Sarang
Direkt vor mir blieb er stehen. Lehnte sich vor, stützte die Hände zu beiden Seiten neben meinem Kopf an die Wand. Nah! Entsetzlich nah! Sein Körper drückte gegen meinen. Luft! Ich konnte mich nicht bewegen. Er beugte sich noch näher. Fänge. Weiß, spitz und scharf. Sein Atem fuhr über meinen Hals, wurde wieder eingesogen; lange, tief. Ich drehte den Kopf weg, begriff zu spät, dass ich meine Kehle entblößte. Wieder sein Atem an meiner Haut. Heiß. Meine Lungen verkrampften sich noch stärker. Ich bekam noch immer keine Luft! Seine Wange streifte meine. War das sein Mund auf meinem Hals? Nein, nein! Bitte! Luft! "Sie hätten dich niemals finden sollen, mi corazón", sagte er direkt neben meinem Ohr. Dunkelheit schlug in meinem Verstand zusammen. S. 37-38 Inhalt: Sie ist die Einzige, die ihn retten kann. Joaquín de Alvaro ist der mächtigste Hexer der Hermandad und damit ihr Patron, doch wie vieles im Leben besitzen Sonnenseiten auch Schattenseiten. Eine Schattenseite der Macht ist die damit einhergehende Veränderung. Wie ein Fluch lastet der Druck auf Joaquín. Ein Fluch, der ihn Nacht für Nacht näher an den Abgrund treibt ein Monster zu werden. Ein Nosferatu, geleitet von Blutgier, Mordlust, Grausamkeiten und animalischen Trieben. Lediglich seine Blutbraut kann ihn vor diesem Schicksal bewahren. Doch Lucinda de Moreira glaubt zu wissen, wie er wirklich ist. Ihre Tante María hat sie alles gelehrt, was sie wissen musste, um vor Angst zu erzittern, wenn er in ihrer Nähe ist. Zusätzlich wird sie immer wieder an den brutalen Übergriff erinnert, indem ihre Tante vor Lucindas Augen zerfleischt und sie selbst ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ihr ganzes Leben ist sie aus diesem Grunde vor ihm geflohen, doch jetzt hat er sie gefunden und fordert seinen Preis ein. Ihre Rolle als Blutbraut und sie weiß, dass er keine Rücksicht auf ihre Gefühle nehmen wird. Ihr Blut ist alles, was er zum Überleben braucht.- Doch was ist, wenn alles, was sie bisher glaubte, nicht der Wahrheit entspricht? Meine Meinung: Eines schönen Tages entdeckte ich dieses Buch von der mir bereits bekannten Autorin Lynn Raven auf einem Blog. Von diesem Moment an tauchte es immer wieder in meinen Gedanken auf und gegen meinen Willen wurde das Verlangen es unbedingt und ganz schnell lesen zu wollen immer größer. Ich hoffte dieses Drängen mit dem Lesen der Leseprobe einzudämmen.- „Pustekuchen“. Es wurde nur noch stärker. Meine Erwartungen nach der Leseprobe und all dieser Sehnsucht in mir nach der Geschichte glichen gigantischen Wolkenkratzern. Doch die Geschichte, die Lynn Raven da kreiert hat, reicht hinein bis in den tiefsten Himmel. Hinein bis in Wolkenschlösser, vorbei an Regenbögen, hinaus aus der Erdumlaufbahn, hinein in Sonnenstrahlen. Wirklich, dieser Roman ist so richtig, richtig genial. Er bildet ein riesiges Gebilde, in dessen Zentrum die Geschichte zweier Personen erzählt wird. Auf diese Beiden und nur auf diese Beiden kommt es letztlich an. Das habe ich erst am Ende begriffen. Begriffen, dass „Blutbraut“ keine Geschichte über das Große und Ganze ist, obwohl auch dieses meisterhaft geschrieben ist, sondern eine Liebesgeschichte, die spektakulär, wenn nicht sogar atemberaubend anmutet. Zwischenzeitlich wartete ich auf einen Knall in der Geschichte. Ich wartete sogar ziemlich lange. (So gesehen warte ich immer noch). Als der Knall ausblieb, war es nicht weiter schlimm, denn Lynn Raven hat „Blutbraut“ nicht mit großem Brimborium erzählt. - Zumindest nicht hauptsächlich und nicht immer. - Sie löste einzelne Situationen durch Zwischentöne, Gefühle, Dialoge, Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonisten und noch anderen Dingen auf, die ich nicht einmal mehr beschreiben kann. Dabei erlebten die Charaktere eine wundervolle Weiterentwicklung, die schillernd und nachvollziehbar die Geschichte vorantreibt und mich wie auf Flügeln dahinschweben ließ. Teilweise wähnte ich mich in dem größten Mafia-Abenteuer meines Lebens. Dieser Begriff fällt zwar nie und vermutlich soll es auch keine Mafia sein, aber manchmal lassen sich eben doch gewisse Parallelen ziehen. Lynn Raven hat die Fantasy-Elemente in diesem Roman sparsam, dafür aber mit sehr viel Kreativität und Fantasie eingesetzt, so dass am Ende durch weniger, ganz viel herauskam. Ich bin noch immer geplättet von diesem mitreißenden Plot, vor allen Dingen aber von diesen so real erscheinenden Charakteren. Jede Facette dieses Romans stimmt von Anfang bis Ende. Selbst der Regen fand seine Begründung und eine schönere Beschreibung wie Regen klingt, fällt und auf die Erde trommelt, habe ich noch nie gelesen. Mein Fazit: „Blutbraut“ ist ein Roman, der mich vor lauter Schönheit zu Tränen rührt. Feinfühlig und wirklich schon an Magie grenzend setzte Lynn Raven Kraft ihrer Worte etwas betörendes in Gang, dem ich mich nicht mehr zu entziehen vermochte. Ein reißerischer Titel mit Spannung, der seine Wirkung nicht verfehlt und mehr hält, als er verspricht und ein Cover, das dem Inhalt gerecht und absolut würdig ist. Ein toller Roman zum Schmökern, ein wahres Highlight in diesem Jahr und vielleicht sogar die beste Neuerscheinung für den nahenden Winter. Ein modernes Märchen über das unbändige Feuer der Liebe, die über das Böse triumüphiert. Eine Liebe, die in jedem von uns schlummert und am Ende unsere eigenen zu Fall bringen kann. Ich hatte permanentes Herzrasen.