Ladybug
Etwas schwacher Start, aber die Reihe ist toll! Leander Lost ist ein Kriminalkommissar aus Hamburg, der im Rahmen eines Austauschprogramms (das nicht jedem gefällt) ein Jahr in Portugal verbringen soll. Er landet in einem Fischerdorf an der Algarve, wo die Menschen sehr speziell sind. Das passt ganz gut, denn Leander ist Asperger mit Inselbegabung und infolge dessen ebenfalls recht speziell. Die neuen Kollegen müssen sich zunächst an Leander gewöhnten und es kommt immer mal wieder zu amüsanten, aber auch dramatischen Zwischenfällen. Mit der Zeit merken die Portugiesen, dass Losts Schwäche auch eine große Stärke beinhaltet … Dieser erste Teil der Leander-Lost-Reihe macht den Leser bzw. Hörer mit den Figuren vertraut. Ich habe tatsächlich mit dem zweiten Band begonnen, fand den genial und wollte deshalb unbedingt noch Band eins kennenlernen. Der ist gar nicht mal so übel, aber ich gebe zu, würde ich Lost nicht in Band zwei so sehr ins Herz geschlossen haben, hätte ich den ersten Band wohl abgebrochen. Hier zieht es sich meiner Meinung nach ein wenig und Losts Inselbegabung, seine Eigenarten und seine Art kommt hier nicht so sympathisch rüber, wie im Folgeband. Über weite Strecken fand ich Leander so nervig und belastend, wie es die meisten seiner neuen Kollegen auch taten. Auch ist es etwas schwierig, dem eigentlichen Kriminalfall zu folgen, da dieser recht im Hintergrund abläuft und mehr das Zwischenmenschliche zum Tragen kommt. Das ist an sich nicht schlecht, aber für einen Einstieg möglicherweise doch anstrengend. Am Ende stellt sich der Fall als völlig anders dar, wie man zunächst hätte annehmen können. Fast wie ein Eisberg: der kleinste Teil guckt oben raus. Da der Kriminalfall etwas unwichtiger und weniger ausführlich, teils sogar quasi nebenbei und mit viel Zufall abläuft, sehe ich die Gefahr, dass Krimifans, die hier einen handfesten Krimi erwartet haben, sehr enttäuscht sein werden. In meinen Augen ist es eher ein Roman mit eingeflochtenen Krimiaspekten. Gar nicht schlecht, aber eben nicht für jeden etwas. Andreas Pietschmann liest das Buch sehr gut ein und verleiht Leander Lost und den anderen Charakteren sehr viel Leben. Das gefällt mir sehr gut. Auch die Gefühle transportiert er wunderbar. Da ich aber weiß, dass mich der zweite Band sehr viel mehr begeistern konnte, kann ich nur einen Stern abziehen. Fazit: Hätte ich mit diesem Band begonnen, bekäme er drei Sterne. Da ich aber weiß, dass sich alles steigert, gebe ich vier Sterne.