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Sarang

Posted on 1.2.2020

Das Morgenlicht sieht nirgends so schön aus wie auf seinem nackten Körper. Es formt Hügel und Täler. Er ist gemalt. Vielleicht sollte ich zurückgehen, nur noch für einen Moment. […] Ich gehe nicht zurück. Ich verschiebe es auf morgen. S.11 »Der Inhalt« Als Elena und Rico sich vor der Schule voneinander verabschieden, fordert Elena nur noch einen letzten Kuss von ihm ein. Während er die Straße überquert, zieht sie ihre Hose ein Stück hinunter, weil sie weiß, dass er dann zu ihr zurückkommen wird. Doch beim Umkehren erreicht Rico nie sein Ziel. Ein Auto erfasst ihn und er fällt ins Koma. Rico, der immer lächelte, immer lustig war und so abgründig rein, dass sein Innerstes von innen nach außen leuchtete. Rico, der für Elena schon immer viel zu gut gewesen war. Elena erinnert sich und versucht alles, um ihn mit ihren gemeinsamen Erinnerungen zurück zu holen, allerdings wird sie dabei von ihrer Vergangenheit eingeholt und muss nun etwas verarbeiten, dass sie für immer vergessen wollte. »Zu gut, zu schön und zu unglaublich, um wahr zu sein!« „Was ich dich träumen lasse“ ist eines jener Bücher, die zu schön sind, um die wahren Worte zu finden und die geschockt und sprachlos zurücklassen. Franziska Molls Werk ist sogar zu gut, zu schön und zu unglaublich, um wahr zu sein. Die Autorin gibt der Protagonistin Elena eine den ganzen Körper durchdringende Stimme, in einer Geschichte, die so zerbrechlich ist, dass ich fortwährend glaubte, der Roman würde in meinen Händen zu Staub zerfallen. Dabei ist ihr Stil nicht nur poetisch. Er ist viel mehr. Aus der Ich-Perspektive schildert Elena ihr Leben in der Gegenwart. Dies ist durchwachsen von Rückblenden, die sie (überwiegend) mit Rico erlebt hat. Rückblenden, die einen Stil aufweisen, den ich nicht umschreiben kann und der so besonders ist, dass es mir eine Gänsehaut beschert hat. »Von Gefühlen durchtränkt?« So entsteht beim Lesen nach und nach ein buntes, sich automatisch (selbst) zusammen setzendes Bild. Franziska Moll besitzt dabei die irre Gabe, dass sie das relativ nüchterne Wesen Elenas einfängt, dadurch wenig emotional schreibt, sich an die Fakten hält und dennoch dermaßen intensive Gefühle transportiert, dass ich glaubte, die Buchseiten würden mich komplett mit ihren Gefühlen durchtränken und auf alles abfärben, das ich in die Finger bekomme. Sanfte Fäden, brutale Fakten, grausame Realität und eine Liebe, die mir schier das Herz zu zerreißen drohte, laufen alle unaufhaltsam zusammen. Ich wollte beben, zittern, weinen, lachen, glücklich und traurig zugleich sein. Wie kann Franziska Moll es wagen, etwas beinahe unantastbar Schönes zu kreieren, dieses in eine realistische Schiene zu packen, bei der ich ahnte, wie es endete und dennoch wusste, dass es nicht anders ginge? Franziska Moll war mutig, hat es gewagt, mit der Realität zu konfrontieren und mein Beeindruckt-Sein nimmt noch immer kein Ende. »So kostbar, wie jeder einzelne Moment« Die Grundlage von „Was ich dich träumen lasse“ ist erschreckend banal und zeigt einmal mehr auf, wie kostbar der Moment ist, wie wichtig es ist, jeden Augenblick zu leben und so viel wie möglich zu genießen; das ohne erhobenen Zeigefinger, ohne Moralpredigt oder dass es sich auch nur ansatzweise wie ein vorgehaltener Spiegel anfühlte. Die Autorin hat mich mitträumen lassen, mir eine facettenreiche, mehrschichtige Welt gezeigt, die zwar schwarz ist und in die dennoch immer wieder tausend Lichtstrahlen einfallen. Sie hat Kontraste aufgezeigt und ihren Figuren eine Seele eingehaucht, die ich immer mit mir herumtragen möchte. »Mein Fazit« „Was ich dich träumen lasse“ ist ein moderner, pulsierender und unheimlich kraftvoller Roman über die Leichtigkeit, aber auch die Schwere des Lebens. Über das Fliegen, über Träume, über Verlust, Trauer und Schmerz. Über das, was im Leben wichtig ist und beweist nicht zuletzt, dass das Lesen eines der größten Schätze ist. Ein Buch zum Leiden und Lieben, in dessen Virtuosität ich mich verloren habe. Eine hammerharte Empfehlung. Für mehr reichen mir einfach nicht die Worte.

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