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S. J.

Posted on 3.2.2020

Spätestens mit ihrer Reihe "Die Wölfe von Mercy Falls" hat Maggie Stiefvater es geschafft, internationale Bekanntheit zu erlangen und zu einem Renner unter den Jugendbuchautoren zu werden. Auch ich bin ein großer Fan der Schriftstellerin und so war es für mich ein Muss, auch ihr neuestes Buch zu verschlingen. Die Geschichte ist komplett neu und absolut sonderbar. Ich habe noch nie in meinem Leben etwas Ähnliches gelesen, was mich von Anfang an mehr als begeistert hat. Schon allein das Cover und der Titel ziehen einen in den Bann, denn beides ist perfekt auf die Handlung des Buches abgestimmt und somit ein Schmuckstück in jedem Bücherregal. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von knapp 2 Wochen, von dem ersten Capaill Uisce an Land, bis zum Tag des Skorpio-Rennens am 01. November. Die beiden Protagonisten Sean Kendrick und Puck Connolly klären uns abwechselnd über die Geschehnisse auf. Dies ist typisch für die Bücher von Maggie Stiefvater, denn sie werden nie aus nur einer Perspektive geschrieben, was ich außerordentlich gut finde. So bekommt der Leser einen tieferen Einblick in die Gedankenwelt verschiedener Charaktere und man fühlt sich, als wäre man Teil des Geschehens. Puck Connolly ist ein durch und durch mutiges junges Mädchen, das sich sehr überstürzt und unüberlegt bei dem gefährlichen Rennen anmeldet. Erst nach und nach erfährt der Leser, weshalb sie sich zu einer Teilnahme entschlossen hat, und man lernt zu verstehen, weshalb sie so handelt. Doch respektiert zunächst niemand ihren Entschluss und sie steht sehr alleine da. Eine Frau bei den Skorpio-Rennen sehen die Männer als puren Selbstmord an, da jedes Jahr einige bei dem Rennen ums Leben kommen. Puck ist jedoch fest entschlossen und trainiert härter als jeder Mann, was besonders dem jungen Sean Kendrick auffällt, der als einziger hinter ihr zu stehen scheint. Sean Kendrick ist ein eher untypischer Held. Er ist alles andere als perfekt, denn es handelt sich bei ihm um einen verwaisten Jungen, der sich nichts mehr wünscht, als in das Haus seines Vaters zu ziehen und sein geliebtes Wasserpferd Corr zu kaufen. Doch dies gehört dem Pferdetrainier Benjamin Malvern, für den Sean schon seit langer Zeit arbeitet. Gemeinsam sind Puck und Sean zwei herausragende Protagonisten, die man als Leser schnell lieb gewinnt. Sie haben ihre Ecken und Kanten und sind alles andere als perfekt. Handelt es sich bei Puck um ein entschlossenes und mutiges junges Mädchen, ist Sean eher etwas in sich gekehrt und verschlossen. Doch wirken sie auf ihre Art und Weisen sehr authentisch und haben mehr Gemeinsamkeiten, als es zunächst den Anschein macht. Es war traurig das Buch nach der letzten Seite schließen zu müssen und nichts mehr über Puck und Sean lesen zu können. Ein weiterer Punkt, der mich an diesem Buch sehr fasziniert hat, war wie gut ausgearbeitet jedes einzelne Detail ist. Man merkt sofort, wie genau Maggie Stiefvater recherchiert hat. Jedes kleinste Detail der Capaill Uisce ist so genau beschrieben, dass man diese majestätischen Wesen bei jedem geschriebenen Wort direkt vor Augen hat und sich ausgesprochen gut vorstellen kann, welche Wirkung sie auf die Menschen haben und weshalb man sie als so gefährlich einstuft. Es ist fantastisch, dass es noch Autoren gibt, die ihre Geschichten so authentisch darstellen können, dass man von der Bildgewalt beim Lesen förmlich überflutet wird. "Rot wie das Meer" war für mich weniger ein Buch als ein Kinofilm, der sich bei jeder Zeile in meinem Kopf abgespielt hat. Maggie Stiefvater hat es geschafft, dieses verhältnismäßig dicke Buch durch ihren flüssigen und detailgetreuen Schreibstil kurzweilig wirken zu lassen. Es hat mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückgelassen und es ist wirklich schade, dass dies das einzige Abenteuer von Sean und Puck auf der Insel Thisby bleiben wird. Fazit Maggie Stiefvater hat es erneut geschafft, mich durch und durch zu überzeugen. Mit "Rot wie das Meer" hat sie einen sehr lebendigen und magischen Roman erschaffen, der geheimnisvoll und unberechenbar zugleich ist.

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