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Sarang

Posted on 3.2.2020

Ich wurde mit jeder Bahn leichter. Bis ich endlich wieder abhob und flog. S. 88 Mika. Für eine Weile dachte ich, dass ich ihn einfach vergessen hätte. Jetzt weiß ich, dass das nicht stimmt. Mika ist in meinem Kopf. Die ganze Zeit. Aber er darf dort nicht sein. Nie mehr. An Mika zu denken, heißt, in seine Augen zu sehen, die so voller Wärme sind. Wie kann ich an Wärme denken, wenn es um Melanie doch so kalt geworden ist? An Mika zu denken, bedeutet Sehnsucht, und Sehnsucht ist Leben. Aber Melanie ist tot. S. 163 Der Inhalt: Jana besitzt ziemlich wenig und hat doch so viel. Seitdem sie durch ein Stipendium das Internat besucht und dort eine professionelle Förderung und Ausbildung im Schwimmen erhält, hat sich ihr Traum beinahe schon erfüllt. Letztlich geht es Jana nicht um das Gewinnen oder den Wettkampf und die Jagd nach Medaillen beim Schwimmen. Sicherlich ist es ein schöner Nebeneffekt und dass niemand - abgesehen von Melanie - mit ihr mithalten kann, schadet auch nicht. Aber Jana möchte nur schwimmen und atmen. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist ihr Leben. Die anderen scheinen das anders zu sehen und ihrem geschmeidigen, eleganten, schnellen Schwimmstil zu misstrauen. Die Einzige, die sich überhaupt mit „Der Stipendiatin“ abgibt, ist Melanie. Das schmeckt den anderen noch weniger. Denn Melanie ist beliebt, Melanie ist schön und beinahe auf derselben Leistungsstufe wie Jana. Doch dann ist Melanie tot und die wildesten Verdächtigungen beginnen. Niemand hat sie wirklich gekannt und auch Jana hat große Probleme das Puzzle rund um ihren Tod richtig zusammenzusetzen. Je näher sie der Lösung kommt, umso gefährlicher wird es für sie selbst. Melanies Bruder Mika fleht sie an, aufzuhören, solange es noch geht und obwohl ihr Herz in seiner Gegenwart so heftig klopft, muss Jana weiter forschen. Denn sie möchte wieder schwimmen und atmen können. Denn es ist das Einzige, was sie hat. Spannung, Schönheit, Tempo und Authentizität in formvollendeter Perfektion miteinander vereint Selten bekommt man das Glück eine Geschichte zu lesen, von der man denkt, dass man sie – wäre man dazu in der Lage – ganz genauso geschrieben hätte! Von der ersten bis zur letzten Sekunde war ich gefesselt. Jutta Wilke hat eine grandiose und einmalig funkelnde Geschichte kreiert, die auf vielen Ebenen zu bestechen weiß. „Wie ein Flügelschlag“ ist realitätsnah, unglaublich spannend, abwechslungsreich, wird getragen von authentischen Charakteren und spricht viele Aspekte an, mit denen sich die LeserInnen furchtbar leicht identifizieren dürften. Die Bedeutung des Covers und Gestaltung des Buches wird schnell ersichtlich. Denn die Protagonistin Jana fühlt sich beim Schwimmen so als ob sie flöge und frei von allem wäre, was sie belastet und worum sich ihre Gedanken drehen. Gerade das Wie ein Flügelschlag wird immer wieder aufgegriffen, so dass zwischen einzelnen Momenten eine gute Überleitung und Verbindung geschaffen wird und dieses Werk auf mich sehr harmonisch, gut durchdacht und genial wirkte. Das gilt ebenfalls für andere parallel laufende kleine „Geschichtchen“ und Brücken, die sich nebenher auf das große Ereignis „zuranken“ und ein wasserdichtes Leseerlebnis bescheren. Berührend, bravourös bannend, bezirzend und außerdem brutal ehrlich Noch nie hat mich eine Geschichte so sehr berührt wie Jutta Wilkes zweiter Roman „Wie ein Flügelschlag“. Während ich bei „Holundermond“ schon begeistert war, bin ich bei diesem Roman sprachlos und von dem Geschick der Autorin überraschenderweise überrannt worden. Die Kapitel haben sich in meine Gedanken gebrannt und die Handlung war dermaßen gut gegliedert, dass ich gar nicht anders konnte, als dem stetigen Strom zu folgen und am Ende in einer Wasserkaskade den Wasserfall hinunterzustürzen. Des Weiteren ist die Handlung gespickt von wunderschönen und immer in den Moment passenden Metaphern, so dass in jeder einzelnen Situation die Atmosphäre stimmte. Teilweise habe ich mich gegruselt, weil ich sehr vieles von mir selbst in „Wie ein Flügelschlag“ wiedergefunden habe, speziell von der Figur Jana, die mich durch ihre transparenten Gedankengänge, berechtigten Zweifel, Ängste und ihren unbestreitbaren Mut das Richtige zu tun, von sich überzeugen konnte. Überhaupt hat mich jede einzelne Person in diesem „Stück“ überzeugt, da durch sie vieles angesprochen, manchmal nur kurz gestreift und dennoch mit der nötigen Tiefe behandelt wird. Kurz gesagt bedeutet dies, mit wenigen Worten hat Jutta Wilke sehr, sehr viel ausgedrückt. Wenn aus dem Lesen 'mehr' wird und es nur eines einzigen 'Flügelschlages' bedarf, um sich in eine Geschichte zu verlieben Zwischendurch vergaß ich sogar, dass ich am Lesen war und fühlte mich so, wie Jutta Wilke Janas Gefühlszustand von „Freiheit“, „Fliegen“ und „Schwimmen“ veranschaulicht. „Wie ein Flügelschlag“ setzt sich mit dem Druck von Leistungssportlern und der Konkurrenz unter solchen auseinander. Außerdem damit, wie manche Menschen in jungen Jahren durch überforderte Elternteile dazu gezwungen sind, frühzeitig Verantwortung zu übernehmen und z.T. darunter leiden, schneller als andere Jugendliche erwachsen zu werden. Gleichzeitig zeichnet Jutta Wilke gerade in diesen (sozialen) Bereichen Kontraste, indem sie beide Seiten umzeichnet. Letztlich und das zeugt von Hoffnung, zählt gerade beim Sport – in „Wie ein Flügelschlag“ das Schwimmen – nur die Leistung und dann sind alle, wirklich alle, gleich. Mein endgültiges Urteil: Ich würde am Liebsten Loblieder auf „Wie ein Flügelschlag“ singen, was mir mehr als nur gefallen hat. Niemals, niemals werde ich dieses Abenteuer vergessen, dass beinahe mein eigenes hätte sein können! Mit jedem Satz grub sich die Handlung tiefer unter meine Haut, näherte sie sich meinem Herzen und meiner Seele an. So etwas Wunderbares habe ich selten, wenn überhaupt noch gar nicht gelesen. Ich übertreibe auch nicht, wenn ich behaupte, dass mein Körper dasselbe wie mein Kopf zu empfinden schien, denn ihn überzog eine Dauergänsehaut. Ich habe noch lange nicht alle löblichen Aspekte dieses Jugendbuches erwähnt und könnte noch seitenweise in diesem Schema weiterverfahren, hoffe aber, dass diese kleine Auswahl ausreichend davon überzeugt, Jutta Wilkes Werk unbedingt zu lesen. Wer das Risiko eingehen möchte, um den Wasserfall hinunterzustürzen (natürlich nur im übertragenen Sinne ;-)), wer darüber hinaus gerne Jugendbücher liest, die eine reale Thematik anschaulich aufgreifen und sensibel behandeln und sich nochmals darüber hinaus in ein großes, großes Abenteuer stürzen möchten, sollten keine Sekunde zögern und sich „Wie ein Flügelschlag“ sofort kaufen oder wünschen, aber am Besten sofort lesen. Ich habe dieses Buch geliebt! Ich falle und falle und da, wo der Aufprall meinem Sturz ein Ende Setzen müsse, tut sich der Boden unter mir auf und ich falle weiter. Und die Wahrheit fällt unbarmherzig mir mir, hält mich fest umklammert und denkt nicht daran, mich loszulassen. Melanie ist tot. S. 155

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