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Sarang

Posted on 2.2.2020

Inhalt: Niemand hat geglaubt, dass Roses Mutter wirklich sterben würde, nachdem sie den Krebs schon einmal besiegt hatte. Doch dann passiert es tatsächlich und sie ist einfach weg. Als Rose dann das Survival Kid findet, das ihre Mutter ihr extra hinterlassen hat, braucht sie lange, um sich intensiv mit dem Inhalt zu beschäftigen, der ihr helfen soll, zurück in ihr Leben, in eine Normalität zu finden. Neben einem iPod, Buntstiften und einem Herz als Kettenanhänger, merkt Rose zunehmend, dass es keine Schande ist, auch ohne ihre Mutter wieder lachen zu können und glücklich zu sein. Vorher jedoch muss sie einige Hürden nehmen. In ihrer Beziehung mit dem Footballstar Chris läuft es nicht so gut, ihr Vater ist immer häufiger betrunken und dann hat sich auch noch ihre eher leidliche Großmutter angekündigt. Nicht zuletzt ist da noch Will Doniger, der sich um ihren Garten kümmert und dessen Vater bereits vor zwei Jahren gestorben ist, doch plötzlich sieht Rose in ihm einen Verbündeten und es entwickeln sich zarte Bande zwischen ihnen… Für jede Lebenslage einen Song In „Wie viel Leben passt in eine Tüte“ hat Donna Freitas einen Jugendroman gepackt, der sich mit einer elementaren Fragestellung auseinandersetzt und  anhand eines Einzelschicksals vordergründig den Weg zurück ins Leben beschreibt. Begleitet wird das Ganze von Musik, Spannung, melancholischen Momenten und jeder Menge Erinnerungs und –Bewältigungsarbeit. Für Trauernde vielleicht zu schwere Kost, insgesamt aber eine solide Leistung Donna Freitas Werk war für mich persönlich manchmal etwas schwer zu lesen, weil es mir falsch erschien, Worte der Trauer und die Geschichte über den Verlust von einem Menschen in Worte kleiden zu wollen. Gegen die unzähligen Facetten, die jede/r zwangsläufig anders wahrnimmt, kann ein/e Autor/in nicht gewinnen. So kam es nämlich, dass mir „Wie viel Leben passt in eine Tüte“ teilweise wie eine Aneinanderreihung von verschiedenen Trauerphasen erschien, die die Autorin lediglich abgearbeitet oder auch erwähnt haben wollte. Andererseits bewundere ich Donna Freitas dafür, dass sie den Mut oder auch ebenjene Worte fand, um ihre Gefühle in eine Geschichte zu verpacken, denn offenkundig besitzt „Wie viel Leben passt eine Tüte“ einen autobiografischen Anteil. Eine begleitende musikalische Reise zur Geschichte Um die positiven Züge dieses Romans hervorzuheben, von denen es nämlich so einige gibt, muss man besonders auf die Komponente der Musik zu sprechen kommen: Der Roman ist in größere Jahreszeitenabschnitte gegliedert, die in kleinere Kapitel eingeteilt sind, welche wiederum mit einem Song und Interpreten betitelt sind. Inhaltlich wird damit eine Parallelität erzeugt, denn der Hauptfigur Rose wird von ihrer Mutter etwas im Survival Kit hinterlassen, das mit Musik zu tun hat. Wer Lust hat, könnte sich theoretisch auf eine musikalische Reise, passend zum Romaninhalt begeben, denn auf den letzten Seiten, sind alle Tracks extra noch einmal aufgelistet. Die Beziehung zwischen den Protagonisten Rose und Will ist besonders gelungen, da sie komplett frei von Klischees, einen wirklich schönen Pfad beschreitet, der sich durch Überraschungen, Authentizität und dem Zauber einer jugendlichen Verliebtheit auszeichnet, die vor dem Hintergrund der Trauer umso kostbarer erscheint. Mein endgültiges Urteil: Jede/r ist da unterschiedlich, doch für mich war es eine weniger gute Idee, diesen Roman als eine Art unterstützende „Trauerbewältigung“ zu lesen, da neben einigen Ähnlichkeiten so viele Unterschiede und noch einmal ganz andere Aspekte und Schwierigkeiten thematisiert werden, wenn ein Mensch stirbt und eine Lücke hinterlässt, für die ich vielleicht auch einfach noch nicht bereit gewesen bin. Andere werden mithilfe dieses Romans für sich vielleicht neue Wege entdecken oder „mentalen Ballast“ distanzierter betrachten können. Wer diesen Roman „einfach so“ lesen möchte, braucht gar keine Bedenken haben - sondern sollte im Gegenteil - unbedingt zu „Wie viel Leben passt in eine Tüte“ greifen, denn tief schürfende Romane mit solch Herzblut einer Autorin sind absolut lesenswert!

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