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Sarang

Posted on 1.2.2020

. . . . . . . . . . . . »Inhalt« Sie sind vier Freundinnen. Alle haben sie Sehnsüchte, Verlangen, Wünsche und verborgene Geheimnisse, die ihnen selbst Angst einjagen. Sie können über vieles reden, doch einen dunklen Teil halten sie immer zurück. Dann wird eine von ihnen tot aufgefunden und ihre Freundschaft droht zu zersplittern. Es ist die Geschichte einer Freundschaft, die in lichtferne Labyrinthen führt, einem Mörder auf der Spur ist und zeigt, dass man manchmal auch um sich selbst kämpfen muss... »DIE Überraschung des Jahres!« “Dark Village – Das Böse vergisst nie” ist wohl die größte Überraschung dieses Jahres für mich. Aufgrund des in meinen Augen etwas fragwürdigen Titels und einer Umschlaggestaltung, hinter der sich alles und nichts verbergen kann, hatte ich sehr niedrige Erwartungen an Kjetil Johnsens Auftakt zur Krimi-Soap. Nach nur wenigen Seiten wurde mir jedoch klar: In “Dark Village – Das Böse vergisst nie” steckt nicht irgendetwas, sondern alles drin. Ich habe noch nie, wirklich NIE einen Roman gelesen, in dem unterschiedliche Perspektiven und Zeitebenen dermaßen komplex wirken und dennoch ganz simpel und einfach sind. Diese Umschreibung ist grundsätzlich ein Widerspruch in sich und dennoch hat dieser Autor genau das vollbracht. Dieses ist das erste Indiz für die Genialität dieses Werks. Die Liste lässt sich beliebig lange fortsetzen, doch ich beschränke mich auf lediglich einige Punkte. »Charaktere mit Seele oder wie der Protagonist mit seiner schillernden Rüstung blendet« Kjetil Johnsen baut vier weibliche und einen männlichen Protagonisten ein. In diese bekam ich als LeserIn regelmäßig Einblicke. Tiefe Einblicke. Ich würde meinen, fast schon zu tiefe Einblicke... Die vier Freundinnen kennen sich eigentlich nicht richtig. Sie tanzen umeinander herum, teilen vieles, aber das, was sie teilen sollten, verbergen sie voreinander. Es existieren also auch auf dieser Grundlage mehrere Ebenen und in die hat Kjetil Johnsen mich sanft und übergangslos fließend hin und her gleiten lassen. Es ist wirklich erstaunlich, dass er vier Charakteren eine eigene Stimme gegeben hat. "Seelen", die ich erspüren und verstehen konnte. Es ist schon schwer, nur eine Buchfigur glaubwürdig auszuarbeiten, doch Kjetil Johnsen gelangen gleich vier weibliche Kunststücke. Der männliche Protagonist könnte zudem theoretisch eine alles blendende Rüstung tragen, so sehr stellt er die meisten Protagonisten anderer Storys in den Schatten. “Dark Village – Das Böse vergisst nie” überzeugt also in allen Punkten. »Ein unendwirrbares Knäuel, dessen Enden lediglich der Autor fest in der Hand hält« Neben den Protagonisten gibt es ansonsten noch die Nebencharaktere, die messerscharf durchdacht, alle ihren Platz in dieser spannenden Soap rund um Liebe, Lust, Verlangen, Sehnsucht, Wahrheit, Traurigkeit und Selbstlüge einnehmen. Die Handlung ist schlussendlich der Wahnsinn. Rückblenden, die abartig gut gesetzt sind, so dass mir erst nach einigen Kapiteln auffiel, dass es sich um eine Rückblende gehandelt hatte. Ebene um Ebene und Schicht auf Schicht, Gefühle, auf Gefühle, auf Gefühle, bis alles in einem unendwirrbaren Knäuel enden müsste, das aber nicht kommen wird. Denn Kjetil Johnsen hält alle Fäden und Enden sicher in der Hand. Ich vertraue darauf, dass er in den Fortsetzungen auf ebenso hohem Niveau anknüpft, wie er begonnen hat. Durch die schier unerträgliche Spannung konnte ich mich dem Sog der dunklen und intrigenhaften Geschichte rund um die vier Freundinnen nicht entziehen. »Ein psychotisches Nervenbündel« Es ist schlicht und ergreifend gruselig, wie glaubwürdig das gesamte Konstrukt - samt Figuren - auf mich wirkt. Denn anfangs dachte ich, dass eine Geschichte, bei der von Beginn an klar ist, eine von ihnen wird sterben, ja totlangweilig sein müsste und gar nicht funktionieren könne. Ich habe mich gewaltig geirrt. Gerade das ist das gewaltigste Kopfkino, das es gibt, um einen in ein labiles, psychotisches Nervenbündel zu verwandeln. Welcher Freundin kann ich noch trauen, bei wem würde es mir am wenigsten ausmachen, sie sterben zu sehen? Ja, WER soll sterben? Aber ist das nicht eklig, wenn ich für mich beschließe, dass sie sterben soll, weil es eine sein muss und ich mich mit ihren Macken am wenigsten identifizieren kann? Ja, es ist eklig und ganz schön pervers, was “Dark Village – Das Böse vergisst nie” einmal mehr bravourös gestaltet. Ein durch und durch böses Buch, das auch in den LeserInnen dunkle Gelüste entfesselt... »Mein Fazit« Facettenreich, duster und unerträglich spannend. “Dark Village – Das Böse vergisst nie” besticht durch sanfte Töne, die in mir zu lauten Knallern und Explosionen anwuchsen und geballtes Gefühlschaos anrichteten. Ein zum Niederknien guter Schreibstil, gepaart mit unglaublichen Charakteren und einer Geschichte, die so verboten und böse gut ist, dass sie de facto verboten werden müsste. Kjetil Johnsens Auftakt zur Krimi-Soap ist die reinste Droge. Überlegt euch gut, ob ihr den Wunderhit des Jahres lesen wollt; andererseits: Was gibt es da noch groß zu überlegen??

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