Sarang
In den dunklen Wäldern Frankreichs lauert die Bestie. Der Inhalt: Ende des 18. Jahrhunderts: Thomas Auvry ist als Sohn eines Bürgerlichen wenig ambitioniert sich am Hof einen Namen zu machen. Sein Vater hingegen wünscht für ihn eine vorteilhafte Verbindung, die sie sich auch leisten können. Thomas aber hat nur seine Studien unter de Buffon im Kopf und zeichnet für sein Leben gerne. Doch als in der fernen Provinz eine Bestie monatelang ihr Unwesen treibt, und unschuldige Menschen tötet, stürzt sich Thomas in die Arbeit und auf alles, was mit diesen Vorkommnissen in Verbindung steht. Er stellt Recherchen an, vergleicht verschiedene Tiermerkmale und legt eigene Zeichnungen zu möglichen Tierarten, die „die Bestie“ sein könnten, an. Irgendwann wird es ernst, denn eine Jagd-Delegation soll vor Ort dem Morden ein Ende bereiten. Thomas darf sie als Sekretär begleiten und wird vor Ort nicht nur von den Geheimnissen der verschiedenen Dorfbewohner in seinen Bann gezogen. Auch die junge Gräfin Isabelle d'Apacher wirkt ihre ganz eigenen Reize auf ihn aus... Eine ernste und ausgefeilt, historische Geschichte mit dem französischen Flair In Nina Blazons neuem Werk „Wolfszeit“ handelt es sich entgegen meiner Erwartungen nicht um die Fantasy-Geschichte einer Bestie, sondern vielmehr um historische Geschehnisse, die Nina Blazon galant in ihrem Werk zu einer spannenden und ausgetüftelten Geschichte verwob. Romane über Frankreich aus den vergangenen Jahrhunderten reizen mich seit jeher. Trotz meiner Leseerfahrungen auf diesem Gebiet, hat Nina Blazon mir eine neue Seite und düstere Komponente des französischen Lebens präsentiert, fern des Versailler oder auch Pariser Königshof, obwohl dieser ständig im Hintergrund wie ein Damoklesschwert schwebt. Ebenfalls genoss ich schon immer mehr ihre realen Werke ohne Fantasy und „Wolfszeit“ bildet da keine Ausnahme. Es besticht durch seine Ernsthaftigkeit, raue Natur und dem Aberglauben der Menschen, der normale Tatsachen als wunderliche Phänomene erscheinen lässt. Zwischen Wahn und Realität Diese Erzählung ist ein perfides Spiel auf Leben und Tod, das von den verschiedenen Sichtweisen der Charaktere lebt und es einem als Leserin ermöglicht, den Handlungsverlauf zwischen Wahn und Realität mitzuverfolgen. Es ist nie gewiss, ob es sich gerade um Obsession, Aberglaube, Traum, Schein, Sein, Märchen oder eben die Realität handelt. Das Cover und der dazugehörige Titel „Wolfszeit“ unterstreichen die Stimmung des Romans, geben gleichzeitig aber nicht zu viel preis. Denn neben den historisch eingearbeiteten Fakten, ist eine Liebesgeschichte eingeflochten, die nicht zu kitschig wirkt und im Verhältnis zu den anderen Komponenten stets ausgewogen ist. Einmal mehr stellt Nina Blazon damit ihr schriftstellerisches Talent und ihr facettenreiches Können unter Beweis. Wie ein Schachspiel, Zug um Zug... Das Ende war das reinste Pokerspiel, Höhepunkt und Finale in Einem. Obwohl mir im Vorfeld manche Szenen etwas zu langatmig erschienen, gaben diese Ausführlichkeiten rückwirkend wesentlich mehr Sinn und setzen dieser Geschichte die Spannungskrone auf. Nie im Leben hätte ich mit dem Ausgang gerechnet, den die Autorin anvisierte, so hatte sie vorher doch einer Meisterin gleich Fallen gestellt, die selbst echte Wölfe in ihre Fallen gelockt hätten. Versteckte Hinweise, ein falsch gesätes Wort hier, eine falsch aufgenommene Information dort, verzerrte Halbwahrheiten und schon findet man sich in einem Schachspiel wieder. Mein endgültiges Urteil: „Wolfszeit“ lebt seinen ganz eigenen Charme aus, der von den Gefühlen der Figuren und den Geschehnissen der damaligen Zeit getragen wird. Eine geniale Umsetzung wichtiger Ereignisse, die zwar wenig heiter, aber nervenaufreibend und dunkel, seinen ganz eigenen Sog weben. Eine Empfehlung, an der ich lediglich die selten, aber dennoch z.T etwas langatmigen Passagen kritisieren kann.