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Sarang

Posted on 1.2.2020

Eine Welt zwischen Sand und Träumen „Du bist die Kerze, Finja, und ich dein Nachtfalter“, S. 447  Der Inhalt: Die 16-jährige Finja lernt den 24-jährigen Chalil auf dem Weihnachtsmarkt kennen. Er ist der Auslandsstudent ihres Vaters und der Erstgeborene Sohn eines Scheichs aus Dubai. Ihre Kulturen könnten nicht unterschiedlicher sein und doch hat es zwischen ihnen gefunkt. Als Finja dann wenig später wie geplant ihren Vater rund um die Weihnachtszeit in Dubai besuchen fährt, trifft sie Chalil wieder und lernt seine ganze Familie kennen. Finjas Gefühle wachsen mit jedem Blick, jeder Berührung und jeder Begegnung. Doch fühlt Chalil überhaupt dasselbe? Chalil, der Unnahbare, dem die Frauen, genauso wie allen anderen Männern in Dubai, nie widersprechen. In Arabien prallen zwei Welten aufeinander, wie Finja zunehmend begreifen muss. Sie hat Schwierigkeiten sich den Gepflogenheiten unterzuordnen. Dennoch ist da dieses Band, das sie zu zerreißen droht, wenn sie ihm nicht nachgibt. Wird es eine Zukunft für Finja und Chalil geben? Eine liebreizende, wie gefährliche Geschichte im fernen Orient Christine Lehmanns Jugendroman handelt von der magischen Zeit der ersten Liebe, die gezwungen durch eine fremde Kultur und ein ganz anderes Verständnis des Zusammenlebens und der Familienbande, ihren Weg scheinbar nicht finden kann. In “Die Rose von Arabien” liegt eine ganze Welt, die einen mitnimmt auf eine malerische, bunte, liebreizende und gleichzeitig gefährliche, bedrängende, und einfach nur unglaublich fantastische Reise. Wie ein Märchenbuch aus "Eintausendundeine Nacht" vermengt Christine Lehmann die Rahmenhandlung mit weiteren Kurzgeschichten, die eine unerträgliche Süße und Vielfalt schaffen. Ich habe selten ein wirkungsvolleres und fesselnderes Buch gelesen, das ohne Fantasy und mit scheinbar ganz wenig Zutaten solch eine große Wirkung ausübt. Unvereinbare kulturelle Unterschiede verflochten mit einer packenden Liebesgeschichte Ein Hauptaspekt sind die kulturellen Unterschiede der westlichen und der arabischen Welt. Spannend und wie selbstverständlich hat die Autorin unzählige Sachinformationen über die muslimische Religion, ihre Traditionen und Kultur eingestreut, dies aber so, dass diese Informationen stets mit einer bewundernswerten Leichtigkeit in der Handlung integriert waren. Ein ums andere Mal bekam ich große Angst aufgrund der Regeln dieses so fernen und schwer zu verstehenden Landes Arabien. Doch nicht alles, was einem dort fremd erscheint, ist zwingend schlecht. So hat Christine Lehmann nebenbei mit einigen Innengestaltung Vorurteilen aufgeräumt. Ich würde mir nach dieser Lektüre niemals anmaßen zu behaupten, ich hätte diese Kultur verstanden oder könnte beispielsweise nachvollziehen, weshalb es den Männern erlaubt ist, 3 Ehefrauen gleichzeitig zu haben. Jedoch hat „Die Rose von Arabien“ mein Bewusstsein erweitert und mich gelehrt, dass man offen bleiben sollte. Denn in der morgenländischen Kultur steckt man nicht drin, solange man sich dort nicht länger aufhielt oder sogar mit ihr aufwuchs. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was Christine Lehmann da alles recherchiert oder anderweitig getan haben muss, um so eindringlich, intensiv und sensationell die Liebesgeschichte zweier Individuen aufzugreifen, die aus unterschiedlichen Kulturen kommen und aus diesem Grund einander so fern bleiben müssen wie Tag und Nacht. Ein authentisches Portrait zweier Charaktere, die sich selbst finden müssen Christine Lehmann hat mit bösen Vorahnungen gespielt, indem die Protagonistin Andeutungen aus der Zukunft heraus abgab und so quasi eine Rückblende entstand. Manchmal erschien mir die Ausgangslage der Handlung ziemlich unrealistisch: Ein 16-jähriges Mädchen, dass schon nach weniger als 7 Tagen davon überzeugt ist, ihren Traummann gefunden zu haben und ihn heiraten zu müssen. Bar jeder Komplikationen, die da durch die arabische Kultur noch auf sie zukommen könnten und um die sie in vielen Aspekten schon weiß. Andererseits ist genau das wieder realistisch: Wenn nicht mit 16, wann glaubt man dann an eine so aussichtslos erscheinende Liebe für die man bereit ist, alles über Bord zu werfen? Obwohl die Autorin in ihren Werken „Der Ruf des Kolibris“, „Eukalyptusmond“ und „Die Rose von Arabien“ immer dasselbe Schema zugrunde legt, gibt es dennoch nicht eine Wiederholung. Die Hauptfiguren sind jedes Mal verblüffend tiefgründig und authentisch ausgearbeitet, weisen aber nicht eine Parallele zu anderen Figuren ihrer Werke auf. Sich in seinen Geschichten jedes Mal aufs Neue so bravourös neu zu erfinden, ist eine Glanzleistung. Mein endgültiges Urteil: „Die Rose von Arabien“ ist ein kaum zu toppender Pageturner, der trotz seines Umfangs schnell verschlungen ist. Die Geschichte ist unerträglich süß, schmerzhaft, abwechslungsreich und so hochbrisant wie aufregend. Für mich stellt dieses Werk den hellen Wahnsinn dar und ich bin überzeugt, dass man sie lesen muss. Sei es, weil man gute Lektüren schätzt, seinen Blick erweitern möchte oder sich gerne von Liebesgeschichten mitreißen lässt.

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