Sarang
Negativ: Schlecht ist, dass ich im Prinzip genau dieselben Plus- und Minuspunkte aufführen kann wie ich bei „Du oder das ganze Leben“ bereits tat!- Das spricht nicht für eine abwechslungsreiche oder abgehobene Geschichte. Dieses Mal empfand ich die Spannung weniger ausgeprägt, da Carlos' Konflikt mit illegalen Geschäften nebenher abläuft. Dieses geschieht dann auf eine Art und Weise, die bei mir den Eindruck erweckte, Simone Elkeles tat dies, weil es nach dem 1. Band so erwartet wurde und zusätzlich zum Schema passt. Natürlich dürfen Alex und Carlos sich ähnlich sein, denn sie sind Brüder, dass sie jedoch beinahe dieselbe Person sein könnten, erscheint unausgeglichen. Sie sehen sich mit derselben Grundproblematik konfrontiert, denken in genau demselben Gedankenmuster und brauchen auch beide ihre große Liebe, für die sie bereit sind alles hinter sich zu lassen und in den Schatten zu stellen. Der Protagonist Carlos vereint sowohl reife und unreife Züge in seinem Wesen. Im Zuge dessen keine „harmonische Figur“ Carlos' Unreife ist unglaubwürdig, da er andererseits sehr reflektiert und verantwortungsbewusst denkt und handelt. Bzw. er ist sich über die jeweiligen Konsequenzen sehr wohl bewusst. Auch gemäß seinem sozialen Hintergrund ist das eine „erzwungene“ Unreife. Positiv: Autorin hat den Handlungsfaden mit 2 Jahren Verschiebung grandios weitergeführt und aufeinander aufbauend einen guten Einblick in die Zwänge und Vorurteile der amerikanischen Gesellschaft gegenüber den mexikanischen Amerikanern gegeben. Dadurch, dass sie den Ort der Handlung etwas verlegte, wird diese Sicht noch erweitert und die Autorin zeigt, welche unterschiedlichen Ausprägungen Rassismus annehmen kann. Die Protagonistin in „Du oder der Rest der Welt“ füllt ihren Rahmen im Roman sehr gut aus, vermittelt Atmosphäre und Lebendigkeit. Ihr gelegentliches Stottern war ein ausgefeilter Wesenszug. Das Lesen und die Handlung erwiesen sich als reizvoller, da Alex im Hintergrund agierte und ich als LeserIn gelegentlich „objektive Blicke“ auf ihn und Brittany erhaschen konnte. Die Fuentes-Brüder und ihr mexikanischer Charme sind nach wie vor unschlagbar und üben einen dunklen Sog aus. Dies beweist der enorme Spannungsbogen des Romans. Abschlusswort: Mein Vorsatz nach „Du oder das ganze Leben“ diesen Teil erst in einigen Monaten zu lesen, hat geschlagene 60 Minuten gehalten. Daraufhin habe ich „Du oder der Rest der Welt“ verschlungen. Somit besitzen diese Romane für mich einfach das gewisse Etwas und etwas Geniales haftet ihnen an. Ob es euch auch diesen Kick beim Lesen beschert, müsst ihr wohl herausfinden! :)