist hingerissen zwischen ihrem Pflichtgefühl dem Rudel und Ren gegenüber, den Gefühlen zu Shay und dem, woran sie ihr ganzes Leben lang geglaubt hat. Ist Shay es wert alles aufzugeben oder ist ein Leben mit Ren nicht doch das richtige? - Denn auch er lässt ihren Puls höher schlagen. Meine Meinung: Ich bin sprachlos angesichts dessen, was mir die Autorin hier präsentierte. Eine Geschichte, wie keine andere, die mich vollkommen begeistern konnte und umhaute. Dies ist Andrea Cremers erstes Werk, was ich „Nightshade – Die Wächter“ gar nicht anmerkte. Andrea Cremer schreibt zwar über die altbekannte Figuren der Werwölfe, jedoch ganz anders, als alle bisherigen Geschichten über diese Rasse zuvor. Sie können sich verwandeln, wann immer sie wollen, ohne an den Mond gebunden zu sein. Das Wesen dieser Tiere und ihr soziales Umfeld, das ganze Gefüge ist komplett anders aufgebaut. Um das zu verstehen und zu ergründen, muss man diese verstörend gute Geschichte einfach gelesen haben. Die Wächter sind hier ganz normale Menschen, die sich in den menschlichen Alltag integrieren und sich nur in ihrer Wächterfunktion oder zu anderen Anlässen in Wölfe verwandeln. Mich hat entsetzt, wie das Verhältnis der Wächter zu ihren Hütern ist. Es könnte ja auch auf der Basis sein, dass die Wächter ein Mitentscheidungsrecht haben dafür, dass sie eben Wächter sind, beschützen und die gefährliche Arbeit erledigen. Stattdessen werden sie beinahe wie Sklaven im goldenen Käfig gehalten und müssen sich den Befehlen der Hüter widerstandslos unterwerfen. Diese entscheiden, wen sie als Gefährten nehmen, wo sie leben und wie sich ihr Rudel nennt. Aber den Wölfen ist das nicht einmal bewusst. Wenn dies alles wenigstens im Sinne der Wölfe geschehe und nur nach ihrem besten gehandelt wird, doch die Hüter nutzen ihre Machtstellung gnadenlos aus. Dabei bin ich richtig wütend geworden. Beide Seiten haben die verdrehte Vorstellung von ehrwürdigen Traditionen, wenn die Wächter wie Sklaven gehorchen und die Hüter befehlen. Ich kann mir vorstellen, dass den Hütern dies alles sehr wohl bewusst ist, sie aber natürlich nichts dagegen tun, um die Macht aus der Hand zu legen, warum auch? Als Gegenspieler der Wächter und Hüter gibt es die Sucher. Ihre Rolle entblättert sich erst mit der Zeit und manchmal habe ich mich gefragt, ob die Sucher nicht nur ein guter Vorwand für die Hüter sind, um die Wächter für sich vor den Karren zu spannen. Dies wird in diesem Band noch nicht aufgeklärt, doch die Handlung ist so rasant und mit prickelnden Worten geschrieben worden, die sich direkt unter meine Haut setzten und mich in wunderbare Stimmungen versetzten, dass mich das nicht weiter störte. Die Charaktere und der ganze sprachliche Stil der Autorin brachten mich beinahe zum Schmelzen. Es kann nie gutgehen, wenn langsam, aber sicher eine Dreiecksbeziehung entsteht, doch hier empfand ich sie als besonders schlimm und dramatisch. Besonders verzwickt für mich, da ich ausgerechnet die Person bevorzugte, die Callas zweite Wahl ist. Ich weiß nicht, woher Andrea Cremer diese Wortwahl nahm, denn ich habe mich derart in die Figuren einfühlen und in die Geschichte hineinsteigern können, wie es selten der Fall ist. Mein Fazit: „Nightshade – Die Wächter“ ist ein Urbanfantasy – Roman, der durch neue Ideen besticht und mit einem grandiosen Schreibstil durch eine packende Handlung und komplizierte Verwicklungen führt. Historische Fakten, gepaart mit Fantasy und atmosphärisch dichter Romanze legen einen wahnsinnig guten ersten Teil einer neuen Serie vor, ohne kitschig zu sein. Die Protagonistin und weitere Charaktere sind sehr tiefgründig aufgebaut und obwohl dieses Genre normalerweise nicht sehr viel Anspruch oder tiefsinnigere Gedanken voraussetzt, werden hier neue Machtgefüge gebildet und die Geschichte regt zum Nachdenken an. „Nightshade“ schlägt alles andere um Längen in sämtlichen Klassen und hat mich maßlos begeistert, eines meiner neuen Highlights, die es wert sind, gelesen zu werden!