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Sarang

Posted on 2.2.2020

Der Inhalt: Francois kann manchmal gar nicht glauben, welches große Glück ihm mit seiner Frau Nathalie beschieden worden ist. Sie ist mehr als er sich jemals erträumte. Doch ihr Glück wird nicht lange halten, denn Francois soll niemals vom sonntäglichen Joggen zurückkehren. Nathalies Welt bricht zusammen. Zwischen Instabilität, Schwermut, Liebe und Erinnerungen gefangen, versucht sie sich ihren Weg zurück ins Leben zu bahnen und ahnt nicht, dass ein eigentlich unbedeutender Kuss ihr Leben komplett auf den Kopf stellt. Was sie mit Francois besaß ist einmalig, doch diese neu aufkeimenden Gefühle sind es ebenfalls. Aber auch mit Charles hat sie nicht gerechnet. Als ihr jahrelanger heimlicher Verehrer, witterte er in Francois Tod endlich seine Chance. So treffen drei Menschen aufeinander, denen große Veränderungen bevorstehen. Eine besonders feine Darbietung aus Autonomie, Gefühlschaos und dem leisen „filmischen Touch“ „Nathalie küsst“ ist ein Roman der besonders feinen Art. Abgesehen davon, dass das Cover der Filmausgabe massiv die eigene Vorstellung von der Protagonistin – sofern einem Audrey Tautou halbwegs vertraut ist - beeinflusst, ist diese Schauspielerin eine gute Wahl in ihrem Typ als Frau. Ob es einem gefällt, dass die Handlungsstruktur sehr „filmisch“ aufgebaut ist und recht viel zwischen aus der Reihe tanzenden Inhalten gesprungen wird, muss jede/r für sich selbst entscheiden. Mir gefiel diese Autonomie der einzelnen Kapitel meistens recht gut, da sie für Abwechslung und überraschende Momente sorgte, welche z.T mit „sinnfreiem“ Wissen zum Amüsement beitrugen, den Esprit der Geschichte unterstützend prägten und so die Handlungsgrenzen über Frankreich hinaus setzten. Zusätzlich unterfüttern auf diese Art und Weise die kleinen Randszenen die Haupthandlung, was dieser insgesamt beeindruckenden Gefühlsdarbietung den runden, um nicht zu sagen, den letzten Schliff verleiht. Das gewisse Etwas und der lebendige Funken der Handlung Es gibt Menschen, die besitzen es und es gibt Romane, die besitzen es. Das gewisse Etwas. Doch nicht nur die Figuren dieser Erzählung sprühen vor lebendigem Charme, auch das Buch für sich gesehen strahlt eine gewisse Erhabenheit aus. Fokussiert auf recht wenige „Spieler“ in der Handlung, reichen diese aus, um den LeserInnen ein reines Gefühl zu übermitteln und flüchtige Einblicke in die Momentaufnahmen eines Lebens zu geben. Der Funke, der gleichzeitig für die Feinfühlig- und Zerbrechlichkeit verantwortlich war, zerstob zum Ende des Buches in den Weiten der Worte. Die Geschichte an sich recht kurzweilig, webt seine Gedanken über das Lesen hinaus, pflanzt sich in die Köpfe der LeserInnen. Aufgrund des erloschenen Funkens büßt „Nathalie küsst“ dennoch leider an Intensität ein, da der Konflikt der Charaktere auf der Stelle zu treten beginnt. Hingegen der Ausgang konterte auf diese schwache Phase mit Stil und Klasse, die mir diesen schwachen Moment beinahe verzeihen lässt. Mein endgültiges Urteil: Eine elegante Geschichte, die sowohl schmerzt, ob es nun der schönen, poetischen Worte und Betrachtungen wegen ist oder wegen des Verlusts, den Nathalie tragischerweise erleiden muss. Gleichzeitig birgt sie eine niveauvolle Komik und hält beständig seine Balance. Eine sich von der Masse abhebende Erzählung, die auf jeden Fall Lust auf den Film bereitet und mindestens zwei Blicke wert ist.

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