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Simone Scamander

Posted on 1.2.2020

Inhalt: Peter hat den Fuchswelpen Pax vor dem sicheren Tod gerettet und aufgezogen – seitdem sind die beiden unzertrennlich. Peter und Pax verstehen sich ohne Worte, und nur zusammen fühlen sie sich ganz. Aber dann kommt der Krieg und reißt die beiden auseinander. Zwischen ihnen liegen Hunderte von Kilometern und warten tausend Gefahren, doch von ihrer Sehnsucht getrieben, kennen die beiden nur einen Gedanken: den anderen wiederzufinden … (Quelle: Fischer Sauerländer) Meine Meinung: Es gibt Bücher, die man liest, genießt und ins Regal stellt. Und dann gibt es Bücher, die etwas in dir auslösen, dich bewegen, und die du jedes Mal aus dem Regal ziehen musst, wenn du mit dem Finger über die Rücken deiner Bücher streifst. In denen du blätterst, weil du nochmal ihren Worten lauschen willst, die sich so fest in dein Gedächtnis gebrannt haben. Die du ganz fest halten musst, weil ihre Geschichte so viel schwerer in deiner Hand wiegt als das Papier, auf die man sie gebannt hat. Ein solches Buch ist für mich „Mein Freund Pax“ von Sara Pennypacker. Die Geschichte folgt zwei Handlungssträngen, die parallel zueinander verlaufen. Zum einen begleiten wir Peter, der Reißaus nimmt und sich auf den Weg macht, um seinen besten Freund wiederzufinden. Obwohl er noch ein Junge ist, setzt er alles daran, um seinen Fuchs, den er selbst großgezogen hat, wieder in die Arme schließen zu können. Er nimmt alle Gefahren auf sich, den Ruf seines Herzens stets im Fokus seines Handelns. Peter ist ein herzensguter, ehrlicher Junge, der auf diesem schweren Weg viel zu lernen hat – über sich, den Krieg und das Leben. Mit seinem Mut und seiner Tapferkeit hat er sich schnell meinen Respekt verdient. Im anderen Handlungsstrang beobachten wir Pax, den treuen Fuchs, der nicht versteht, warum ihn sein Junge verlassen hat. Pax muss erst lernen, in der Wildnis zu überleben. Wo ist es sicher genug, dass er ruhen kann? Wie kommt er an Fressen, damit er bei Kräften bleibt, bis sein Junge zu der Straße zurückkehrt, an der er ihn verlassen hat? Pax trifft auf andere Füchse, wie die menschenscheue Bristle, den weisen Grey und den kleinen Runt. Sie lehren ihn, was es bedeutet, ein Fuchs zu sein. Sie streifen mit ihm durch die Wälder und Felder, während Pax doch immer nach dem gleichen Geruch sucht: der Fährte seines Jungen. Ein Junge und sein Fuchs, ein unzertrennliches Band. Sara Pennypacker erzählt ihre Geschichte liebevoll, rührend und schmerzlich zugleich. Der Hintergrund, vor dem die Geschichte spielt, schwingt dabei stets in der Atmosphäre mit: Es herrscht Krieg. Und er fordert seine Opfer. „Mein Freund Pax“ beschäftigt sich mit Hoffnung, Mut und Freundschaft, aber eben auch mit Abschied, Verlust und Tod. Es gibt durchaus Szenen in dem Roman, die so intensiv auf mich gewirkt haben, dass ich kurz pausieren musste. Mit dem Lesen aufhören, das wollte ich jedoch nie. Ich wollte – und konnte! – weder Peter noch Pax alleine lassen. Die Geschichte wird umrahmt von wundervollen Illustrationen des Künstlers Jon Klassen. Ihm ist es gelungen, in seinen Bildern die Kindlichkeit der Geschichte einzufangen, ohne dabei zu niedlich zu wirken oder dem Roman seine Ernsthaftigkeit zu nehmen. Die Zeichnungen sind klassisch gehalten, und doch spiegeln sie im Einklang mit dem Roman die Emotionen und die Atmosphäre perfekt wider. Die letzten Seiten zu lesen, war für mich unheimlich schwer. Ich wollte nicht mit der Geschichte abschließen, mich nicht von den Charakteren verabschieden müssen, für die ich mir von der ersten Seite an inständig Glück und Frieden gewünscht habe. Ich wollte sie mit ihren Schicksalen noch nicht alleine lassen, ihnen noch ein Weilchen zur Seite stehen. Nur um sicher zu gehen. Doch der letzte Satz kam, und als ich das Buch schweren Herzens zuschlug, hatte ich ein Lächeln auf den Lippen und Tränen in den Augen. Fazit: So weit war sein Weg gewesen. So weit. (S. 296) Besonders. Einmalig. Intensiv. „Mein Freund Pax“ von Sara Pennypacker ist ein Buch, zu dem ich nur schwer die richtigen Worte finden kann. Für mich war es ein unvergessliches Leseerlebnis, das mich tief berührt und bewegt hat. Ich hoffe inständig, dass euch euer Gefühl irgendwann einmal dazu treibt, nach diesem Buch zu suchen, so wie Peter und Pax einander suchen. Und ich wünsche mir, dass ihr euch findet. Für „Mein Freund Pax“ vergebe ich 5 Lurche.

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