Simone Scamander
Inhalt: Anna Fang lebte glücklich mit ihren Eltern über den Wolken, bis sie von der großen Traktionsstadt Arkangel gefressen wurden. Ihre Eltern kamen um, und Anna führte ein Leben als Sklavin. Doch in der Welt der fahrenden Städte war Anna Fang zu Größerem bestimmt ... Meinung: Es ist kein Geheimnis: Ich LIEBE die Welt der "Mortal Engines" von Philip Reeve! Auch wenn der Film in meinen Augen eine absolute Vollkatastrophe war, kann ich von dem komplexen, mechanischen Weltenbau und den wunderbar facettenreichen Charakteren nicht genug bekommen. Zum Glück muss ich das auch (noch) nicht, denn Philip Reeve scheint sich selbst noch nicht gänzlich von "Mortal Engines" verabschieden zu wollen: Neben einer dreiteiligen Vorgeschichte hat er noch "Night Flights" geschrieben, eine Kurzgeschichtensammlung über Anna Fang. Derzeit plant der deutsche Verlag leider keine Übersetzung der weiteren Bücher, weshalb ich zu den englischen Originalausgaben gegriffen habe. Mit knapp 180 Seiten ist "Night Flights" zwar leider kein Schmöker, der einen über mehrere Tage in die Welt der fahrenden Städte entführt, aber dennoch: Kaum hatte ich die ersten Szenen gelesen, war ich sofort wieder in dem "Mortal Engines"-Universum angekommen. Philip Reeve hat einfach einen tollen, mitreißenden Schreibstil, der einen jedes Mal vollkommen zwischen die Seiten zieht. In "Night Flights" finden sich drei Kurzgeschichten über Anna Fang, die durch eine sehr oberflächliche Rahmenhandlung miteinander verknüpft sind und sich daher wie Erinnerungen lesen. Wir erfahren, wo Anna Fang herkommt, was mit ihrer Familie geschehen ist, wie sie zu der geworden ist, die wir aus der Hauptreihe kennen, und natürlich, wie Anna Fang die Jenny Haniver bekommen hat. Ich muss zugeben: "Night Flights" ist irgendwie nur ein Fanservice für all jene wie mich, die mehr von "Mortal Engines" wollen, und das liest man auch. Man findet natürlich exklusive Einblicke in Anna Fangs Backstory, darf mit ihr ein paar besondere Abenteuer erleben und sie dabei von einer Seite kennenlernen, die man in der Hauptreihe so nicht zu lesen bekommen hat. Für große Fans ist "Night Flights" daher definitiv einen genaueren Blick wert. Im Vergleich zur ursprünglichen Tetralogie sind die Kurzgeschichten aber eher flach, und wäre ich nicht ohnehin so begeistert von Philip Reeves Welt, hätte mich vor allem die letzte Kurzgeschichte wohl eher gelangweilt. "Night Flights" ist also als nette Ergänzung zu betrachten, sollte aber nicht mit zu großen Erwartungen verschlungen werden. Der Kurzgeschichtenband wird durch viele - wirklich viele! - wunderbare Illustrationen von Ian McQue unterstützt, der für die gesamte Coveroptik der Reihe verantwortlich ist. Das lockert die Geschichten nicht nur weiter auf, es lässt einen auch sehnsüchtig daran denken, wie toll es doch gewesen wäre, alle Bände der Reihe mit solchen Illustrationen lesen zu dürfen. Wer weiß? Man wird ja noch träumen dürfen! Fazit: Nice-to-have, aber kein Must-Read: "Night Flights" von Philip Reeve ist eine Kurzgeschichtensammlung, die im "Mortal Engines"-Universum angesiedelt ist und weitere Informationen über die Aviatrix Anna Fang liefert. Als großer Fan der Reihe habe ich meine Freude an den drei neuen Geschichten gefunden, auch wenn ich selbst gemerkt habe, wie schwach sie im Vergleich zur Hauptstory sind. Meinen Lesespaß hat dies nicht gemildert, im Gegenteil: Die vielen Illustrationen von Ian McQue, die sich über das gesamte Buch ziehen, haben das für mich absolut wettgemacht! Dennoch kann ich "Night Flights" nur jenen empfehlen, die sich genauso wie ich als riesigen Fan bezeichnen.