S. J.
"Chosen – Die Bestimmte" wurde von sehr vielen Lesern und Bloggern in den Himmel gelobt, weshalb ich sehr gespannt auf dieses Buch war. Schon das Cover hatte mich angesprochen und auch der Inhalt klang relativ vielversprechend, wenn auch nicht neu. Doch ich muss gestehen, dass ich dann doch nach Beenden des Buches ziemlich enttäuscht war und mir einfach weitaus mehr davon versprochen habe. Die Grundidee finde ich durchaus sehr gelungen. Normalerweise bin ich kein Fan von diesen "Internats-Geschichten", da sie momentan in gefühlt jeder zweiten Jugendbuchreihe vorkommen. Allerdings hat mich schlussendlich der Teil mit den verschiedenen Gaben dazu gebracht, dem Buch eine Chance geben zu wollen. Es ist sehr interessant, was sich Rena Fischer alles für unterschiedliche Fähigkeiten für die einzelnen Charaktere ausgedacht hat. Vieles davon ist sehr neuartig, beziehungsweise habe ich darüber bisher nichts gelesen gehabt. Besonders interessant fand ich den Televisionär und hätte mir noch mehr davon gewünscht! Im Grunde wird auf die Gaben und auf deren Herkunft nicht viel eingegangen. Aber ich bin guter Dinge, dass man sich das für Band zwei aufgehoben hat. Es hätte alles so wundervoll werden können, wenn es nicht zu viele Dinge gegeben hätte, die mich gestört haben. Angefangen bei dem Schreibstil, der andauernd zu wechseln scheint. Man bekommt das Gefühl, dass zwei unterschiedliche Personen das Buch geschrieben haben. Sind einige Passagen noch wundervoll bildlich und detailreich, gibt es plötzlich einen Sprung zu kurzen, abgehackten Sätzen. Eventuell hat das einen tieferen Sinn gehabt – falls dies allerdings der Fall sein sollte, hat sich mir dieser nicht erschlossen. Dazu kommen die hellgrau hinterlegten Abschnitte, die Ereignisse aus der Vergangenheit darstellen. Nette Idee, aber es war nicht sehr klug dafür eine so helle Schriftart zu wählen, da diese auf dem Reader extrem schlecht zu lesen war. Wie das im Print dargestellt ist, kann ich nicht sagen, aber auf dem Reader war es mir schlichtweg zu mühselig diese Szenen zu lesen, weshalb ich sie teilweise nur überflogen habe. Das finde ich ziemlich schade, da ich eigentlich gerne Rückblenden lese. Es hätte meiner Meinung nach gereicht einen Absatz zu machen oder den Text einfach kursiv zu hinterlegen – das hätte es fürs Auge weitaus angenehmer zu lesen gemacht. Noch einen Kritikpunkt zum Schreibstil möchte ich an dieser Stelle äußern. Und zwar, dass ich aufgrund merkwürdig aufgeteilter Kapitel oft den Überblick verloren habe, wo und wann wir uns gerade in der Handlung befinden. Es wurde teilweise ohne ein Absatz zu machen, drei Wochen in der Zeit vorgesprungen. Das ist leider sehr verwirrend gewesen und hat meinen Lesefluss enorm gestört, da ich andauernd zurücktippen musste, um zu wissen, was nun Sache ist. Da hätte meinem Empfinden nach ein Absatz zwischendurch gut getan. Leider bin ich auch mit den Charakteren nicht wirklich warm geworden, da ich ihre Gedankengänge und Handlungen an vielen Stellen nicht wirklich nachvollziehen konnte und sie sehr klischeebeladen waren. An einigen Stellen wirkt Emma wie ein aufgewecktes, kluges Mädchen. An wieder anderen Stellen ist sie auf einmal das komplette Gegenteil – weinerlich, naiv und stellt sich nicht gerade schlau an. Man kann das vielleicht auf ihre Gabe einer Emotionstaucherin zurückführen, aber das wird nicht wirklich deutlich gemacht. Auch die männlichen Protagonisten haben mich nicht von den Socken hauen können. Es gibt Kapitel, in denen sie durchaus sympathisch gewirkt haben. Allerdings leiden auch diese unter heftigen Stimmungsschwankungen, die ich als eher nervig empfand. Zudem sind sie alle von zu vielen Geheimnissen umgeben von denen mir persönlich zu wenig aufgeklärt wird. Mir ist durchaus bewusst, dass es sich um eine Dilogie handelt, allerdings hätte man das ein bisschen besser aufteilen können wann was aufgelöst wird. So habe ich das Gefühl, dass im zweiten Band alles ziemlich Schlag auf Schlag passieren wird, um wenigstens zu versuchen alle Geheimnisse aufzudecken, allen Charakteren ein rundes Ende zu verschaffen und den Lesern noch Hintergründe zu geben, was es mit den Gaben auf sich hat und warum manche Menschen diese überhaupt haben. Es hat leider sehr lange gedauert, bis ich mich wirklich in "Chosen – Die Bestimmte" einfinden konnte. Erst bei 65% des Buches bekam ich das Gefühl, dass es etwas an Spannung aufnimmt. Zu Beginn noch hatte ich überlegt, ob ich es vielleicht lieber sein lasse, aber dafür waren mir die Gaben dann doch zu interessant und ich wollte ein bisschen mehr darüber erfahren. Die Schlussereignisse haben mir dann im Endeffekt doch ziemlich gut gefallen. Es wurde ein kleines bisschen Licht in die Dunkelheit gebracht auch wenn natürlich nicht alles aufgeklärt wird. Aber so war das Ende in meinen Augen in Ordnung und hat mich relativ zufrieden gestimmt. Hätte dieser Spannungsbogen früher angefangen, dann würde ich das Buch mit Sicherheit auch besser bewerten, aber so bleibt mir leider nichts anderes übrig als einiges an Punkten abzuziehen. +++++++++++++ Fazit Mit "Chosen – Die Bestimmte" hat Rena Fischer einen Debütroman geschrieben, der von der Grundidee her sehr interessant ist und viel Potenzial geboten hat. Die Umsetzung konnte mich allerdings nicht vom Hocker hauen und auch die Charaktere blieben mir zu unsympathisch. Spannung kam für mein persönliches Empfinden leider erst viel zu spät auf – schade! Dass ist auch Band zwei lesen werde ist bisher eher unwahrscheinlich.