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Sarang

Posted on 3.2.2020

"Lass mich los!" Verzweifelt versuchte ich seine Hand wegzureißen, mit der er meinen Hals umklammerte. "Ich lass dich nicht los", sagte er. "Du hast verloren. Du hast aufgehört zu kämpfen und mich aus den Augen gelassen." "Bitte, Will, bitte!", keuchte ich mit gequetschter Stimme. Ich bekam kaum noch Luft und geriet in Panik. "Du bringst mich um", schluchzte ich. "Dann mach was dagegen!", brülte er mir ins Gesicht. "Du hast die Kraft dazu! Wenn ich dich loslassen soll, zwing mich dazu!" S. 95 Inhalt: Ellie muss eine Wahrheit ertragen, die seit Jahrtausenden besteht. Sie ist kein normales Mädchen auf einer normalen Highschool mit normalen Freunden. Sie ist ein Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten, nicht von dieser Welt; von Gott gesandt ist es ihre Aufgabe, Dämonen und höllische Bewohner zu vernichten und menschliche Seelen zu schützen. Ellie ist die Preliatin. Will, ihr Beschützer seit einigen hundert Jahren, versucht ihr zu helfen und ihr die Erinnerungen an ihr altes Leben wieder einzuflößen, denn wenn sie stirbt, wird sie in einem neuen Körper wiedergeboren. Doch dieses Mal ist etwas anders. Mit jeder Wiedergeburt verliert sie etwas von ihrer Unbarmherzigkeit und der Natur, die sie ursprünglich war. Mit jeder Wiedergeburt wird sie menschlicher und mit dieser Wiedergeburt hat sie endlich eines begriffen. Will ist nicht nur ihr Beschützer. Ellie mag zwar jung sein, doch ihre Seele ist alt und schon seit Jahrhunderten liebt sie Will. Es beginnt eine zarte Liebe zu wachsen, die nicht sein darf und der Bekämpfung der Apokalypse im Weg steht. Ein zweiter mächtiger Krieg zwischen Himmel und Hölle wird ausbrechen und da ist für Liebe kein Platz. Zumindest nicht zwischen Ellie und Will. Meine Meinung: Der Büchermarkt wird momentan überschwemmt von Mainstreamromanen. Darunter fallen Engelsromane, also auch „Angelfire – Meine Seele gehört dir“ von Courtney Allison Moulton. Beim Lesen war ich sehr gespannt, ob dies eine Geschichte von vielen sein wird oder ob sich diese Autorin zu behaupten weiß. Ich möchte vorneweg nehmen, dass in „Angelfire – Meine Seele gehört dir“ bis auf wenige Ausnahmen, hauptsächlich auf bekannte Themengebiete zurückgegriffen wird und nichts wirklich neues dabei ist. Doch Courtney Allison Moulton hat einen insgesamt sehr lesenswerten Aufguss der bereits vorhandenen Elemente kreiert und dem ganzen durch ihre eigenen Gedanken eine individuelle Note verliehen. Beim Lesen sind mir einige Aspekte aufgefallen, auf die ich nun näher eingehen möchte. Da wären einmal die Verknüpfungspunkte zwischen Realität und Fiktion, die immer wieder erneut die Spannung hochkochen ließen. Ellie lebt als Individuum in der Gesellschaft, als sie mit siebzehn Jahren plötzlich mit ihrem eigentlichen Schicksal konfrontiert wird, muss sie die Balance zwischen Normalität und nächtlichen Dämonenjagden wahren. Dasselbe gilt für die Überschneidungen von Vergangenheit und Gegenwart. Ellie erhält Stück für Stück Erinnerungen und Erfahrungen, die ihre Seele in anderen Leben bereits machte. Wer sich in dieser Materie ein wenig auskennt, wird die Parallelen zu Platons „Reich der Ideen“ ziehen können, was wiederum meinen Blickwinkel auf diesen Punkt positiv veränderte. Ebenfalls in dieser Sparte einzuordnen, ist Ellie als Romanheldin. Mal muss sie als Preliatin, die starke Frauenfigur und Kriegerin verkörpern, obwohl sie als Durchschnittsmensch aufwuchs und auf dieses schwere Leben nie vorbereitet war, dann darf oder muss sie sogar wieder ihre ursprüngliche Rolle als verletzliches Menschenmädchen einnehmen. Ich muss Courtney Allison Moulton die Verbesserung ihres Schreibstils innerhalb dieses Romans sehr zu gute halten. Anfangs wirkte dieser leicht unsauber, doch am Ende merkte ich ihr die anfänglichen Schwächen gar nicht mehr an. Der Titel lässt zunächst auf eine seichte Liebesgeschichte schließen; Eine Liebesgeschichte wird in „Angelfire – Meine Seele gehört dir“ behandelt, jedoch nicht auf die herkömmliche Art und Weise. Die Autorin sparte nicht an blutigen Kampfszenen, detaillierten Schilderungen von Gräueltaten und setzt bei ihren LeserInnen stärkere Nerven voraus. Normalerweise wird die Hölle oft und hauptsächlich mit dem Teufel Luzifer in Verbindung gebracht. Dies ist in dieser Geschichte nicht anders, nur dass der Teufel niemals selbst als Akteur aktiv wird. Courtney Allison Moulton hat sich mehr auf seine Handlanger und alle möglichen bösen Kreaturen verlegt, was mir sehr gefallen hat. In diesem Zuge bleibt einiges offen und ich ahne schon mögliche Spannungsverhältnisse für die Fortsetzung. Es gibt aber auch einige Mängel, die ich nun aufführen möchte. Da wären die sehr sparsam gesäten Hintergründe über den Konflikt von Himmel und Hölle oder warum es überhaupt gefallene Engel gibt. Ich konnte das durch mein vorheriges Wissen sehr gut kompensieren, doch für Einsteiger in dieser Materie könnten einige Fragezeichen und Ungereimtheiten dadurch entstehen. Ein Beispiel ist die Apokalypse. Die Definition solcher mag gleich sein, doch wie es dazu kommt, macht oft den Flair einer Geschichte aus und ich hätte mir da eine kreative Interpretation von der Autorin gewünscht, um in dieser Facette mehr Atmosphäre aufkommen zu lassen. Außerdem ist der Fokus sehr stark auf die Protagonisten gelegt, die zwar im Sinne einer großen Sache kämpfen, doch die wirkt sehr weit von dem entfernt, mit dem Will und Ellie wirklich kämpfen. Will soll vermutlich der geheimnisvolle und mysteriöse, nicht zu vergessen unwiderstehliche und gut aussehende „Boy“ sein, doch seine Gefühle und inneren Konflikte bleiben transparent. Da der Fokus aber eben auf ihn und Ellie gelegt ist, fehlt mir da die Ausarbeitung. Ich habe bereits erwähnt, dass Courtney Allison Moulton ihren Schreibstil im Laufe des Romans deutlich anheben konnte, doch der Inhalt am Anfang litt darunter. So zogen sich die ersten hundert Seiten und manchmal wirkte der Plot zäh. Mein Fazit: „Angelfire – Meine Seele gehört dir“ ist ein spannender Engelsroman, der Altes enthält, jedoch auch neue, durchaus bestechende Seiten birgt, die zum Teil einen tieferen Hintergrund besitzen und dem Roman einen schönen Sinn verleihen. Insgesamt empfand ich manchmal kribbelnde Hochspannung, arbeitete mich mit Euphorie durch den Plot und kann ihn sehr gut empfehlen. Sobald ich mich erst einmal eingefunden hatte, verflog die Zeit schneller als es mir lieb war und ich schwelgte in Courtney Allison Moultons Originellität. Manchmal düster, dann wieder heiter, einfach abwechslungsreich und ein spektakuläres Fantasy-Spektakel, dass einen Versuch für den Auftakt dieser Trilogie im „Page & Turner“ Verlag wert ist.

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