Mila
Liliana, du nervst! Die Protagonistin der Geschichte heißt Liliana. Sie ist Studentin und Magierin, sobald der Hohe Rat ihr eine andere magiebegabte Person, die sogenannte Quelle, zuteilt. Ohne Quelle kann kein*e Magier*in zaubern. Die Verbindung zwischen Quelle und Magier*in ist oft sehr innig und Liliana freut sich darauf, bald eine lebenslange Begleitung zu erhalten. Im zweiten Kapitel wird Adaras Geschichte begonnen, die sich von nun an mit Lilianas Geschichte abwechseln wird. Der Sinn dahinter und der Zusammenhang zwischen Liliana und Adara erschließt sich erst 300 Seiten später in einem, ja, doch raffinierten Twist, den ich bis dahin überhaupt nicht vermutet hatte und meine Augen öffnete. Adaras kryptische Geschichte hat mich ziemlich gelangweilt, deshalb zurück zu Liliana. Ihr wurde von klein auf erklärt, sie würde einmal eine mächtige Magierin werden. Das setzt das Mädchen natürlich unter Druck, aber ich vermutete: Sie ist bestimmt eine starke Protagonistin, die kommt klar. Es war in der Tat menschlich sympathisch, dass ihr manche Dinge nicht auf den ersten Versuch gelangen. Aber was war dann? Liliana braucht bei jeder Kleinigkeit Hilfe von außen, entweder von ihrem großen Bruder, zu dem sie nur aufschauen kann und der ja so toll ist und dem es so viel besser geht als ihr und der ja keine Probleme hat. Oder von ihrer Mutter, deren Methode sie vielleicht nicht gut findet, aber nach dem ersten Rückschlag trotzdem sofort auf diese zurückgreift, weil sonst wird sie garantiert für immer und ewig scheitern. Eine starke Protagonistin? Ich erwartete in Liliana eine gefestigte Persönlichkeit, die sich nicht um oberflächliche Meinungen anderer schert. Stattdessen knickt sie ein und befürchtet, sie könnte nicht mehr ernst genommen werden, wenn sie den Quellen mit Menschlichkeit begegnet. Deshalb macht sie einfach das, was sie von klein auf gelernt hat und behandelt die Quellen hochnäsig wie Gegenstände. Obwohl sie das ja eigentlich nicht will. Aber was könnten denn sonst die anderen von ihr denken!? Deshalb wundert es mich, dass sie, als sie mehr als schlüssige Argumente ausgebreitet und lang und breit immer wieder erklärt bekommt, diese nicht verstehen will und an ihrer naiven Meinung festhält. Tja, Mädchen, es gibt Leute, die täuschen dich, obwohl du sie schon dein ganzes Leben lang kennst. Wobei – es tut mir Leid, ich vergaß, dass du es mit dem selbständigen Verstehen nicht so drauf hast und deshalb eine Zicke sein musst. Mir fällt auf, ich bin noch gar nicht weiter auf den Inhalt eingegangen. Moment, das hole ich kurz nach: Es gibt diesen Hohen Rat, der die Magier*innen zu verschiedenen Einsatzorten befehligt, um die Menschheit vor Naturkatastrophen retten. Irgendwann kristallisiert sich heraus, dass der Rat aber irgendwelche Ziele verfolgt und auch mal eine ganze Stadt dafür opfern würde. Mit Lilianas Quelle Chris läuft es am Anfang nicht so gut, weil er zu Beginn ein bisschen seltsam war, Liliana ihn anzickte und er sie scheinbar hasst. Damit habe ich ungefähr die ganze Geschichte zusammengefasst. Als ich ungefähr bei der Hälfte des Buches war, realisierte ich, dass die Einführung noch gar nicht zuende ist und nichts passiert. Im zweiten Teil wurde es dann besser und hoppladihopp wurde bisschen Handlung mitgegeben. Die Geschichte spielt übrigens in Neuseeland, was aber auch nicht wichtig ist, weil außer einem Geysir nichts neuseeländisches passiert. Die Gemeinschaft könnte ihren Hauptsitz genauso gut in Deutschland, Frankreich oder England haben. Hiermit beginne ich also den Abschnitt der Unlogik. Die Magier*innen sehen sich als Beschützer*innen der Menschheit und sind dazu bestimmt, ganz schlimme Naturkatastrophen zu verhindern. Mehr können sie dann auch nicht. Zu kleinen Zaubern wie Feuer, Licht oder Gedankennachrichten und dergleichen benötigen sie Zaubersteine. Die Jugendlichen benutzen aber eine App auf dem Smartphone, denn die Steine sind so was von uncool! Dass die Steine in der Handhabung praktischer sind, ist natürlich egal. Ich meine, wie dumm sieht das denn aus, unauffällig in die Hosentasche zu greifen und einen Stein zu berühren, um zu zaubern. Nein, ich hole mein Handy heraus, hoffe, dass ich noch genug Akku hab und es nicht gerade spinnt. Ich öffne die App und tippe das Feld mit der Gedankennachricht an. Anrufen oder eine kurze SMS schreiben, wenn ich eh das Handy draußen hab, ist ja für Anfänger*innen! Zurück zu den Retter*innen der Menschen! Oft sind Naturkatastrophen nicht so cool, da stimme ich zu. Aber die Menschen brauchen kein Über-Ich, das sie vor jedem Dreck beschützt und zu Luschen werden lässt, wenn alles gut ist. Es wäre natürlich super praktisch, wenn wir durch Magie den Klimawandel stoppen könnten. Aber wenn die Menschheit was verbockt hat, sollte sie auch das Rückgrat haben und die Probleme selbst lösen und nicht auf Mutti warten, die uns aus der Patsche hilft. Bisschen Selbständigkeit tut uns schon gut. Wie es in Romantasy-Büchern so ist, sobald Mädchen und Junge nebeneinander existieren, verlieben sie sich. Deshalb ist es kein großer Spoiler (falls ihr das Buch überhaupt noch lesen wollt), wenn ich verrate, dass zwischen Liliana und Chris was am Laufen ist. Es ist nämlich so: Sie hassen sich irgendwie über alles. Dann zaubern sie und da Magie immer eine starke Erregung zwischen Magier*in und Quelle hervorruft, ist es wichtig, dass sie wie Bonobos übereinander herfallen. Ja, auch Liliana und Chris. Dabei hassen sie sich doch (das muss immer wieder betont werden!) und jetzt wird da plötzliche Liebe draus. Und eigentlich ist doch die Liebe zwischen Magier*in und Quelle sowas von verboten! Es wird zwar nicht erklärt, warum, aber es ist einfach so krass schlimm verboten! Chris macht immerhin eine gute Message deutlich: Ob Frau mit Mann oder Frau mit Frau oder Mann mit Mann oder andere Konstellationen: Muss sowas immer gelabelt werden? Ist doch egal! Insgesamt bleiben die Charaktere jedoch blass und langweilig. Manche werden vielleicht ein bisschen näher behandelt, aber dann doch wieder fallen gelassen. Ein Schreibstil kann Storys oft noch retten: Dieser in "Sternensturm" ist in der Tat flüssig zu lesen und beschreibt die meisten Dinge detailliert und vorstellbar. Speziell und hervorstechend würde ich ihn aber nicht nennen. Was aber tatsächlich cool ist, ist die Tarnung der magischen Gemeinschaft. Die Geschichte spielt schließlich in unserer Welt und das beste Versteck ist bekanntlich dort, wo es am offensichtlichsten ist. Die Menschen halten die Magier*innen deshalb für Mitglieder einer seltsamen Sekte, die aber weiter nicht schlimm ist. Das halte ich für einen interessanten Ansatz. Ebenfalls ist der Schluss recht ansprechend. Ohne richtigen Cliffhanger lässt sich der Auftakt der Dilogie auch einzeln lesen. Trotzdem würde ich gerne wissen, wie es im zweiten Band weitergeht. Vielleicht wächst Lilianas Persönlichkeit? FAZIT "Sternensturm – Das Herz der Quelle" liefert mit Liliana eine zickige, dümmliche Protagonistin, die das selbständige Denken nicht erfunden hat. Adaras Geschichte steht zunächst verwirrend ohne jeglichen Zusammenhang da. Deutlich werden blasse Charaktere und logische Schwächen. Wer einen seichten, oberflächlichen und körperlichen Roman mit Fantasyelementen sucht und sich beim Lesen keine Gedanken macht, trifft mit "Sternensturm" die perfekte Wahl. Ansonsten: Investiert euer Geld anderweitig.