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Mel

Posted on 4.2.2020

Ja dieses Buch. Es ist so ganz anders, als ich erwartet hatte. Vor allem, da das Thema ja doch ziemlich harter Stoff ist. Trot dessen lies es sich sehr flüssig weg. Die zumeist kurzen sätze waren dafür sicherlich sehr hilfreich. Sehr interessant fand ich, dass die Kapitel nach Monaten im Jahr 1942 sortiert waren. Dieser Beginn schlüsselte zunächst bedeutungsvolle Momente dieses Zeitabschnitts auf, die jedoch nur durch die Kulisse des Zweiten Weltkrieges mit der Story verbunden waren. Der Anfang der Geschichte ist ein sehr interessanter Einstieg. Es hat mich neugierig gemacht weiter zu lesen. Doch nachdem ich das Buch fertig gelesen gelesen hatte erschien mir der junge Schweizer mit der Farbenblindheit, der von seiner Mutter dadurch „verstoßen“ wurde und im Kriegsgebiet wieder malen möchte und dort ein Aktmodell trifft, was ihn dann im Bus anspricht, irgendwie sehr ausgeholt. Ich „Problematisiere“ das, weil ich die Idee eigentlich meh finde, es mir aber gefehlr hat in diese „Schwarz/Weiß“ Welt herein gezogen zu werden. Ich denke, hätte man die Farbenblindheit mehr gefühlt und in einer intensiveren Präsenz gehabt, hätte es der Geschichte etwas mehr von ihrer nötigen Dramatik verliehen. Mittendrin sagte mir ein Kollege, dass die Kritiken sehr extrem seien. Also las ich sie. Dabei wurde mir erstmal bewusst, dass ich nicht wusste wer Stella Goldschlag ist. Traurig, oder? Ich habe eine Weile recherchiert bevor ich weiter las. Ich konnte einiges Verstehen, was beanstandet wurde, wollte es aber unbedingt erst fertig lesen und mir ein eigenes Bild machen. Tatsächlich stört mich an der Geschichte null, dass diese Thema in eine Liebesgeschichte ummantelt wurde. Ich denke auch nicht, dass es die Vergangenheit verharmlost. Mich hat genervt, dass ich am Anfang (auf Grund meines schlechtes Vorwissens) nicht wisste wer mit „die Angeklagte“ in den abschriften der Militärakten gemeint ist. Oder, dass diese Originalauszüge nichts mit der Geschichte zu tun hatten und alle sehr gleich waren. Man konnte in den entsprechenden Momenten gar nicht so dahin fühlen, weil man noch gar nicht gemerkt hat, wohin es laufen soll. Und damit spreche ich auch den Hauptpunkt an: Mir hats echt an Gefühl gefehlt. Die Dialoge waren manchmal so platt und ohne wirkliche Aussage. Mich nicht reinversetzen. Bis zum letzten der letzten Kapitel. Das Ende, welchem ich nicht vorgreifen möchte, um Spoiler zu vermeiden, hat es mir plötzlich einen Emotionsschlag versetzt, dass ich es selbst kaum glauben konnte. Ja, das Thema ist hart. die Kullisse ist einfach das sensibelste Thema überhaupt, in diesem Land. Vor allem, weil so viele Eckpunkte zeigen, dass da draußen noch genug herumlaufen, die nicht aus der Vergangenheit lernen wollen. Ein bisschen mehr Emotionen hätten meiner Meinung nach sein dürfen. Lange Rede kurzer Sinn. Egal, wie viel Kritik ihr oben drüber gelesen habt und auch, wenn das Buch wegen all dem „nur“ drei Sterne von mir bekommt, kann ich nur empfehlen es zu lesen und einen eigenen Eindruck zu bekommen. Wisst ihr wieso? Weil es mich zum nachdenken gebracht hat und dazu den geschichtlichen Hintergrund zu recherchieren. Und noch immer kreisen tausende Gedanken über die Geschichte und die Vergangenheit in meinem Kopf. Ist es nicht das, was ein gutes Buch schlussendlich erreichen will?

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