annelovesbooks
Wo soll ich nur anfangen ... Tatsächlich war ich beim Kauf der Meinung, dass das Buch ein Einzelband ist. Mittlerweile ist mir klar, dass es sich dabei nur um Wunschdenken handelte. Von der „Glücksbäckerei“ gibt es mittlerweile schon 4 Bände und tatsächlich kann ich sagen, dass ich das nicht einmal schlimm finde. „Die Glücksbäckerei“ ist so ein richtiges Wohlfühlbuch. Vielleicht ist es literarisch nicht sonderlich hoch gestochen, aber das habe ich auch nicht erwartet, als ich mich in die Kinderbuch-Abteilung begeben habe. Ich war auf der Suche nach einer Geschichte, die man mal zwischendurch lesen kann, deren Charaktere gut ausgearbeitet sind und die zum Träumen anregt. Und mit dieser Geschichte wurde mir das alles geliefert. Rose als Protagonistin ist mit ihren 12 Jahren ein sehr lebensfrohes und witziges Mädchen. Ihre manchmal relativ selbst zweiflerische Art gibt ihr diese Authentizität, die mir bei Buchcharakteren ziemlich wichtig ist. Wer mag schon aalglatte Charaktere ohne jegliche Ecken und Kanten? Viel schöner ist es doch, wenn man sich selber mit seinen Makeln auch in Buchcharakteren wiederfindet. Albert schnaufte und keuchte im Hintergrund. Er schleppte sechs Lederkoffer vom Haus in die Einfahrt und lud sie in den Hummer. Einer war voller Kleider, in den anderen fünf befanden sich Gläser mit Madagaskar-Zimt und getrockneten Elfenflügeln, besondere schwarze Zuckersorten aus einem Wald in Kroatien und die eingefangenen Sprüche, geflüstert von Ärzten-, dazu noch Dutzende von alltäglichen oder geheminisumwitterten Dingen. Auch Roses Geschwister haben die volle Aufmerksamkeit der Autorin bekommen, wodurch Charaktere entstanden sind, die - jeder für sich - einzigartig und trotzdem glaubhaft sind. Kathryn Littlewoods Schreibstil sorgt außerdem dafür, dass man Seite für Seite mehr in die Geschichte abdriftet und einem vom ersten Satz an das Wasser im Mund zusammen läuft. Das Thema „Familienzusammenhalt“ wird während der ganzen Geschichte von der Autorin besonders betont. Ganz egal, ob damit die Geschwister untereinander gemeint sind, oder die Eltern: Gemeinsam kann alles bewältigt werden, man muss nur mal kurz um Hilfe bitten. Damit hat das Buch auch diesen einzigartigen, moralischen Wert, der für die Zielgruppe meiner Meinung nach sehr gut umgesetzt ist. Wenngleich ... Rose war in den vergangenen paar Tagen auch so etwas wie eine unverfrorene Lügnerin geworden: Sie hatte Tante Lily angelogen, sie hatte Chip angelogen, sie hatte Mr Bastable und Miss Thistle angelogen, und was das Schlimmste war: Sie hatte ihre Eltern angelogen. [S.140] Fazit: „Die Glücksbäckerei“ überzeugt nicht nur mit einer interessanten - und vor allem leckeren - Idee, sondern auch mit vielen sympathischen Charakteren und noch mehr Charme. Ein Buch, das zum Eintauchen einlädt und für das man sich am besten schon mal etwas zum Naschen bereit halten sollte!