S. J.
Nina Blazon ist wirklich ein Ausnahmetalent. Es ist vollkommen egal, welche Thematik ihre Bücher behandeln, sie können immer auf ganzer Linie überzeugen. Auch wenn "Silfur – Die Nacht der silbernen Augen" ein Kinderbuch ist, in dem die Protagonisten zehn und zwölf Jahre alt sind, haben auch die erwachsenen Leser einige spannende Lesestunden. Erneut wird schnell klar, wie viel Recherchearbeit in diesem Werk steckt. Blazon gelingt es den Inselstaat bis ins kleinste Detail so zu zeichnen, dass man sich fühlt, als würde man das Abenteuer der Freunde hautnah miterleben und wäre ein Teil von diesem. Man bekommt während des Lesens Fernweh nach einem Land, das man nie zuvor bereist hat und damit kann die Autorin durchaus punkten. Ihre Beschreibungen von Island sind so detailliert und realistisch, dass zu keiner Zeit das Gefühl aufkommt, dass die Geschichte nicht wahr ist. Auch wenn der Protagonist Fabio sehr jung ist, ist er einem sehr schnell sympathisch. Er ist abenteuerlustig und steckt voller Humor, sodass man schon im ersten Kapitel das ein oder andere Mal schmunzeln muss. Das zieht sich durch die komplette Handlung, wodurch die Spannung durch leichten Humor aufgelockert wird und eine fabelhafte Balance geschaffen wird. Schnell wird klar, dass es sich bei Fabio um einen ganz außergewöhnlichen Jungen handelt. Auch wenn die Bewohner Islands der Meinung sind, dass es sich bei Elfen bloß um Legenden handelt, so ist es ihm möglich diese mystischen Kreaturen zu sehen. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um die klassischen kleinen Elfen, wie man sie aus Sagen und Legenden kennt, sondern sie wohnen in Mitten der Menschen, bewegen und kleiden sich wie diese. Ist die Handlung zu Beginn noch sehr mysteriös und geheimnisvoll, so gibt es bald schon unerwartete Wendungen, die man so niemals hätte erahnen können. Die aufgeworfenen Fragen werden beantwortet und Geheimnisse werden offenbart. Auch das wilde Mädchen Elín hat so einige Offenbarungen zu bieten. Doch obwohl die Handlung eher auf Kinder zugeschnitten ist und die Protagonisten sich alle ihrem Alter entsprechend verhalten, kann der Leser, egal in welchem Alter, voll und ganz in die Geschehnisse abtauchen. Ich habe mitgefiebert von Anfang bis Ende und habe einige Charaktere mit Skepsis betrachtet. Man kann kaum erahnen, wem man über den Weg trauen sollte und wem besser nicht. Dieses Mitraten die gesamte Zeit über hat die Geschichte durchweg spannend gemacht, sodass es schwer fällt das Buch auch nur für einen kurzen Moment aus der Hand zu legen. Blazon beschäftigt sich in "Silfur" nicht nur mit zahlreichen Legenden und Sagen des isländischen Glaubens, sondern behandelt ebenso ernsthafte Thematiken, wie den Zusammenhalt einer Familie, das Vertrauen zu anderen Menschen und vor allem die Freundschaft. Denn die Freundschaft zu Elín hat Tom und Fabio stärker werden lassen, als sie es jemals vermutet hätten. Gemeinsam gehen die Freunde durch dick und dünn und wachsen einem ausgesprochen schnell ans Herz. Es fällt nach der letzten Seite schwer von ihnen Abschied nehmen zu müssen, doch vergessen wird man sie mit Sicherheit so schnell nicht. Fazit Mit "Silfur – Die Nacht der silbernen Augen" hat Nina Blazon einen fantasievollen und abenteuerlichen Roman für Kinder erschaffen, der jedoch ebenso Erwachsene begeistern und in seinen Bann ziehen kann. Von Anfang bis Ende wird spannende Unterhaltung mit sympathischen Protagonisten geboten.