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Sarang

Posted on 3.2.2020

Inhalt: Hanna schwimmt in einem Becken voller Haifische. Das wird ihr so bewusst wie noch nie, als die Bank, für die sie arbeitet, einen wasserdichten Deal platzen lässt, für den sie sich wochenlang 24 Stunden am Tag aufopferte und der endlich ihr endgültiger Start für die Karriereleiter nach oben sein sollte. Ab diesem Moment beginnt sie unangenehme Fragen und kleine Nachforschungen anzustellen. Als bei einem Ermordeten Observierungsmaterial gefunden wird, auf dem Hanna die beobachtete Zielperson ist, fühlt sie sich ihres Lebens nicht mehr sicher. Dann verschwindet auch noch ihre Nichte Leonie, doch die Polizei nimmt das Verschwinden der 15-jährigen zunächst nicht ernst, bis es beinahe zu spät ist. Schnell wird deutlich, dass sich im Hintergrund hohe Machenschaften und Ränke entwickeln, die sich jeglichem Einfluss der kleinen Leute entziehen und deren Motivation die Gier der Menschen ist. Die Gier nach Geld, Macht, Einfluss und einem lukrativen Leben. Meine Meinung: „Schwarzer Schwan“ war mein erster Roman von Horst Eckert und mein erster Roman in diesem Genre überhaupt. Somit fehlen mir jegliche Vergleichsmöglichkeiten, doch bei solch einem durchgängig hochspannenden und gelungenen Roman, brauche ich die auch gar nicht! Ich bin schockiert vom Scharfsinn des Autors, der ein rasches Tempo vorlegte, in der Lage gewesen ist, direkt das auszudrücken, was er sagen wollte und nicht lange um den Kern herumzureden; welcher es nicht nötig hatte künstliche Spannungen, durch einen sinnlos in die Länge gezogenen Plot, zu erzeugen und der mit seiner Brillanz, was Sprache, Charaktere, Handlungsaufbau- und Struktur sowie den Bezug zu unserer Realität angeht, mehr toppte als ich es mir je erträumen ließ. So blieb es beispielsweise nicht durchgängig bei einer einheitlichen Erzählform. Der Autor platzierte in gewählten Momenten mal einen Zeitungsartikel zu im Krimi aktuellen Nachricht, was mit zur Auflockerung und Aufbrechung der herkömmlichen Romanstruktur beitrug. Was Horst Eckert da aufdeckte, war mir grob und in Grundzügen klar oder zumindest flüsterte mir so einiges davon eine geheime, kleine, leise und vorsichtige Stimme in meinem Kopf, da das Thema Politik und ihre Politiker an sich schon eher heikel und prekär ist. Nie hätte ich gewagt, es so direkt zu formulieren wie Horst Eckert es tat. Das hätte einerseits meine Fähigkeiten überschritten und andererseits gibt es Gedanken, die einem im Kopf herumschwirren und die man trotzdem niemals in Worte zu kleiden vermag. Für mich ist der Kurs dieses Romans recht deutlich und zwar ein einziger, extrem gut recherchierter und überzeugend gemachter Vorwurf an die Politik und das, was hinter ihr steht. Doch dabei bleibt Horst Eckert in seinen Erzählungen selbst neutral und überlässt es seinen LeserInnen, sich eine eigene Meinung zu bilden oder genau das in „Schwarzer Schwan“ zu sehen, was sie wollen. Ihr glaubt, es ist langweilig einen Krimi zu lesen, der sich mit dem aktuellen Thema der Eurorettung auseinandersetzt und andere politische Probleme im Detail zerpflückt? Vielleicht bei anderen Schriftstellern, doch Horst Eckert bot durch viele verschiedene Charaktere Abwechslung, zusätzliche Spannungen, einen besseren Einblick in die Materie und mehr Auswahlmöglichkeiten zum Identifizieren mit einer der Figuren. Auf diesem Wege gab es viele Fakten, geschickt und teilweise etwas versteckt gestreut, eine emotionale Komponente, das Durchleuchten verschiedener Schicksale in den unterschiedlichsten Gesellschaftsklassen und sogar eine romantische Liebelei. Dass ich (zum allerersten Mal in meinem Leben sogar), mit meinen ersten Vermutungen bei einem Krimi komplett ins Schwarze traf, schadete der Intensität und der elektrisierenden Atmosphäre überhaupt nicht, da mich der Autor und ich mich selbst weiterhin erfolgreich auf falsche Fährten locken konnten und die Auflösung erst ganz am Ende den ersehnten Aufschluss über die ganze Lage brachte und ich nun endlich wusste, welche „Strippenzieher“ mit ihrem Gift (im übertragenen Sinne) die Welt verseucht hatten. Mein Fazit: Wäre Horst Eckert ein Schneider, würde er in seinem Spezialgebiet der Konkurrenz mit wehenden Fahnen davon fliegen, die exklusivsten, luxuriösesten und schönsten Kleidungsstücke der Welt schneidern, so dass jeder seinen Namen kannte und sich mindestens eine Sache zum Anziehen von dem legendären Horst Eckert sehnslichst im eigenen Kleiderschrank wünschte. Mich hat „Schwarzer Schwan“ von Anfang bis Ende gefesselt, ein höheres Lob und mehr Respekt als diesem Werk kann ich keinem anderen zumessen, weswegen ich meinen Hut ziehe und mich auf die Jagd nach weiteren Romanen des Autors begebe.

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