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Posted on 2.2.2020

Terry Pratchett – bunte Gedanken unter schwarzem Filzhut Die Lektüre von Pratchetts Sammlung an Essays und Reden Aus der Tastatur gefallen – Gedanken über das Leben, den Tod und schwarze Hüte hat mich bestens unterhalten, Neues gelehrt und sie hat meinen Blickwinkel deutlich erweitert. Ich bin kein ausgesprochener Pratchett Fan, trotz meiner Liebe zu humoriger Fantasy und SciFi wurde ich – nach mehrmaligen Anläufen, ich habe es mir nicht leicht gemacht – nie zu einer Scheibenweltleserin. Es gefiel mir nicht, ich fand es zu albern. Eine Lesefreundin gab mir den Rat im Original zu lesen, aber dafür war ich zu bequem. So kannte und goutierte ich nur „Ein böses Omen“ und den „Lange Erde Zyklus„. Ersteres schrieb Pratchett gemeinsam mit seinem Freund und von mir sehr geschätzten Autor Neil Gaiman, zweiteres zusammen mit dem SciFi Fans sicher bekannten Schriftsteller Stephen Baxter. Erst sein Einsatz für das Recht, selbstbestimmt und würdig zu sterben brachte mir Sir Terry, wie er nach seinem Ritterschlag hieß, wieder auf den Schirm. Er starb ein Jahr, nachdem mein Großvater, mit dessen Gesundheit es zu diesem Zeitpunkt bergab ging, sich im Alter von 96 Jahren unangekündigt, wohl aus Angst vor den Reaktionen, in seinem Schlafzimmer erschoss. Er sah keine andere Möglichkeit, diese Welt anständig und in Würde zu verlassen. Ich wünsche mir heute noch, er hätte das auf eine bessere, menschlichere, weniger furchteinflössende, einsamere und brutalere Weise tun können. Terry Pratchett, der 1948 geboren wurde, starb mit nur 66 Jahren daheim im Kreise seiner Familie. Selbstbestimmt, wie er es sich gewünscht hat. Davor nutzte er sein schriftstellerisches Talent, seinen Esprit und seinen wunderbaren weisen Witz wie ich ihn hier in seinen Gedanken vorfand, um Millionen Menschen auf der ganzen Welt in andere Welten zu entführen und ihnen wunderbare Stunden zu schenken. In Aus der Tastatur gefallen erzählt er wie er zu seinem prägnanten Hut kam, wie man Schriftssteller wird, wie er als Atomkraftwerkspressesprecher dazu kam die Scheibenwelt zu erfinden. Man erfährt, weshalb er sich kaputtlacht bei der Erwähnung von „drei voneinander vollkommen unabhängigen Sicherheitssystemen“ und was es mit dem „Fred- Faktor“ in diesem Zusammenhang auf sich hat. Immer wieder reitet er als strahlend wortgewaltiger Ritter aus um die Fantasy und Science-Fiction Literatur gegen ihre Kritiker zu verteidigen. Magischen Realismus nennt er „Fantasy mit Schlips und Kragen“, also „… Fantasy aus der Feder von jemandem mit dem ich auf der Uni war.“ Fast auf jeder Seite in dieser literarischen Reise aus Pratchetts Biographie finden sich zitierenswürdige Gedanken. Manchmal haut er gleich mehrere auf einer Seite raus. Betrachtungen, die es wert sind verbreitet und weitergereicht zu werden. Besonders seine Ratschläge an Buchhändler*innen, die Autoren zur Lesung und Signierstunde laden sind so aberwitzig irre wie hilfreich. Ungläubiges Staunen und lautstarkes Lachen sind nicht zu vermeiden. Auf Bibliothekar*innen hat er eine sehr differenzierte Sichtweise. Einerseits überlegt er sie „Strahlende Jünger der heiligen Flamme der Belesenheit im finsteren Universum der Unterbelichtung“ zu titulieren, an anderer Stelle … ach lest doch selbst! Mir haben es seine Überlegungen zu Weihnachten angetan. Als Atheistin, und gezeichnet durch eine harte Kindheit mit frugalem traditionellem Kartoffelsalat und Saitenwürstchen bin ich diesem Fest von jeher abhold, jedes Jahr wurde es schlimmer. Es ist abergläubisch, vollkommen kommerzialisiert, findet in der dunkelsten fiesesten Jahreszeit statt und verursacht immer einen Haufen zusätzlichen Stress und Wohnungsbrände. Vom Glühwein kriegt man Kopfweh und dann gibt es noch WHAM. Sir Terry aber richtet seinen Blick auf die stillen freien Tage und genießt sie einfach. Pragmatisch und gut. Danke Sir Terry, ich werde das nun beherzigen. Wer wissen möchte was wir Affenmenschen nach Ansicht von Terry Pratchett noch alles auf dem Kasten haben sollten und die Welt gerne aus seiner Perspektive betrachten möchte, oder gerne wüsste, wie man erfolgreiche*r Schrifsteller*in wird, kommt um Aus der Tastatur gefallen nicht herum. In seinem Vorwort zu dieser Anthologie an geistreichen und amüsanten Texten schreibt Neil Gaiman, ein langjähriger Freund und Wegbegleiter Pratchetts, über seinen Freund und was diesem wichtig war. Die Rettung der Orang- Utans, die Liebe zu den Menschen, den Geschichten, Büchern und Wissen. Ein Buchschatz der seinen Ehrenplatz bei den Biographien von seinem Namensvetter Terry Gilliam und John Cleese finden wird und sicher nicht nur einmal gelesen bleibt.

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