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Sarang

Posted on 1.2.2020

»Der Inhalt« Für diese Mission heißt er Benjamin. Eine Mission, die anders ist, als seine vorangegangenen. Das Töten ist er inzwischen gewöhnt. Sein anonymes Dasein als 'Niemand' als 'Boy Nobody' auch. Doch diese Mission stellt ihn auf eine harte Probe. Er hat statt Monaten lediglich fünf Tage Zeit und obwohl er bestens ausgebildet ist und mit vielen Widerständen rechnet, hat er sein größtes Problem nicht einkalkuliert oder gar im Griff. Seine Gefühle. Ein Kampf beginnt, bei dem es nur Verlierer geben kann. »Psychothriller und Puzzle« “Boy Nobody” ist ein Psychothriller der Superlative. In einem schnellen Tempo bekomme ich Seite um Seite und Kapitel um kurzes Kapitel alle möglichen Fetzen hingeworfen, die ich zusammenpuzzlen muss. Aber nicht kann, also muss ich weiterlesen. Solange, bis ich “Boy Nobody” beendet habe und feststelle: Ich habe noch nie ein so trauriges Buch gelesen, dass es nicht darauf anlegt traurig zu sein, sondern im Gegenteil. "Boy Nobody" betrachtet alles aus einer ziemlich rationalen und nüchternen Perspektive. Diese Perspektive hängt mit der Erzählweise des Protagonisten zusammen, der eine Ausbildung hinter sich gebracht hat, die ihn wie eine kalte Maschine funktionieren lässt. »Ernüchternde Erkenntnis« So traurig wie die Botschaft in “Boy Nobody” ist, so ernüchtert, einsam und kalt lässt es mich zurück. Nichtsdestotrotz ist die Handlung umso spannender und rasanter. Obwohl im Nachhinein beinahe alles in ein logisches Licht getaucht wird, störte ich mich zwischendurch an einigen Unzulänglichkeiten, besonders den Zeitrahmen betreffend. Ich empfand es als unrealistisch, dass “unserem” Boy Nobody in einer solch kurzen Zeitspanne dermaßen viele Sachen passieren, die natürlich alle super in sein Konzept passen und nach Plan verlaufen. Zu schnelle, zu viele Gefühle, die nicht nur von einer Seite auszugehen scheinen. Gerade das Tempo hat mich bei der Stange gehalten, dennoch sollte dafür nicht auf die Logik verzichtet werden. »Sprachlich verbesserungswürdig« Auch die Sprache hat mich nicht immer überzeugen können. Allen Zadoff legt seinem Protagonisten eine zeitgemäße, jugendliche und vor allen Dingen aus Hauptsätzen bestehende Sprache in den Mund und in die Gedanken. Diese ist grundsätzlich nicht verkehrt, doch wenn sich auf diese einfachen Sätze beschränkt wird, sollten manche Informationen nicht fünfach – nur in verschiedenen Variationen – aufgegriffen werden. Das hat mein Leseempfinden gelegentlich gestört, weil ich das Gefühl bekam, der Autor traue mir – traue seinen LeserInnen – kein Denkvermögen zu und betone Wichtiges lieber fünfmal, damit nichts übersehen würde. »Nichts ist so, wie es scheint« Ansonsten ist “Boy Nobody” eine rasante Geschichte, die viel Potenzial zum Nachdenken birgt, noch längst nicht abgeschlossen ist und die ich gerne weiterverfolgen werde. Vor allen Dingen hat sie mich gelehrt, dass nichts so ist, wie es zu Beginn scheint; dass wir Menschen wahre Meister der Schauspielerei sind, unsere Rollen wechseln wie manche ihre Kleider und die Zusammenhänge manchmal größer sind als wir vermuten würden. »Mein Fazit« “Boy Nobody” ist ein Jugendthriller, den ich aufgrund seiner deutlichen Brutalität für etwas Ältere einstufen würde. So direkt, wie das Thema Auftragsmorden – quasi eine moderne Form der Assassinen – aufgegriffen wird, sollten Jüngere es nicht in die Hand nehmen. Hervorzuheben ist der Realismus der Geschichte. Es wird nichts geschönt oder auch nur ansatzweise romantisiert oder durch Verklärung verharmlost. Allen Zadoffs Serienauftakt habe ich unfreiwillig in nur einem Stück verschlungen und es nicht bereut. Ein Roman, der in unsere Zeit gehört und dem ich trotz kleiner Mängel viele LeserInnen wünsche!

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