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Ladybug

Posted on 4.2.2020

Kettenreaktionen Jen Carter ist 33 Jahre jung und arbeitet seit Ewigkeiten als Buchhändlerin. Klingt langweilig. Hat auch abgefärbt. Eigentlich ist Jen eine tolle Person, hat viele Ideen, kann viel – aber dann verläuft doch wieder alles im Sande, weil sie sich einfach nicht aufraffen kann, ihrem Leben selbst eine positive Wendung zu geben. Das betrifft sogar ihre Beziehung mit Ed. Sie weiß, er ist ein nutzloser Tagedieb, aber irgendwie schafft sie die Trennung nicht. Tja, bis er ihr dann tatsächlich ganz dumm ins Messer fällt. Was nun tun? Dave, der Mitbewohner von Ed, hilft Jen, die Leiche zu beseitigen und die beiden Tüten aus dem Wandschrank zu verstecken. Und dann beginnt eine unaufhaltsame Kettenreaktion, die mehr Änderungen in Jens Leben bringen, als sie je geahnt hätte … Wahnsinn! Dieses Buch liest sich so flott weg und bringt den Leser so oft und so überraschend an den unmöglichsten (und oft auch recht brutalen) Stellen zum Lachen, dass man es am besten nicht in der Öffentlichkeit liest. Auch fragt man sich immer wieder, wie morbide man eigentlich ist, dass man dies und jenes so lustig findet. Aber im Ernst, McLean schafft es so spielerisch, die schlimmsten Situationen so urkomisch zu schildern, dass man selbst Dingen, die man sonst verabscheut, eine gewisse Komik nicht abstreiten kann. Tiefschwarz und abstus ist dies ein Buch, wie kein anderes. Schusselig, rasant und doch trotz allem auch mit viel Herzenswärme, rast Jen durch die Ereignisse. Sie verliert irgendwann selbst den Überblick, woran sie nun tatsächlich schuld ist oder was eine Folge eines vorherigen Ereignisses war und wo nun für alle die beste Lösung liegen könnte. Wie sie auch aus den übelsten Situationen immer wieder herauskatapultiert wird, ist komplett verrückt, aber unbeschreiblich unterhaltsam. Ganz klar – schon allein vom Cover her darf keiner einen „ernstzunehmenden“ Krimi erwarten. Spätestens nach dem Klappentext muss dem Leser klar sein, dass auf ihn etwas wartet, das sich von all den Krimis, die er kennt, ganz gewaltig unterscheidet. Ich finde das wunderbar erfrischend und in all der Absurdität auch noch logisch in sich. Selbst Jen erkennt, wie irre das alles ist, aber ihr bleibt sehr schnell nichts anderes mehr übrig, als sich einfach von den Ereignissen mitreißen zu lassen und gelegentlich ein wenig den Kurs zu beeinflussen. Das Ende ist für mich total überraschend aber auch wunderbar gelungen und geglückt. Ich hatte unfassbar viel Spaß beim Lesen. Es war spannend, gruselig, teils eklig, immer wieder urkomisch – und nie langweilig! Keine abgedroschenen Witze, keine schon zigmal ähnlich gehabten Szenarien, alles frisch und neu und einfach anders. In Schottland ist was los! Schwärzer geht kaum – ich bin begeistert und gebe deshalb die vollen fünf Sterne!

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